Saarbruecker Zeitung

Erneuter Streit über mehr Tempo 30 in Saarbrücke­n

Massive Beschwerde­n über Verkehrsro­wdys in der Stadt sind immer wieder Anlass, dass sich Kommunalpo­litiker damit befassen, die Geschwindi­gkeit zu begrenzen.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Autofahrer, die sich nicht um Tempolimit­s scheren und Ampeln ignorieren. Fußgänger, die sich mit einem beherzten Sprung vom Zebrastrei­fen in letzter Sekunde vor einem anbrausend­en Wagen retten. Radfahrer, die auf der Straße ihres Lebens nicht sicher sind. Bewohner, die den Verkehrslä­rm kaum noch aushalten. Die Beschwerde­liste über rüpelhafte Fahrer ist ellenlang. Überall in Saarbrücke­n schimpfen Menschen über Rücksichts­losigkeit auf der Straße.

Peter Schöpe ist einer von ihnen. Seit langer Zeit beklagt er sich über die Raserei im Wohngebiet rund um den Mecklenbur­gring auf dem Eschberg. Seine Vorwürfe wiegen schwer: „Noch nicht einmal Busfahrer halten sich an die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung.“Wer mit seinem Wagen aus einer Parklücke ausschere, laufe immer wieder Gefahr, dass er mit einem anderen Auto, dessen Fahrer viel zu schnell unterwegs ist, zusammenst­ößt.

Der 59-Jährige wirft der Landeshaup­tstadt und den Kommunalpo­litikern vor, tatenlos zuzusehen. Denn obwohl er wiederholt auf die Misere aus seiner Sicht hingewiese­n habe, tue sich nichts. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis jemand verletzt werde. Als einer von der bundesweit­en Aktion Mensch bestellten 50 Inklusions­beauftragt­en spreche er für alle Saarbrücke­r, die er in Gefahr sieht, so lange sich nichts ändert. Dabei gehe es ihm nicht nur um die Sicherheit, sagt Schöpe. Der damit verbundene Lärm sei kaum zu ertragen. Deshalb verlangt Schöpe Tempo 30 in seinem Wohngebiet und anderswo, wo es wegen ähnlich unhaltbare­r Zustände nötig ist. Bislang gilt die innerörtli­che Maximalges­chwindigke­it von 50 Kilometer pro Stunde am Meckelnbur­gring. An die Adresse der lokalen Politentsc­heider gerichtet, schreibt er in einer Mitteilung: „Die gewählten Vertreter des Bezirksrat­es sieht man eh nur vor Wahlen. Danach ist Ebbe.“Niemand kümmere sich um die berechtigt­en Bürgerinte­ressen.

Dies sieht Stadtpress­esprecher Thomas Blug ganz anders. Denn Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes kontrollie­rten regelmäßig in Tempo-30-Zonen. Nicht nur, aber vor allen Dingen nahe Kindergärt­en, Spielplätz­en, Schulen, Seniorenun­d Pflegeheim­en sei dies der Fall. Unfallschw­erpunkte gehörten ebenso dazu.

Was den Mecklenbur­gring betrifft, wiesen Kontrollen allerdings „keine Auffälligk­eiten auf“, wie von Schöpe dramatisch beschriebe­n, teilt Blug mit. Er untermauer­t dies mit Zahlen. So sollen dieses Jahr dreimal städtische Bedienstet­e vor Ort gewesen sein, um Verkehrssü­nder zu ertappen. Ihre Ausbeute schien demzufolge gering. Blug nennt Zahlen: Von 135 Autofahrer­n waren seinen Angaben zufolge nur sieben zu schnell. Blug ergänzt: „Auch die Polizei hat keine Unfallhäuf­ungen oder andere verkehrlic­he Auffälligk­eiten festgestel­lt.“

Solche Kontroller­gebnisse liegen zugrunde, wenn die Verwaltung stadtweit immer wieder überprüfe, wo und ob neue Tempo-30-Zonen sinnvoll sind, erklärt Blug. Dabei gehe es auch um Lärmschutz. Dies sei Teil eines Lärmaktion­splans, den der Stadtrat 2009 verabschie­det hat. Und darin sei der Mecklenbur­gring nicht aufgeführt, weil er „nicht zu den besonders von Lärm betroffene­n Straßen gehört“.

Anders hingegen die Lebacher Straße in Malstatt. Die stark befahrene Strecke von und zur A1 wurde verkehrsbe­ruhigt, diese Hauptverke­hrsachse deshalb zur 30er-Zone gemacht (wir berichtete­n)

Auch der Stadtrat befasst sich immer wieder mit der Geschwindi­gkeit insbesonde­re in Wohngebiet­en. Allerdings sind dessen Beschlüsse nicht bindend, sondern nur Empfehlung­en an die Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD). Sie ordnet Tempolimit­s an.

Auch wenn für „straßenver­kehrsrecht­liche Angelegenh­eiten die Rathausche­fin verantwort­lich ist, muss der Rat deswegen schon zustimmen, wenn neue Tempo-30-Zonen eingericht­et werden sollen, weil dies in aller Regel mit Kosten verbunden ist. Über städtische Ausgaben hat nun der Stadtrat zu befinden.

Stadtverwa­ltung und Stadtrat werden sich darauf einstellen können, dass sie erneut von Peter Schöpe in der Angelegenh­eit Mecklenbur­gring hören werden. Denn anders als von der Verwaltung dargelegt, sieht er Handlungsb­edarf für die Sicherheit der Bürger. Darum will er keine Ruhe geben.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Wo ist Tempo 30 sinnvoll? Wo reicht es aus, es innerorts bei 50 Sachen in der Stadt zu belassen?

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