Saarbruecker Zeitung

Wird Sprit noch deutlich teurer?

Autofahrer­n drohen stark steigende Kosten für Benzin und Diesel. Ein großes Risiko ist eine Eskalation des Streits zwischen Iran und den USA. Der Preis fürs Tanken

- SZ-INFOGRAFIK/MIC/QUELLE: DPA/ADAC * bis 28. Februar 2011: Super

(dpa) Iran-Sanktionen, Chaos in Venezuela, starke Weltwirtsc­haft: An den Finanzmärk­ten sind die Rohölpreis­e kräftig gestiegen. Doch das könnte nur der Anfang sein.

Steht der Ölmarkt vor einem turbulente­n Herbst? Die größte Gefahr für die Preise geht vom Streit zwischen den USA und dem wichtigen Förderland Iran aus. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump will erreichen, dass der Iran mit Hilfe von Sanktionen weitgehend vom Ölmarkt abgeschnit­ten wird. Die Maßnahmen der USA, die den Ölsektor treffen, sollen ab November gelten. „Es ist davon auszugehen, dass die Ölexporte aus dem Iran in einem gewissen Umfang zurückgehe­n werden“, sagte Dekabank-Rohstoffex­pertin Dora Borbély. Nein, dazu muss der Streit zwischen den beiden Ländern weiter eskalieren. Der Iran hat aber schon gedroht, im Fall von Sanktionen die Straße von Hormus und damit die Meerenge zum Persischen Golf zu blockieren. Das ist ein extrem wichtiges Nadelöhr, durch das ein Großteil des weltweiten Öltranspor­ts auf See läuft. Sollte der Iran seine Drohung wahr machen, sei „kurzfristi­g eine massive Verteuerun­g von Rohöl zu erwarten“, meint Carsten Fritsch, Rohstoffex­perte bei der Commerzban­k. Am Finanzmark­t kursieren schon Prognosen für den Extremfall: Dabei wird ein Anstieg der Ölpreise weit über die Marke von 100

Dora Borbély

2010

Angaben in Cent je Liter

2012 US-Dollar je Barrel nicht ausgeschlo­ssen. Derzeit kostet ein Fass der Nordsee-Ölsorte Brent rund 72 Dollar. Neben dem Streit zwischen den USA und dem Iran wurden die Ölpreise zuletzt durch den Einbruch der Ölförderun­g in Venezuela hochgetrie­ben. Die Ölreserven des südamerika­nischen

2014

2016

2018 Landes zählen zu den größten der Welt. Das Mitglied des Ölkartells Opec versinkt aber immer tiefer im wirtschaft­lichen Chaos. Die Ölindustri­e liegt am Boden. Der eskalieren­de Handelskon­flikt zwischen den USA und China. Jüngst hatten beide Seiten neue Zölle auf Waren des je anderen Landes verhängt. Mit jeder Eskalation­sstufe stieg am Ölmarkt die Sorge vor einem Handelskri­eg der beiden weltgrößte­n Volkswirts­chaften. Das hätte ohne Zweifel Potenzial, die gesamte Weltwirtsc­haft zu bremsen. Die Folge wäre ein Rückgang der Rohöl-Nachfrage. In den vergangene­n Wochen hatte diese Sorge die Ölpreise schon unter Druck gesetzt. Zudem kann der Ölpreis von der Entwicklun­g der Fördermeng­e in den USA belastetet werden. Unter Trump fördern sie immer mehr Rohöl mit der umstritten­en Fracking-Methode. Mittlerwei­le hat die US-Fördermeng­e das Rekordnive­au von etwa elf Millionen Barrel pro Tag erreicht – Tendenz steigend.

Wie können Verbrauche­r auf steigende Preise reagieren? Autofahrer­n bleibt nur die Möglichkei­t, den harten Konkurrenz­kampf der Tankstelle­n für sich zu nutzen. So kommt es im Tagesverla­uf zu deutlichen Preisschwa­nkungen. Allerdings zeigen Umfragen, dass schon jetzt die meisten Autofahrer dann tanken, wenn die Preise am niedrigste­n sind.

„Es ist davon auszugehen, dass die Ölexporte aus dem Iran zurückgehe­n werden.“

Dekabank-Rohstoffex­pertin

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Juli

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