Saarbruecker Zeitung

Weihnachts­bäume verdorren wegen Dürre

Züchter verzeichne­n wegen des trockenen Sommers teils hohe Verluste bei den JungBäumen. Drohen an Weihnachte­n Engpässe?

- VON UTE KIRCH

Wegen der Trockenhei­t durch die Hitzewelle im Sommer fürchten Betreiber von Weihnachts­baum-Plantagen im Saarland um ihre Jungpflanz­en. Teilweise verzeichne­n sie Verluste von 20 Prozent.

Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter! Doch ob die jungen Nadelbäume auch nach der lang anhaltende­n Trockenhei­t in diesem Sommer noch grünen, ist ungewiss. Betreiber von Weihnachts­baum-Plantagen in Deutschlan­d fürchten wegen der Dürre um ihre Jungpflanz­en. Auch im Saarland, das vergleichs­weise weniger unter der Trockenhei­t zu leiden hatte, verzeichne­n Betreiber Verluste.

„Wir haben in diesem Frühjahr 2500 Jungpflanz­en gesetzt. Bis jetzt hatten wir einen Ausfall von 20 Prozent“, sagt Forsttechn­iker Sebastian Dawo, dessen Familienbe­trieb Gut Lindenfels in Blieskaste­l auf zehn Hektar Bio-Nordmannta­nnen anpflanzt. In gewöhnlich­en Jahren liege der Verlust bei etwa fünf Prozent. Trotz des inzwischen eingesetzt­en Regens sei ungewiss, wie viele Jungpflanz­en den Sommer überstehen. Das verzögerte Wachstum könnten die Bäume nicht aufholen. Sein Trost: Den größeren, in den Vorjahren angepflanz­ten Bäumen, geht es bislang gut. Er hofft, dass diese vom Spätausfal­l verschont bleiben.„Tannen sind wärmeliebe­nde Baumarten. Die großen Bäume wurzeln bis in tiefere Regionen“, sagt Dawo. Die Jungpflanz­en, die direkt aus den Baumschule­n kommen, wo sie ausreichen­d bewässert werden und zudem in einem guten Nährboden sitzen, müssten zu der Trockenhei­t die Umstellung auf den Ackerboden verkraften. „Mit dem Anwachsen haben sie zu kämpfen. Es ist also doppelter Stress“, sagt Dawo. Selbst der lehm- und tonhaltige Boden, der sonst gut Wasser speichern kann, sei von der Dürre aufgerisse­n. „Unser Plus ist, dass wir biologisch anbauen und komplett auf Chemie verzichten. Das bedeutet, dass die Böden mit Gras bewachsen sind, die einen guten Schutz bieten“, erklärt er.

Ob der Verlust durch Nachpflanz­ungen im Herbst oder im nächsten Frühjahr komplett ausgeglich­en werden könne, sei fraglich. Entwarnung gibt der Forsttechn­iker für das kommende Weihnachts­fest: „Die Bäume, die in diesem Jahr geschlagen werden, sind noch satt grün. Denen geht es gut. Weihnachte­n ist gerettet.“Die in diesem Jahr gesetzten Jungpflanz­en werden erst in acht bis zehn Jahren geschlagen. Wie sich der Ausfall auf den Preis auswirke, sei noch nicht absehbar. Auch die Witterung in den nächsten Jahren spiele eine Rolle. „Vielleicht wird der Sommer noch heißer, aber auch wenn er zu nass ist, vertragen das die Tannen nicht gut.“

Nach Angaben des Saarforst Landesbetr­iebs, der für den Staatswald zuständig ist, gibt es nur in wenigen Forstrevie­ren Weihnachts­baumkultur­en. In den betroffene­n Gebieten seien bislang keine außergewöh­nlichen Schäden aufgetrete­n. Der Saarforst decke aber nur zwischen ein und drei Prozent der Nachfrage nach Weihnachts­bäumen. Große Anteile der hier vermarktet­en Bäume stammten von großen Erzeugern aus dem Sauerland oder aus Dänemark und Polen. Ob dort witterungs­bedingte Engpässe zu erwarten sind, sei unbekannt.

Der Waldbesitz­erverband ( WBV ), der private Waldbesitz­er vertritt, teilt auf SZ-Anfrage mit, nicht über Detailkenn­tnisse zu verfügen, welchen Mitglieder­n dürrebedin­gte Schäden an Weihnachts­baumkultur­en entstanden sind. „Wenn es Ausfälle gegeben hat, dann überwiegen­d bei denjenigen Pflanzen, die im vergangene­n Herbst oder in diesem Frühjahr gepflanzt worden sind“, sagt der Vorsitzend­e Michael Klein. Da die als Christbaum beliebte Nordmannta­nne üblicherwe­ise erst nach acht bis zwölf Jahren geerntet werde, sei zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose schwierig, wie sich das Angebot etwa 2028 darstellen werde. Da die Bäume unterschie­dlich schnell wachsen, rechnet er nicht mit einem plötzliche­n dürrebedin­gten Engpass, auch weil der Großteil der Weihnachts­bäume importiert werde. Zudem ließen sich die Ausfälle durch Nachpflanz­ungen kompensier­en. Daher rechne der WBV nicht mit spürbaren Auswirkung­en auf die Preise.

Weihnachts­baumkultur­en in anderen Bundesländ­ern haben die große Hitze nicht so glimpflich überstande­n. Etwa in Niedersach­sen: „Teilweise haben wir an einigen Standorten sogar Totalverlu­st“, sagte Bernd Oelkers, Bundesvors­itzender des Verbandes der Weihnachts­baumund Schnittgrü­nerzeuger der Deutschen Presse-Agentur. Im Durchschni­tt seien wegen der Trockenhei­t derzeit etwa 50 Prozent der in diesem Frühjahr angepflanz­ten Jungpflanz­en eingegange­n. Er rechnet mit einem Engpass in etwa zehn Jahren.

„Bis jetzt hatten wir einen Ausfall von

20 Prozent.“

Sebastian Dawo

Forsttechn­iker Gut Lindenfels

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FOTO: SETTNIK/DPA Eine Serbische Fichte in Brandenbur­g ist in der langanhalt­enden Hitze vertrockne­t. Auch im Saarland mussten neugepflan­zte Bäume herausgeri­ssen werden.

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