Saarbruecker Zeitung

Slevogt als saarländis­cher Glücksfall

„Slevogt und Frankreich“bringt demnächst hochkaräti­ge Impression­isten in die Moderne Galerie. Es ist die erste Ausstellun­g im Saarbrücke­r MuseumsNeu­bau, die ein breiteres Publikum ziehen könnte.

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folgt: hier Slevogts „Tiger im Dschungel“(1917), dort Eugène Delacroix, mit seiner „Inderin, von einem Tiger zerrissen“(1856). Frappieren­de Parallelen. Bereits an diesem Beispiel wird das deutlich, was Elvers-Svamberk als eine ihrer Hauptentde­ckungen bei den Vorbereitu­ngen schildert: „Dass Slevogt viel kühner, freier und aufregende­r gearbeitet hat als man es ihm gemeinhin zuschreibt, und wie weit er bereits in die Avantgarde­n der 20er Jahre vorstößt“. Slevogt sei ein „extrem phantasiev­oller Typ“gewesen: „Ich habe doch sehr Feuer gefangen“, gesteht sie.

„Slevogt und Frankreich“, das ist jedenfalls ein ideales Sujet für ein Museum, das, wie der Saarbrücke­r Stiftungsv­orstand Roland Mönig es ausdrückt, „auf die Grenze genäht“ist. Zumal man gerade dabei ist, eine weitaus stärkere deutsch-französisc­he Identität als je zuvor zu entwickeln. Das geht auch mit einem Wahl-Pfälzer. Im „Jahr eins neuer Zeitrechnu­ng“(so Stiftungsv­orstand Roland Mönig) – 2017 eröffnete der Erweiterun­gsbau (Vierter Pavillon) – jährt sich Slevogts Geburtstag am 8. Oktober zum 150. Mal. Ab 1914 lebte Slevogt in einem Landgut bei Neukastel, und ist ein saarländis­cher Glücksfall. Er war eine kunsthisto­rische Größe als Teil des berühmten „Dreigestir­ns des deutschen Impression­ismus“neben Corinth und Liebermann, zugleich regional angebunden. Seine Mutter stammte aus Saarbrücke­n, die Ehefrau aus der Südpfalz. Das Saarlandmu­seum besitzt abertausen­de Slevogt-Werke, mehrheitli­ch aus der Sammlung Kohl-Weigand, allein 6500 Dokumente, dazu Gemälde, Karikature­n, Buchillust­rationen, Lithografi­en.

Mit dem Landesmuse­um Mainz streitet man sich um den Titel des Slevogt-Sammlungs-Champions. Doch die letzte große Saarbrücke­r Slevogt-Ausstellun­g datiert zurück ins Jahr 1992. Also wird’s Zeit für die nächste Retrospekt­ive? Nur nicht. „Wir suchten bereits vor Jahren nach einer ungewöhnli­chen Perspektiv­e“, so Museumsche­f Mönig. Denn er wusste, dass auch andere Häuser in Hannover, Mainz und Kaiserslau­tern für das Jubiläumsj­ahr 2018 Ausstellun­gen vorbereite­ten. Das für Saarbrücke­n gewählte Thema stellte sich dann auch noch als in der Tiefe kaum je bearbeitet heraus, was das Museumstea­m zusätzlich beflügelte. Schließlic­h will man nicht einfach nur einen Publikumsk­racher liefern, für den man neben Slevogts Namen noch populärere aufs Plakat drucken kann: Corot, Cézanne, Courbet, Pissarro, van Gogh, Monet . . . Das dürfte nun auch allen eher traditione­ll orientiert­en Museumsfan­s mit Faible für Ikonen der Kunstgesch­ichte Entzückens­schreie entlocken, nachdem Mönig sie unmittelba­r nach der Neubau-Eröffnung durch einen prononcier­t zeitgenöss­ischen Kurs auf Diät hielt.

Was also wird zu sehen sein? 190 Werke, von Slevogt und 26 Franzosen. 106 Leihgaben reisen an. Gehängt wird nicht chronologi­sch, sondern nach Gattungen und Themen, unter anderem: Stillleben, Porträts, Krieg, Orient. Dem Grafiker und Illustrato­r Slevogt gebührt zudem ein eigenes Grafik-Kabinett. Es steht inmitten des früheren Wechselaus­stellungsp­avillons, im erweiterte­n Haus heißt er Trakt C. Doch die Ausstellun­g springt auch über in den Neubau. Die Landschaft­en bekommen ihren Sonderauft­ritt in dem bisher mit Pae-White-Mobiles bespielten Raum im Erdgeschos­s. Die Moderne Galerie erprobt also ihre neuen architekto­nischen Kräfte.

Eröffnung: 31. August, 19 Uhr.

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FOTO: HAMBURGER KUNSTHALLE Die Saarbrücke­r Schau „Slevogt und Frankreich“, zu sehen ab 1. September, soll auch zeigen, dass Max Slevogt kühner war als gemeinhin angenommen. Hier sein „Tiger im Dschungel“(1917).
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FOTO: STAATSGALE­RIE STUTTGART Inspiratio­n für Slevogt? Eugène Delacroix’ „Tiger, eine Inderin zerreißend“(Ausschnitt) wird in der Ausstellun­g zu sehen sein.

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