Deutlich gedämpfte Vorfreude
Die HG Saarlouis bestreitet an diesem Samstag ihr erstes Pflichtspiel der neuen Saison. Euphorie sieht anders aus.
wird es aber dauern, nachdem Rückraum-Neuzugang Ivan Kucharik vor zwei Wochen beim Ernst-Thiel-Cup in Merzig einen Mittelhandbruch erlitt. „Das ist für uns eine Riesen-Katastrophe“, reagiert Kessler geschockt auf den Ausfall des 30-jährigen Slowaken, dem eine Führungsrolle zugedacht war.
„Wir waren in der Vorbereitung arg gebeutelt“, sieht auch der HG-Vorsitzende und Manager Richard Jungmann eine heikle Phase. Er hofft, dass das Team „vielleicht Ende Oktober“komplett sein wird. Mit der geplanten weiteren Rückraumverstärkung soll es dagegen viel früher klappen. „Im Idealfall noch vor dem Ligastart“, sagt Jungmann, der aber anfügt: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann man nicht erwarten, dass die besten und zugleich preisgünstigsten Spieler auf dem Markt sind. Wir dürfen jetzt nicht in Hektik verfallen und keine Schnellschüsse tätigen. Das Gesamtpaket muss passen.“Das sei bei den bisherigen Kandidaten nicht der Fall gewesen, so der Manager.
Das Pochen des Trainers auf eine Verstärkung („Auf die warte ich, und die brauchen wir auch“) könne er verstehen: „Es ist legitim, dass der Trainer von einer nötigen Verpflichtung spricht. Und wir tun auch alles, um ihm die bestmögliche Mannschaft zu bieten. Der Rahmen muss aber stimmen“, sagt Jungmann.
Geduld ist nach dem Abstieg samt Umbruch auch beim Team-Fortschritt gefragt: „Es ist ein Entwicklungsprozess. Die Entwicklung ging am 9. Juli los. Aber das Ganze braucht Zeit. Es ist normal, dass die Abstimmung noch nicht da ist“, sagt Kessler. Das gilt speziell für die weiteren Zugänge. Der lettische Nationalspieler Toms Lielais vom HSV Bad Blankenburg sei „ein junger Bursche, der sich Mühe gibt und definitiv einen guten Wurf hat“, so Kessler. Das zeigte der 1,93 Meter große linke Rückraumspieler im vorletzten Test, als er gegen den französischen Zweitligisten Nancy mit sechs Toren bester Werfer war. Vier Treffer gingen bei der 22:23 (10:11)-Niederlage auf das Konto des Franzosen Quentin Abadie, der vom TV Neuhausen für den rechten Rückraum kam und aktuell der einzige fitte Linkshänder ist. Wie für Lielais gilt für den 23-Jährigen: „Er muss die Abläufe erst verinnerlichen“, so sein Trainer.
Unter den Gegebenheiten fällt eine Einschätzung, was für Saarlouis in der 3. Liga Süd möglich ist, umso schwerer – in einem ist sich Kessler aber sicher: „Wer glaubt, wir hätten irgendwas mit der Aufstiegsrunde zu tun, hat sich angesichts unserer Personallage geschnitten. Die 3. Liga ist bockstark, für uns geht es erstmal darum, dort anzukommen.“Das sieht Jungmann ähnlich: „Wir kennen weder unsere Leistungsstärke noch die der Gegner. Wenn wir komplett sind, halte ich einen Platz im vorderen Drittel für möglich. Da das aber nicht der Fall ist, werden wir zu Beginn wohl eingeplante Punkte liegen lassen.“Eine konkrete Vorgabe gebe es nicht, allerdings eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum. „Die letzten zehn Jahre herrschte hier große Euphorie. Diese vielen Leute, die uns all die Jahre unterstützt haben, wollen wir sicher nicht enttäuschen“, verspricht der Saarlouiser Macher.