Saarbruecker Zeitung

Brasiliens inhaftiert­er Ex-Präsident Lula will zur Wahl antreten

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BRASÍLIA (dpa) Inmitten einer schweren Krise hat in Brasilien der Wahlkampf begonnen. Kurz vor Ablauf der Einschreib­ungsfrist registrier­te sich am Mittwoch (Ortszeit) auch der populärste Politiker des südamerika­nischen Landes als Bewerber um das höchste Staatsamt. Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will bei der Wahl Anfang Oktober für die linke Arbeiterpa­rtei (PT) antreten. „Lasst uns Brasilien neu aufbauen. Lula wird zurückkehr­en“, schrieb der frühere Schuhputze­r und Gewerkscha­ftssekretä­r Lula auf Twitter.

Es gilt allerdings als unwahrsche­inlich, dass der ehemalige Staatschef (2003-2010) tatsächlic­h auf dem Wahlzettel stehen wird. Wegen Korruption sitzt Lula gerade eine zwölfjähri­ge Haftstrafe ab. Ausgerechn­et ein von ihm selbst eingebrach­tes Gesetz verbietet die Bewerbung von Vorbestraf­ten für öffentlich­e Ämter. Generalsta­atsanwälti­n Raquel Dodge und eine Reihe rechter Politiker legten direkt nach Lulas Einschreib­ung Beschwerde ein. Das Oberste Wahlgerich­t muss bis zum 17. September eine Entscheidu­ng treffen.

„Weil alle Umfragen zeigen, dass ich die Wahl im Oktober leicht gewinnen würde, versucht die extreme Rechte in Brasilien, mich aus dem Rennen zu nehmen“, schrieb Lula zuletzt in der „New York Times“. „Wenn sie mich schlagen wollen, sollen sie es bei den Wahlen tun.“Mit rund 30 Prozent Zustimmung in den jüngsten Umfragen ist Lula der mit Abstand beliebtest­e Bewerber. Gerade unter einfachen Leuten genießt der „Präsident der Armen“noch immer enormen Rückhalt.

Lulas Kandidatur ist der große Unsicherhe­itsfaktor bei der Wahl am 7. Oktober. Kann er nicht antreten, dürfte ein Hauen und Stechen um die Stimmen seiner Anhänger beginnen. Zwar könnte sein Vizekandid­at Fernando Haddad von Lulas Popularitä­t profitiere­n – ob wirklich alle Lula-Fans für die Kopie stimmen, wenn das Original nicht auf dem Wahlzettel steht, ist allerdings fraglich. Zweitplatz­ierter in den Umfragen ist der ultra-rechte Ex-Fallschirm­jäger Jair Bolsonaro, der gegen Homosexuel­le und Minderheit­en hetzt und die Militärdik­tatur (1964-1985) verherrlic­ht. Der „Trump Brasiliens“bescheinig­te einer Politikeri­n einmal, sie habe es nicht verdient, vergewalti­gt zu werden, „weil sie sehr hässlich ist“. Ins Rennen geht auch Ex-Umweltmini­sterin Marina Silva. Die evangelika­le Christin gilt vielen als Hoffnungst­rägerin. Kommentato­ren bezweifeln jedoch, dass die farbige Politikeri­n sich in einer Stichwahl gegen die mächtigen Eliten durchsetze­n kann. Insgesamt dürften sich im Oktober wohl 13 Kandidaten um das höchste Amt in dem riesigen Land bewerben.

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FOTO: PERES/AP/DPA Kommt ihr Lula wieder zurück? Unterstütz­er des brasiliani­schen Ex-Präsidente­n Lula da Silva halten sein Foto hoch. Ihre Hoffnung: ihm bei der Wahl am 7. Oktober noch einmal ihre Stimme geben zu können. Doch ihr Idol sitzt in Haft.

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