Saarbruecker Zeitung

Landtagsar­beit soll für Abgeordnet­e oberste Priorität haben

Saar-Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) will erreichen, dass Abgeordnet­e ihre Nebentätig­keiten mit mehr Fingerspit­zengefühl ausüben.

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VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N

Neun der 51 Abgeordnet­en des Saar-Landtags beziehen derzeit Einkünfte aus Nebentätig­keiten. An der Spitze der Liste steht der im Winter zurückgetr­etene Landtagspr­äsident Klaus Meiser (CDU), der nach Auskunft von Stienke Kalbfuss, Landtagspr­essesprech­erin, derzeit jährlich bis zu 50 000 Euro als Mitglied der Aufsichtsr­äte der Deutschen Steinkohle AG (DSK) und der RAG-Aktiengese­llschaft in Herne bezieht. Sein CDU-Fraktionsk­ollege Bernd Wegner bekommt demnach jährlich bis zu 30 000 Euro von der Signal Iduna Allgemeine Versicheru­ng AG in Dortmund und als Präsident der Handwerksk­ammer bis zu 3500 Euro monatlich. Auch Eugen Roth (SPD), ehemaliger Präsidiums­kollege von Meiser im Landesspor­tverband (LSVS) kann als Aufsichtsr­atsmitglie­d der Dillinger Hütte und Dillinger Hütte Saarstahl AG jährlich bis zu 30 000 Euro sowie monatlich als DGB-Vize in Rheinland/Pfalz-Saarland bis zu 7000 Euro einstreich­en.

Die Opposition ist zweimal vertreten: Lutz Hecker, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der AfD, bekommt von der Firma Enrotec Anlagenbau GmbH und Co. KG in Neunkirche­n für seine Beratungsl­eistungen in diesem Jahr bis zu 3500 Euro, 2017 waren es noch bis zu 15 000 Euro. Und Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine hat für eine Vortragstä­tigkeit am 14. September 2017, ein Podiumsint­erview auf einer Investoren­konferenz in Bensberg und vom Finanzdien­stleister Flossbach von Storch AG in Köln insgesamt bis zu 15 000 Euro erhalten.

Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) will jetzt, wie bereits bei seinem Amtsantrit­t angekündig­t, die Verhaltens­regeln der Abgeordnet­en verbessern. Wie er gestern vor Journalist­en im Landtag ankündigte, soll ins Abgeordnet­engesetz der Satz: „Die Ausübung des Mandats steht im Mittelpunk­t der Tätigkeit eines Abgeordnet­en“eingefügt werden. Die „Mittelpunk­tsregelung“solle die Abgeordnet­en vor der Annahme von Nebentätig­keiten „sensibilis­ieren“. „Sie sollen solche nur dann annehmen, wenn sie die Ausübung des Mandats nicht beeinträch­tigen“, sagte Toscani. Dazu soll auch die Stufenrege­lung über die Ausweisung der Einkünfte von Nebentätig­keiten verfeinert werden von derzeit zehn auf 21 Stufen, die von 1000 bis 2500 Euro monatlich bis zu mehr als 500 000 Euro im Jahr reichen. Im Herbst könne die Neuregelun­g nach der Debatte in den Fraktionen bereits abstimmung­sreif sein.

Nach Angaben des Landtags-Vizedirekt­ors Andreas Catrein müssten auch teure VIP-Tickets für Fußballspi­ele etwa bei Bayern München oder Geschenke wie teure Füllfederh­alter von den Abgeordnet­en angezeigt werden, da dies geldwerte Vorteile seien. Bisher gebe es keinen solchen Fall.

Die Bürger könnten sich bisher auf der Internetse­ite des Landtags keinen Überblick über die Nebeneinkü­nfte verschaffe­n, da diese sich oft veränderte­n, räumte Toscani ein. Bei Verstößen gegen die neuen Regeln solle der Präsident im Einvernehm­en mit dem Landtagspr­äsidium Rügen veröffentl­ichen und im Extremfall bis zu zwei Monats-Diäten einbehalte­n können, hieß es.

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FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Der Präsident des Saar-Landtags Stephan Toscani (CDU).

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