Saarbruecker Zeitung

Die neuen Ziele des Saar-Boxers Jürgen Doberstein

Profiboxer Jürgen Doberstein absolviert nächste Woche einen Aufbaukamp­f in den USA.

- FOTO: ANDREAS SCHLICHTER

Der doppelte Doberstein: Der Kleinblitt­ersdorfer Profi-Boxer stellte gestern bei einer Pressekonf­erenz seine weiteren Karrierepl­äne vor. Drei Kämpfe will er in Mexiko und den USA absolviere­n, einen bereits kommende Woche – um sich einen Namen zu machen und eine Chance auf den Weltmeiste­r-Titel zu bekommen. Stolz zeigte Doberstein gestern auf die Wade seines Fans Torsten Andres. Der hat sich dort sein Konterfei eintätowie­ren lassen.

BÜBINGEN Etwas mehr als zwei Jahre ist es jetzt her, dass der Kleinblitt­ersdorfer Jürgen Doberstein den WBO-Titelkampf gegen Robin Krasniqi verlor. Der große Titeltraum war geplatzt, die Zukunft ungewiss. Zwei Jahre später fliegt Doberstein mit seinem Trainer Karl-Heinz Krüger nach Miami. Am 31. August boxt der 29-Jährige in Palm Beach einen Aufbaukamp­f gegen den 26-jährigen Argentinie­r Martin Fidel Rios (27 Kämpfe, 16 Siege, acht Niederlage­n, drei Unentschie­den).

Zwischen den beiden Kämpfen ist bei Jürgen Doberstein in zwei Jahren so gut wie alles anders geworden. Er wiegt nicht wie damals 82 Kilogramm und boxt im Supermitte­lgewicht. Er bringt nun 73 Kilo und boxt im Mittelgewi­cht. „Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt. Früher habe ich Nudeln, Reis, Fleisch, Eier und solche Sachen gegessen. Heute esse ich fast nur noch Gemüse und Obst. In den meisten Fällen roh und kaum noch gekocht“, erzählte Doberstein bei der offizielle­n Pressekonf­erenz am Montag. Durch die neue Ernährung sind nicht nur die Kilos gepurzelt, sondern auch das allgemeine Bewusstsei­n gestiegen. „Ich war früher stur, und es gab nur meine Form zu boxen. Ich habe sonst nicht viel zugelassen. Ich habe nur von meinem Talent gelebt. Heute weiß ich zum Beispiel, dass ich Angriff und Verteidigu­ng nicht mehr trennen muss. Beides kann das gleiche sein“, sagt Doberstein.

Sein Trainer lacht bei den Ausführung­en seines Schützling­s und klopft ihm auf die Schulter. „Es war eine sehr schwere Zeit, bis Jürgen neue Sachen an sich rangelasse­n hat. Es ging nur Stück für Stück und hat lange gedauert“, sagt KarlHeinz Krüger und erklärt: „Jürgen war ein freier Boxer, der im Ring gemacht hat, was er wollte. Gegen einen erfahrenen Boxer hast du so keine Chance. Die jagen dich durch den Ring, bis du platt bist.“Oder wie Doberstein erklärt. „Früher habe ich zwar auch hart trainiert, habe mich aber immer auf mein Talent verlassen. Heute trainiere ich so, als wenn ich kein Talent hätte.“

Dass Doberstein und Krüger überhaupt zusammen gefunden haben, war so nicht geplant. Der 65-jährige Trainer war früher selbst ein internatio­nal erfolgreic­her Boxer und Trainer, aber mittlerwei­le eigentlich schon im Ruhestand. „Ich war elf Monate in Australien und dann mal irgendwo anders auf der Welt. Boxen war abgehakt. Als ich Videos von Jürgen gesehen habe, war ich urplötzlic­h wieder motiviert. Der Junge hat Talent und Bewegungen, die mich an Muhammad Ali erinnern. Aber er hatte kein Konzept und keine Disziplin“, sagt Krüger.

Ebenfalls neu im Doberstein-Team ist seit Januar dieses Jahres ein US-amerikanis­cher Promoter. Drei Kämpfe in Mexiko und den USA soll Doberstein absolviere­n – um bekannter zu werden und sich einen Namen zu machen. „Ich hatte Angebote für große Kämpfe in Russland, England und Las Vegas. Aber ich bin noch nicht soweit, und die Angebote kamen, als ich noch nicht so fit war wie jetzt“, sagt der 29-Jährige, der seit seinem neunten Lebensjahr boxt. Nach der Kennenlern­phase in Amerika soll es richtig rund gehen. „Es wird einen großen Kampf um einen großen Titel geben. Wann und wo, ist noch offen. Das interessie­rt mich jetzt aber noch nicht. Jetzt zählt nur der Kampf in Miami“, sagt Doberstein. Den großen Traum, einmal in den USA zu boxen, wird sich der Kleinblitt­ersdorfer am 31. August erfüllen.

Aber da gibt es ja auch noch das ganz große Ziel. „Ich will Weltmeiste­r werden. Wenn ich dieses Ziel nicht hätte, wären wir alle heute nicht hier“, weiß der neue, andere, leichtere und sich anders ernährende Jürgen Doberstein, der gemeinsam mit seinem Trainer großes Selbstvert­rauen versprüht. Der Kampf gegen Martin Fidel Rios, der in der Weltrangli­ste Platz 266 belegt, wird am 31. August live im Internet übertragen. Der genaue Link zum Livestream wird in der Woche auf der Internetse­ite von Jürgen Doberstein und auch in der Saarbrücke­r Zeitung veröffentl­icht.

 ??  ??
 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Profiboxer Jürgen Doberstein aus Kleinblitt­ersdorf stellte gestern auf einer Pressekonf­erenz seine nächsten Pläne vor.
FOTO: SCHLICHTER Profiboxer Jürgen Doberstein aus Kleinblitt­ersdorf stellte gestern auf einer Pressekonf­erenz seine nächsten Pläne vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany