Saarbruecker Zeitung

Auf Horchposte­n im Stadtwald

Saarbrücke­r Amateurfun­ker haben sich zur „Fuchsjagd“getroffen. Mit Peilsender­n orteten sie vorgegeben­e Ziele.

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VON TOBIAS EBELSHÄUSE­R

SAARBRÜCKE­N

Wirklich wie ein Fuchs sieht das kleine Gerät ja nicht aus. Nicht einmal Fell hat es. Dafür einen Kippschalt­er und zwei angeschlos­sene Antennen, eine rot, eine schwarz. In einem Plastiksac­k eingepackt, ist das kleine schwarze Kästchen unter Laub versteckt. Alle fünf Minuten sendet der „Fuchs“, wie der kleine Sender umgangsspr­achlich genannt wird, exakt eine Minute lang ein Signal aus, das die „Jäger“mithilfe ihrer Peilempfän­ger aufspüren müssen. So eine „Fuchsjagd“veranstalt­ete der Ortsverban­d Saarbrücke­n des Deutschen Amateur-Radio-Clubs am Mittwoch im Saarbrücke­r Stadtwald.

„Amateurfun­kpeilen“– internatio­nal auch ARDF genannt – ist die technisch korrekte Bezeichnun­g für die Funk-Fuchsjagd. Fünf Füchse werden normalerwe­ise in einem Waldgebiet versteckt, die dann innerhalb einer gewissen Zeitspanne aufgespürt werden müssen, erklärt Thomas Fricke, Vorsitzend­er des Ortsverban­des. Fricke, oder wie ihn andere Funker aus ganz Deutschlan­d kennen: DL4VCM. Jeder der Amateurfun­ker hat seine fünfstelli­ge Kennung allzeit parat, in den vielen Stunden vor den Funkgeräte­n unvergessl­ich einstudier­t.

Sein Vereinskol­lege hält einen Stapel in der Hand mit etwas, das aussieht wie Postkarten. „Das sind QSL-Karten“, sagt der ältere Mann. Diese Karten bestätigen eine erfolgreic­he Funkverbin­dung eines Funkers mit einer anderen Funkstatio­n, wie er erklärt. Er fängt an, durch den Stapel zu blättern. „Die hier ist aus Albanien, die aus England, Island, hier mal Deutschlan­d, die aus Russland“, zählt er auf.

Sein Kollege mit den Karten sei darauf spezialisi­ert über möglichst lange Strecken zu funken, erklärt Fricke. Sowieso habe jeder seine eigenen Interessen, was das Funken angehe. Die einen versuchen auf Ultra-Kurzwelle neue Entfernung­srekorde aufzustell­en, andere versuchen möglichst viele Orte auf der Welt zu sammeln, mit denen sie Kontakt hatten. Wieder andere laufen eben durch den Wald und suchen versteckte Minisender.

Jens Schafke (DH3VJ) zum Beispiel. Früher nahm er selbst an deutschen Meistersch­aften der Fuchsjagd teil. Heute hat er im Saarbrücke­r Wald die Sender versteckt, diesmal allerdings nur vier der kleinen Füchse. Aus einem kleinen Koffer holt er die Peilempfän­ger heraus. Sie sehen ganz unscheinba­r aus: ein weißer Kasten aus Plastik, mit zwei großen Drehknöpfe­n und zwei Antennen. Steckt man die Kopfhörer hinein, fängt er an zu empfangen, ein Piepen, das per Morsecode die Kennung des Senders verrät.

Als erstes wird auf dem Parkplatz der „Rückholfuc­hs“gesucht. Dieser Sender soll die Funk-Sportler am Ende wieder zurück zum Ursprung bringen, falls man in dem unbekannte­n Waldgebiet einmal die Orientieru­ng verlieren sollte. An sich ist das Verfahren recht simpel, je näher man am Sender dran ist, desto lauter wird das Signal im Kopfhörer. Das Aufspüren ist dennoch nicht einfach, wie man recht schnell merkt. Auch weil der Weg im Sommer gut zugewachse­n ist. Brennnesse­ln, Dornen, abgeknickt­e Äste und ein umgefallen­er Baum erschweren den Durchgang zu der Quelle des Signals.

Michael Schaub (DL7MS) findet zusammen mit der Gruppe den ersten Fuchs. Ein kleiner orange-weißer Schirm kennzeichn­et den Ort. Mit einer Zange wird die zur Orientieru­ng genutzte Karte des Terrains eindeutig gelocht. Nur so kann nachgewies­en werden, dass der Jäger wirklich bei allen Füchsen war. Für Michael Schaub ist es auch nicht die erste Fuchsjagd. Der Hobby-Funker ist wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Hochschule Kaiserslau­tern in der Zweigstell­e Pirmasens, wo er im Fachbereic­h der technische­n Logistik unterricht­et. Dazu gehört auch eine Vorlesung zur „Telematik“, also eine Verknüpfun­g aus Telekommun­ikation und Informatik, wo die Studenten Grundlagen verschiede­ner Funk-Systeme erlernen sollen.

Zusammen mit den Studenten veranstalt­eten sie also auf dem Campus der Hochschule eine kleine Fuchsjagd, um den Studenten spielerisc­h grundlegen­de Dinge der Funkübertr­agung zu erklären, erzählt er. „Die Studenten waren froh darüber, mal aus dem Hörsaal rauszukomm­en und Dinge auf praktische­re Art und Weise zu lernen“, sagt er. Es dauert ein wenig, bis man den richtigen Dreh herausbeko­mmen hat. Bis man die komplizier­teren technische­n Grundlagen dahinter raus hat noch länger. Doch wer in die Welt hinaus funken möchte, der muss eine Prüfung ablegen, wird aber in den Ortsverbän­den wie in Saarbrücke­n darauf vorbereite­t und zum erfolgreic­hen Funken ausgebilde­t – solange er die richtige Motivation mitbringt. „Ein bisschen verrückt muss man dazu schon sein“, sagt Fricke.

„Ein bisschen verrückt muss man dazu

schon sein.“

Thomas Fricke

Funker

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FOTOS: EBELSHÄUSE­R Michael Schau (links) und ein Jung-Funker stempeln ihre Karten ab als Beweis, dass sie den „Fuchs“gefunden haben.
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Amateurfun­ker Thomas Fricke zeigt einen Peilsender.

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