Mehr Turnbeutel als Ranzen
Peugeot nennt seinen Hochdachkombi fortan nicht mehr Partner Tepee, sondern Rifter und verpasst ihm ein bisschen SUV-Schminke. Damit sollen neue Kunden erreicht werden.
KÖLN An der Fahrzeuggattung SUV führt aktuell kaum ein Weg vorbei. Auch hierzulande steigen die Verkaufszahlen der höhergelegten Autos stetig an. Selbst bei Familien und Freizeitkünstlern scheinen die Vorzüge von Hochdachkombis – Variabilität, Raumangebot und Preis-Leistungs-Verhältnis – in Vergessenheit zu geraten.
Doch die praktischen Quader auf Rädern halten sich beharrlich im Angebot der Automobilhersteller. Im Schatten des übermächtigen VW Caddy fahren Dacia Dokker, Mercedes-Benz Citan, Renault Kangoo, Ford Tourneo Courier, Fiat Doblò und Opel Combo durch die Lande. Nicht zu vergessen die Zwillinge aus dem PSA-Konzern namens Citroën Berlingo und Peugeot Partner, pardon, Rifter. Die entscheidende Gemeinsamkeit der genannten Autos sind seitliche Schiebetüren für den komfortablen Zugang zum Fond.
Auch der neue Rifter, der sich die technische Basis mit den ebenfalls neu aufgelegten Citroën Berlingo und Opel Combo teilt, verfügt in den höheren Ausstattungen über zwei seitliche Portale. In der Basisversion gibt es nur auf der rechten Seite eine Schiebetür. Außen grenzt sich der Rifter mit Kunststoff-Beplankungen und großen Rädern von seinen Konzerngeschwistern ab. Durch die sonst eher von SUVModellen bekannte Schminke wirkt das Auto nicht so eckig wie ein Schulranzen, sondern eher wie ein hipper Turnbeutel. Übrigens nutzt Peugeot den Namen Partner weiter für den Kastenwagen, dessen Erscheinungstermin sich ins Jahr 2019 verschiebt.
Im Inneren des Rifter wartet das größte Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Konzernbrüdern von Citroën und Opel: die von Peugeot i-Cockpit genannte Anordnung von kleinem, abgeflachtem Lenkrad und den Instrumenten darüber. Einen augenscheinlichen Vorteil bietet diese eigenwillige Lösung: Da das höhergesetzte Kombiinstrument Peugeot Rifter PureTech 110 Ausführung: Hochdachkombi Preis: 20 740 Euro
Länge: 4,40 Meter
Breite: 1,85 Meter
Höhe: 1,78 Meter
Radstand: 2,79 Meter Leergewicht: 1459 Kilogramm Zuladung: 601 Kilogramm Anhängelast: 1150 Kilogramm Gepäckraum: 571 – 2693 Liter Motor: Dreizylinder-Benziner Hubraum: 1199 ccm
Leistung: 110 PS/81 kW Drehmoment: 205 Nm (1750/min) Schadstoffklasse: Euro 6d-temp Spitze: 169 km/h
0 auf 100 km/h: 11,7 Sekunden Normverbrauch: 5,7 Liter Super CO2-Ausstoß: 131 g/km
direkt auf Augenhöhe des Fahreres liegt, kann Peugeot auf ein zusätzliches Head-up-Display in Form eines ausfahrenden Plexiglas-Spiegels oder einer Projektion auf die Windschutzscheibe getrost verzichten.
Peugeot hat eine echte Neuerung zu bieten: Den Rifter und später auch den Partner gibt es mit zwei verschiedenen Radständen (2,79 oder 2,98 Meter) und unterschiedlichen Längen (4,40 oder 4,75 Meter). Der Mehrpreis für die XL-Version liegt bei 1200 Euro. Für beide Karosserievarianten kann eine dritte Sitzreihe (Aufpreis 750 Euro) bestellt werden, die aus zwei herausnehmbaren Einzelsitzen besteht. Lediglich umklappbar ist die Rücksitzbank in Reihe zwei, auf der sich bis zu drei Kindersitze nebeneinander befestigen lassen.
Bei den fünfsitzigen Versionen erstreckt sich über die Köpfe der Passagiere hinweg auf Wunsch ein großes Glasdach (Aufpreis 1000 Euro). Darunter haben die PeugeotEntwickler eine halbtransparente Ablage angebracht. Der tiefere Sinn dieses Fachs erschließt sich nicht jedem, da der Blick gen Himmel dadurch eingeschränkt wird.
An Ablagen und Fächern mangelt es im gesamten Innenraum nicht. Zwischen den Vordersitzen thront eine große Box. Und weil der Beifahrer-Airbag im Dachhimmel versteckt ist, entsteht oberhalb des gewohnten Handschuhfachs Platz für ein weiteres großes und gekühltes Fach. Wirklich praktisch ist auch die separat zu öffnende Heckscheibe, durch die kleinere Gegenstände ein- und ausgeladen werden können, ohne dass dazu die weit aufschwingende Heckklappe bewegt werden muss.
Bei der Anzahl der Assistenzsysteme ist der Rifter auf dem aktuellen Stand der Technik, bei den Motoren gibt es hingegen nur konventionelle Kost. Ein Benziner mit 110 PS/81 kW Leistung und zwei Diesel mit 100 PS/75 kW oder 130 PS/96 kW machen zur Markteinführung Mitte September den Anfang. Den Einstiegsdiesel mit 75 PS/55 kW und einen 130-PS-Benziner schiebt Peugeot wenig später nach.
Die Spitzen-Motorisierungen lassen sich mit einer neuen Achtstufen-Automatik, die 2000 Euro Aufpreis kostet, kombinieren. Auf unseren ersten Testfahrten erwies sich diese Wahl als enormer Komfortgewinn, da das Handschaltgetriebe nicht zu den geschmeidigsten seiner Art zählt.