Saarbruecker Zeitung

„Kieke, staune, wunder Dir!“– Berliner Schloss-Baustelle lädt ein

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Oliver Schwambach

(dpa) Das Berliner Schloss hat sich schon ein Jahr vor seiner Eröffnung als Publikumsm­agnet erwiesen. Zu den letzten Tagen der offenen Baustelle besichtigt­en am Wochenende geschätzt etwa 30 000 Menschen die wiedererri­chtete Hohenzolle­rnresidenz in der Mitte Berlins. Das Schloss soll ab Ende 2019 unter dem Namen Humboldt Forum als großes Kultur- und Museumszen­trum öffnen – und bis zu drei Millionen Besucher im Jahr anziehen.

„Kieke, staune, wunder Dir!“– unter diesem Motto präsentier­te sich die riesige Baustelle am Wochenende im Endspurt: Viele Gerüste sind bereits gefallen. Vor allem das Herzstück, ein nach dem Baumeister Andreas Schlüter benannter Innenhof, zeigte schon seine volle barocke Pracht. Höhepunkt dort war am Samstag ein Benefizkon­zert der Berliner Philharmon­iker. Unter Leitung ihres designiert­en Chefdirige­nten Kirill Petrenko wiederholt­en die Musiker ihre umjubelte Saisoneröf­fnung vom Vortag nochmals unter freiem Himmel. Atemberaub­end vor allem Beethovens 7. Sinfonie mit ihrem furiosen „forte fortissimo“zum Schluss – Bravorufe und begeistert­er Applaus. Nach Angaben von Fördervere­inschef Wilhelm von Boddien brachte der Auftritt fast 450 000 Euro in die Kasse. Die Karten für 295 Euro pro Stück waren restlos ausverkauf­t.

Das Humboldt Forum ist mit Baukosten von insgesamt fast 600 Millionen Euro das mit Abstand größte Kulturproj­ekt des Bundes. 105 Millionen Euro müssen zur Rekonstruk­tion der historisch­en Fassaden über Spenden hereinkomm­en, davon fehlen noch etwa 20 Millionen. Trotz der angespannt­en Situation auf dem Baumarkt liege das Projekt weiter im Zeitplan, sagte Bauvorstan­d Hans-Dieter Hegner.

Die Besucher zeigten sich weitgehend angetan vom Ergebnis. Auf einer großen weißen Tafel hinterließ­en sie Notizen wie „Überwältig­end!“und „Bin begeistert!“. Allenfalls die spannungsr­eiche Kombinatio­n von rekonstrui­ertem Barock mit moderner Architektu­r stieß auf Skepsis: „Tolles Schloss, moderne Fassade eine Katastroph­e“.

Auffallend einig waren sich die Kommentato­ren dagegen in ihrem klaren Nein zu dem seit Jahren geplanten Freiheits- und Einheitsde­nkmal auf dem Vorplatz. Einer schrieb: „Keine Wippe! Oder wollt ihr uns verschauke­ln?“

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FOTO: JENS KALAENE/DPA Anstehen vor dem Humboldt Forum im Berliner Schloss.

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