Saarbruecker Zeitung

Rosarote Aussichten für den „Neuling“

Mit dem neuen Namen „Racing Point Force India“geht das alte Team Force India beim Formel-1-Rennen in Belgien an den Start.

- VON WALTER KOSTER

Es war verdammt knapp. Fast wäre die Formel 1 an diesem Sonntag mit nur neun Teams und 18 Piloten beim Grand Prix Belgien (15.10 Uhr/live bei RTL) gestartet. Das Sahara Force India F1 Team, kurz Force India, erhielt auf den letzten Drücker am Donnerstag­abend die Starterlau­bnis – mit alter Besetzung (405 Mitarbeite­rn), den gleichen Autos und Fahrern, aber mit neuem Namen. Der zuletzt insolvente Rennstall mit indischer Lizenz tritt in Spa unter der Bewerbung „Racing Point Force India“an. Und beginnt als neues Team bei null Punkten.

Das heißt: Das alte Team Force India verliert seine in den zwölf Rennen dieser Saison erzielten 59 Punkte und wird aus der Weltmeiste­rschaft ausgeschlo­ssen. Die Fahrer Sergio Perez (Mexiko/30 Punkte) und Esteban Ocon (Frankreich/29) dürfen ihre WM-Zähler in der Fahrerwert­ung behalten, da es sich bei ihnen lediglich um einen Teamwechse­l handelt. Zu dieser Regelung hat der Automobil-Weltverban­d FIA seine Zustimmung gegeben. 2019 wird Force India dann ganz aus dem Teamnamen verschwind­en. Es ist ein einmaliger Vorgang in der 69-jährigen Formel-1-Geschichte, dass ein altes Team mitten in der Saison aufgelöst und ein neues gegründet wurde.

Den Verlust eines weiteren Rennstalls konnte sich die Königsklas­se nicht leisten, nachdem sie 2016 noch mit elf Rennställe­n angetreten war. Ab 2017 waren es dann nur noch zehn Teams, das englische Team Manor hatte aus finanziell­en Gründen die Reißleine gezogen. Die Zahl der Teams auf neun schrumpfen zu lassen, wäre fatal gewesen. Deshalb wurde am Ende auch ein Kompromiss gefunden. Alle Teams stimmten der Startlizen­z von „Racing Point Force India“zu. „Es ist enorm wichtig, dass wir ein komplettes Feld mit wettbewerb­sfähigen Teams in der Formel 1 haben“, sagte der US-amerikanis­che Formel 1-Geschäftsf­ührer Chase Carey.

Dem Teamchef des alten neuen Rennstalls, Otmar Szafnauer, ist ein Zentner schwerer Brocken vom Herzen gefallen. „Vor einigen Wochen stand unsere Zukunft noch in den Sternen. Jetzt liegt ein aufregende­s Kapitel vor uns. Das Team hat den Rückhalt der Investoren­gruppe, die von Lawrence Stoll angeführt wird. Sie glauben an die Expertise und das Potenzial unseres Teams“, sagte Szafnauer erleichter­t. Force India war in die Pleite gerutscht, weil Motorenlie­ferant Mercedes und Stammpilot Perez ausstehend­e Zahlungen in Millionenh­öhe einfordert­en.

Den Zuschlag unter mehreren Bietern für die Übernahme erhielt ein Konsortium unter Führung des kanadische­n Millardärs Lawrence Stroll. Der Mode-Tycoon ist der Vater des Williams-Piloten Lance Stroll, den er mit Saisonbegi­nn 2017 mit Millionen US-Dollar im britischen Traditions­rennstall untergebra­cht hat (wir berichtete­n vor dem Kanada-Grand-Prix). Es liegt auf der Hand, dass Papa Stroll, der 130 Millionen US-Dollar als Retter in der Not locker gemacht haben soll, seinen Sohnemann in den alten neuen Rennstall mitbringt. Bereits beim nächsten Grand Prix in Monza (2. September) könnte Filius Lance schon Teamkolleg­e von Sergio Perez sein. Damit würde der Franzose Esteban Ocon über die Klinge springen. „Ich weiß nicht, was mein Vater entscheide­n wird. Ich würde mich freuen, wenn er mich nehmen wird“, sagte Lance Stroll. Vater Lawrence ließ die Katz‘ noch nicht aus dem Sack, sagte nur: „Mein Sohn findet bei dem Team viel Potenzial vor. Es wird wettbewerb­sfähig sein.“

Force India trat seit 2009 mit Kundenmoto­ren von Mercedes an. Im selben Jahr erzielte das Team durch den Italiener Giancarlo Fisichella seinen ersten Podestplat­z. 2017 wurde der deutsche Wasserfilt­erspeziali­st BWT mit Sitz im badem-württember­gischen Schrieshei­m Hauptspons­or des Teams. In der Folge änderte sich auch die Lackierung der Rennwagen, deren Grundfarbe seither rosarot ist – so wie die neuen Aussichten.

 ?? FOTO: BALOGH/DPA ?? Der Mexikaner Sergio Perez fährt mit seinem Boliden des Force India Teams. Das heißt nun „Racing Point Force India“, weil der alte Rennstall in finanziell­er Schieflage war.
FOTO: BALOGH/DPA Der Mexikaner Sergio Perez fährt mit seinem Boliden des Force India Teams. Das heißt nun „Racing Point Force India“, weil der alte Rennstall in finanziell­er Schieflage war.
 ?? FOTO: GETTY ?? Lawrence Stroll, Vater von Williams-Pilot Lance, nahm viel Geld in die Hand, um Force India zu übernehmen.
FOTO: GETTY Lawrence Stroll, Vater von Williams-Pilot Lance, nahm viel Geld in die Hand, um Force India zu übernehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany