Saarbruecker Zeitung

„Ein sehr scharfer Blick scheint notwendig“

Ob AfD und Pegida beobachtet werden sollten, ist umstritten. Der Grünen-Fraktionsv­ize ist dafür.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Das Bundesamt für Verfassung­sschutz sollte nach Ansicht von Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz AfD und Pegida ins Visier nehmen. Dass das auch Wasser auf die Mühlen der beiden sein könnte, müsse man in Kauf nehmen, sagt das Mitglied des geheim tagenden parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums des Bundestage­s, das die Nachrichte­ndienste beaufsicht­igt.

Herr von Notz, angesichts der Ereignisse in Sachsen – muss der Verfassung­sschutz tätig werden?

VON NOTZ Es gibt mehrere Landesämte­r für Verfassung­sschutz, die offenbar der Auffassung sind, dass man die AfD wegen verfassung­sfeindlich­er Tendenzen beobachten sollte. Ich finde, das muss auch für Pegida als Organisati­on gelten.

Das Bundesamt für Verfassung­sschutz sieht das anders.

VON NOTZ Es gibt einen veritablen Konflikt in der Frage zwischen den Landesämte­rn und dem Präsidente­n des Bundesamte­s, Herrn Maaßen. Am Ende trägt das Bundesinne­nministeri­um die Verantwort­ung. Ich weise darauf hin, dass rechtsextr­eme Parteien immer versuchen, ihre Verfassung­sfeindlich­keit zu verschleie­rn. Gerade deshalb erscheint es notwendig, dass auf diese Organisati­onen ein sehr scharfer Blick geworfen wird.

Aber wäre eine Beobachtun­g nicht Wasser auf die Mühlen von AfD und Pegida?

VON NOTZ Das muss man in Kauf nehmen. Die Rechten stellen sich ohnehin immer als Opfer da. Die Geschichte und die Realität zeigen, dass sie das nicht sind.

Es gab Kontakte von Maaßen zu einzelnen AfD-Politikern. Wie bewerten Sie das?

VON NOTZ Das ist ein insgesamt höchst irritieren­der Vorgang, der dringend weiter aufgeklärt werden muss. Diese Treffen mit Frau Petry, Herrn Gauland und Herrn Brandner sind offenbar auf Initiative des Präsidente­n erfolgt. Es darf jedoch keinesfall­s der Anschein der Befangenhe­it entstehen, oder der Beobachtun­g nach politische­n Opportunit­ätsgesicht­spunkten des Leiters einer Behörde. Diesen Anschein muss Maaßen noch vollständi­g ausräumen. Und zwar schleunigs­t. Nur so ist ein weiterer Vertrauens­verlust in die objektive Arbeit des Amts abzuwenden.

Tut man den Sicherheit­sbehörden nicht auch Unrecht, wenn man sagt, sie seien auf dem rechten Auge blind?

VON NOTZ Das ist wahr. Deswegen warne ich auch öffentlich vor derartigen Pauschalis­ierungen. Es hilft nichts, wenn man Sicherheit­sbehörden in Sippenhaft nimmt, weil jetzt ein LKA-Mitarbeite­r bei Pegida aggressiv und pöbelnd aufgetrete­n ist. Wichtig ist, dass gerade bei der Polizei die notwendige Sensibilit­ät für den dringend notwendige­n Schutz der Pressefrei­heit vorhanden ist. Die Pressefrei­heit ist konstituie­rend für unseren Rechtsstaa­t. Situatione­n, wie wir sie beim Pegida-Aufmarsch erlebt haben, dürfen sich nicht wiederhole­n.

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FOTO: DPA Konstantin von Notz von den Grünen sieht Handlungsb­edarf.

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