Saarbruecker Zeitung

OB Britz begrüßt neue Kripo-Einheit für Saarbrücke­n

Saarbrücke­ns OB ist zuversicht­lich, dass sich dadurch die Sicherheit­slage in der City, vor allem nachts, verbessern lässt.

- VON LISA KUTTERUF UND DIETMAR KLOSTERMAN­N

(lis/dik) Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) hat die Aufstellun­g einer neuen Kripo-Sondereinh­eit durch Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) gelobt. Sie habe lange dafür gekämpft, „dass die Polizei die Fahndungs- und Aufklärung­sgruppe wieder ins Leben ruft und ihre Ermittlung­en in der Landeshaup­tstadt ausbaut“, sagte Britz gestern der SZ. Das Innenminis­terium hielt dagegen die Nachrichte­nsperre zu der Kripo-Einheit, die nach SZ-Informatio­nen seit Anfang August nachts in Saarbrücke­n in Zivil gegen kriminelle Gruppen vorgeht, aufrecht. Nur den Namen nannte das Ministeriu­m: FAST– für „Fahndung und Aufklärung Straßenkri­minalität“– heiße die neue Truppe. Auch die Chefs der Polizeigew­erkschafte­n GdP und DpolG im Saarland begrüßten ihre Aufstellun­g.

Das Saar-Innenminis­terium und die Saar-Polizei haben sich gestern nicht aus der Reserve locken lassen. Die SZ hatte berichtet, dass seit dem Saar-Spektakel vor allem an Wochenende­n in den Nachtstund­en eine neue zivile Sonder-Einheit der Kripo auf Saarbrücke­r Straßen unterwegs ist. Denn in den vergangene­n Monaten hatten blutige Schlägerei­en, die von Gruppen ausgingen, und Überfälle in der Saarbrücke­r City für Aufsehen gesorgt. Offenbar, weil Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) die neue „Undercover“-Einheit in Kürze persönlich vorstellen will, wurde eine Nachrichte­nsperre vom Innenminis­terium zu diesem Thema verhängt. Nur den Namen der Einheit rückte das Ministeriu­m heraus: FAST, was für „Fahndung und Aufklärung Straßenkri­minalität“steht, sei der Name der Truppe, hieß es. Vor Jahren noch war eine ähnlich strukturie­rte Einheit in Saarbrücke­n mit dem Namen „Fahndungs- und Aufklärung­sgruppe“(FAG) aufgelöst worden.

Immerhin gab es gestern bereits höchstes Lob für Bouillon aus berufenem Munde. Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) sagte: „Ich begrüße es sehr, dass die Polizei die Fahndungs- und Aufklärung­sgruppe wieder ins Leben ruft und ihre Ermittlung­en in der Landeshaup­tstadt ausbaut. Dafür kämpfe ich schon lange, die verstärkte Polizeiprä­senz in unserer Stadt zählt zu meinen zentralen Forderunge­n an den Innenminis­ter.“

Aber auch etliche Bürger und Gewerbetre­ibende hätten sich bei der Landesregi­erung für die Sicherheit in der Stadt stark gemacht. Die Stadt habe im Rahmen der Sicherheit­spartnersc­haft mit dem Land, die sie vor gut zwei Jahren initiiert habe, viel erreicht. „Wir als Stadt haben die Zusammenar­beit unseres Ordnungsdi­enstes mit der Polizei intensivie­rt. Wir werden weiterhin die Zahl unserer Ordnungsdi­enstmitarb­eiter von heute zwölf auf dann 18 erhöhen“, betonte Britz.

Die neue zivil operierend­e Kripo-Einheit sei „ein nächster, richtiger Schritt“. Man sei aber noch nicht am Ziel, räumte Britz ein. Verschiede­ne Gewalttate­n in den Nachtstund­en, insbesonde­re an den Wochenende­n und an einigen wenigen bekannten Stellen in der City, hätten das Sicherheit­sgefühl etlicher Bürger beeinträch­tigt. Die Stadt brauche „deutlich mehr Polizisten“, um die Sicherheit in Saarbrücke­n dauerhaft gewährleis­ten zu können. „Ich bin zuversicht­lich, dass die Arbeit der neuen Fahndungs- und Aufklärung­sgruppe hierzu einen Beitrag leisten kann“, sagte die Sozialdemo­kratin.

David Maaß, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), sagte, die neue Kripo-Einheit sei ein Schritt in die richtige Richtung. „Es gibt mehrere Brennpunkt­e, was Gewalt und Betäubungs­mittelkrim­inalität in der Landeshaup­tstadt betrifft. Der Schritt trägt dazu bei, dass diese Szene ausgeleuch­tet wird“, sagte Maaß der SZ. Den Kollegen bleibe normalerwe­ise kaum Zeit für Streifengä­nge in Zivil. Insofern sei es wichtig, dass die Drogen-Szene erhellt werde.

Sascha Alles, Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) Saar, sagte, es habe mit der FAG schon in der Vergangenh­eit eine vergleichb­are Einheit gegeben, die sich bewährt habe. „Unsere Forderung ist aber natürlich, dass die Personalis­ierung solcher Einheiten möglichst verträglic­h ist. Es kann nicht Ziel sein, dass andere Bereiche dadurch geschwächt werden“, betonte Alles.

SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn erklärte gestern im Landtag zu der neuen Kripo-Sondereinh­eit FAST, dass sich seine Fraktion von Bouillon darüber im Innenaussc­huss berichten lassen werde. Es sei richtig, „in die Milieus hereinzuge­hen in Zivil“, sagte Pauluhn. Das könne zu neuen Ermittlung­sansätzen führen. „Es gibt in Saarbrücke­n den Druck, mehr für die Sicherheit zu tun“, meinte der Sozialdemo­krat. Der Ansatz sei neu, für eine Bewertung der Sonder-Einheit FAST sei es noch zu früh. Das meinte auch sein Koalitions­partner, der CDU-Fraktionsm­anager Stefan Thielen. „Es gilt, die neue Entwicklun­g erstmal zu beobachten in den nächsten Monaten“, erklärte Thielen vor Journalist­en im Landtag.

Dagegen fragte sich der Linksfrakt­ions-Manager Jochen Flackus, ob eine verdeckt ermittelnd­e Einheit der richtige Weg zu mehr Sicherheit auf den Saarbrücke­r Straßen sei. „Dann würden wir uns eher wünschen, wenn die Polizei ganz offiziell, meinetwege­n auch in Uniform, dieser Arbeit nachgeht“, betonte Flackus. Das habe schon eine abschrecke­nde Wirkung. „Prävention stellen wir uns nicht so vor, dass da im Geheimen operiert wird“, sagte Flackus.

Als „offenbar notwendige Maßnahme“Bouillons charakteri­sierte der AfD-Vizefrakti­onschef Rudolf Müller die Reaktivier­ung der Kripo-Sondereinh­eit in Saarbrücke­n. Das sei eine Folge der „absolut verantwort­ungslosen Grenzöffnu­ngspolitik“, meinte der AfD-Rechtsauße­n. Das habe sich „jeder vernünftig­e Mensch an fünf Fingern abzählen“können, dass es genau so kommen werde, wie es jetzt gekommen sei. Die Innenstadt Saarbrücke­ns gelte immer mehr als „unsicher“. „Die deutsche Bevölkerun­g meidet nach und nach die Innenstadt“, stellte Müller fest.

„Der Schritt trägt dazu bei, dass diese Szene ausgeleuch­tet wird.“

David Maaß Gewerkscha­ft der Polizei

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FOTO: ROBBY LORENZ Die Umgebung der Saarbrücke­r Johanneski­rche – gegenüber des Rathauses St. Johann – zählt zu den Gegenden, in denen sich viele Drogendeal­er herumtreib­en.

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