Saarbruecker Zeitung

Waldbrand bei Berlin hält Feuerwehr in Atem

Es brennt in Brandenbur­g: Das Feuer kommt bis zu 100 Meter an die Dörfer heran. Hunderte Helfer versuchen, eine Katastroph­e zu verhindern.

- Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer, Ulrich Brenner Iris Neu-Michalik

Hunderte Einsatzkrä­fte haben einen riesigen Waldbrand bei Berlin am Freitag zwar eingedämmt, aber noch nicht unter Kontrolle gebracht. Munitionsr­este aus dem Krieg erschweren die Löscharbei­t.

(dpa) Das Flammenmee­r in Brandenbur­g schreckt am Freitag auch viele Menschen in Berlin auf. Wind weht am frühen Morgen gigantisch­e Rauchwolke­n von Treuenbrie­tzen in Potsdam-Mittelmark bis ins Regierungs­zentrum. Besorgte Anrufer melden sich bei Polizei, die Feuerwehr ruft dazu auf, Fenster geschlosse­n zu halten. Mit einem Windwechse­l verzieht sich in Berlin wenig später der Rauch. Doch bei Treuenbrie­tzen geht der Kampf gegen den Waldbrand auf rund 400 Hektar Fläche jetzt in die entscheide­nde Phase. Die Helfer bieten auf, was das Material hergibt. Aus dem ganzen Land Brandenbur­g sind Löschzüge der Feuerwehr angerückt. Die Polizei setzt ihre Wasserwerf­er ein, um die Flammen zu ersticken. „Wir werden noch den ganzen Tag und morgen zu tun haben“, sagt Brandenbur­gs Innenminis­ter KarlHeinz Schröter (SPD) am Brandort.

Praktisch die ganze Nacht über fliegt ein Hubschraub­er der Bundeswehr, um immer wieder Wasser in einem See aufzunehme­n und auf die bis zu 1000 Grad heiße Glut zu werfen. Denn manche Waldfläche­n können die Helfer gar nicht betreten – zu groß ist die Gefahr, dass im Wald noch alte Munition aus dem Zweiten Weltkrieg explodiert. Auch ein Löschpanze­r kommt wieder zum Einsatz.

Am Vorabend sind drei Ortschafte­n mit zusammen rund 500 Menschen evakuiert worden – weil ein Übergreife­n der Flammen nicht mehr ausgeschlo­ssen werden konnte. „So was haben wir noch nicht einmal im Krieg erlebt“, sagt die 76 Jahre alte Anita Biedermann aus Frohnsdorf, als sie auf den Sonderbus in Richtung Notquartie­r wartet. Medikament­e, Ausweise und eine Jacke – das müsse genügen, sagt die Rentnerin. Der Bus bringt sie zur Stadthalle im nahen Treuenbrie­tzen. „Wir schlafen nicht, wir machen einen drauf“, macht sich die Rentnerin an einem Tisch in der Turnhalle Mut – und stößt mit ihren Nachbarn mit Mineralwas­ser an. Am nächsten Morgen ist die Stimmung gedrückt. „Ich habe kein Auge zugemacht“, sagt Biedermann.

Doch dann kommt eine erste Entwarnung. Die Rentnerin und die anderen Menschen aus der Ortschaft Frohnsdorf dürfen wieder in ihre Häuser zurück. Zwei weitere Ortschafte­n bleiben zunächst evakuiert. „Wir haben Glück gehabt im Unglück“, sagt Biedermann erleichter­t. Für die gute Nachricht ist auch Regierungs­chef Dietmar Woidke (SPD) in die Turnhalle gekommen. „Es war hoch gefährlich“, berichtet er. Das Feuer sei dicht an die Häuser herangekom­men. Und es sei noch nicht absehbar, wann allgemein Entwarnung gegeben werden könne. Der Wind könne immer wieder drehen.

Wie es zu der Beinahe-Katastroph­e kommen konnte, ist unklar. War es Brandstift­ung? Eine weggeworfe­ne Zigarette? Das könne noch nicht gesagt werden. „Die Ermittlung­en der Polizei laufen“, sagt Woidke. Zwei Dinge sind aber jetzt schon klar. Zig Tausende Hektar Wald in Brandenbur­g sind noch immer sogenannte Munitionsv­erdachtsfl­ächen. Das sei ungefährli­ch, wenn der Wald nicht betreten werde – aber ein Problem bei Großbrände­n, sagt Ministerpr­äsident Woidke.

Und es soll eine Wiederauff­orstung geben – möglichst als Mischwald statt der bisherigen, leicht brennbaren Monokultur­en aus Kiefern. Denn: „Da, wo Mischwald steht, hat das Feuer keine Chance gehabt“, sagt Woidke nach einer Rundfahrt durch das Waldbrandg­ebiet.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA ?? Hell erleuchtet ist ein brennender Wald nahe Klausdorf. Die Feuerwehr versuchte auch am Freitag, die Flammen – wie hier mit Wasserwerf­ern – zu ersticken. Die Behörden ließen am Vorabend drei Dörfer räumen.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA Hell erleuchtet ist ein brennender Wald nahe Klausdorf. Die Feuerwehr versuchte auch am Freitag, die Flammen – wie hier mit Wasserwerf­ern – zu ersticken. Die Behörden ließen am Vorabend drei Dörfer räumen.
 ?? FOTO: KAPPELER/DPA ?? Einsatzkrä­fte der Feuerwehr konnten den Waldbrand in Brandenbur­g stark eindämmen.
FOTO: KAPPELER/DPA Einsatzkrä­fte der Feuerwehr konnten den Waldbrand in Brandenbur­g stark eindämmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany