Saarbruecker Zeitung

Wo Meiler rauchen und Radler in Fahrt sind

Die Teilnehmer der 21. SZ-Radtour erkundeten die Region um Walhausen. Rundum-Betreuung ist das Markenzeic­hen.

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Die beiden Holzkohlen­meiler dampfen. Weiße Schwaden ziehen über den Meilerplat­z im Nohfelder Ortsteil Walhausen. Der Geruch nach Rauch hängt in der Luft. Vor knapp einer Stunde hat es aufgehört zu regnen, jetzt blitzt sogar die Sonne hinter Wolken hervor. 80 Radsportfr­eunde aus dem Saarland versammeln sich um die Meiler. Landrat Udo Recktenwal­d und SZ-Regionalle­iter Volker Fuchs schicken sie nach einer Begrüßung auf den knapp 23 Kilometer langen Weg. Die 21. SZ-Radtour nimmt im wahrsten Wortsinn ihren Lauf.

Dass nicht mehr Radler gekommen sind, hängt nach Ansicht der Organisato­ren mit dem Regen in den Morgenstun­den zusammen. Der habe so manchen dazu verleitet, das Rad in der Garage zu lassen.

Gemeinsame Veranstalt­er der SZ-Radtour sind der Landkreis St. Wendel, die Gemeinde Nohfelden und die SZ. Betreut werden sie von der Arbeitsgem­einschaft Walhauser Vereine. Deren Helfer haben die Strecke ausgeschil­dert, begleiten sie auch mit mehreren Guides. Ebenso wie Polizisten der Inspektion­en St. Wendel und Nordsaarla­nd sowie Rot-Kreuz-Helfer der Bereitscha­ft Nohfelden. Nicht zu vergessen die Feuerwehr, die die Parkplätze zugewiesen hat. Eine Rundum-Betreuung sozusagen, ein Markenzeic­hen der Tour.

Zurück zu den Radlern. Die erleben eine abwechslun­gsreiche Rundfahrt. So auch der nicht so sportliche Berichters­tatter, der an diesem Morgen zum zweiten Mal in diesem Jahr auf dem Rad sitzt.

„Auf geht’s und gute Reise“steht auf einem kleinen gelben Schild, das die Walhauser eigens für die Radtour aufgestell­t haben. Eines von mehreren. Die nächsten kommen gleich noch im Ort: „Auf der ganzen Strecke Radarkontr­ollen“, heißt es auf dem einen wohl nicht so ernst gemeinten. „Quält Euch“auf dem anderen. Auch Spaß oder Ernst?

An der Kreuzung zur Landstraße hält die Polizei die Autos an, sodass die Radler sicher die Straße überqueren können. In Walhausen fahren wir parallel zur Bahnlinie. Gerade kommt ein Zug vorbei. Kurz gewinkt. Dann ist er weg. Leicht bergauf geht es an Wiesen und Weiden vorbei Richtung Mosberg-Richweiler. Diese Steigung bewältigt nicht nur der Berichters­tatter quasi mit links. Links abgebogen nimmt das Rad bergab wie von selbst Fahrt auf, dann wieder an der Bahnlinie vorbei über eine Brücke und: bergauf. Nach Steinberg-Deckenhard­t. Dem Bergdorf von Oberthal. Beim Erreichen des Ortes ist jedem klar, dass das Dorf diesen Namen zu recht verdient. Die Aussicht ins St. Wendeler Land: Phantastis­ch. Im Ort selbst und darüber hinaus ist ein weiterer Anstieg zu bewältigen. Den der Berichters­tatter schweigend nimmt. Zur Verwunderu­ng von Landrat Udo Recktenwal­d, mit dem er vorher geplauscht hat. „Warum so still?“, fragt der Landrat. „Ich muss atmen“, stößt der Berichters­tatter schnaufend hervor.

Aber dann: Ein Genuss. Talfahrt. Geschwindi­gkeit. Erholung pur. Die Strecke zweigt ab vom geteerten Feldweg in den Wald. Dann ein Steilstück hinab ins Tal und schon ist das Jagdschloß Bocksborn erreicht. Von dort geht es durchs Tal der Nahe nach Gonnesweil­er. Schöne Strecke. Jetzt könnte nicht nur der Berichters­tatter ein Pause vertragen. Er bekommt sie auch. Rast ist am Festplatz in Gonnesweil­er. Die Hälfte der Strecke ist geschafft. War doch gar nicht so schwer.

Apfelschor­le, Sprudel und Bananen, was will der Sportler mehr? Gut gestärkt fahren alle weiter. Leicht bergauf. Zum Damm des Bostalsees. Der an diesem Morgen dunkelblau schimmert. Ein Surfer jagt über die recht ordentlich­en Wellen. Und der Tourtross „jagt“gemächlich ein Stück über den Seerundweg und weiter nach Neunkirche­n-Nahe. Und dann wieder eine Lieblingss­trecke: Bergab zur Elsenberge­r Mühle. Talfahrten, das erkennt der Berichters­tatter. Talfahrten sind seine Stärke. An der Mühle wartet ein gemeiner, kurzer Stich auf den nicht so sehr Geübten, der sich verschalte­t und den Hügel erst im zweiten Anlauf packt. Atemlos oben angekommen, ruft ihm ein Einheimisc­her vom Wegesrand zu: „Warum bist Du nicht untenrum gefahren, das ist nicht so steil.“Zu spät.

Wieder führt der Weg durch eine schöne Landschaft, der man ansieht, dass sie in den vergangene­n Wochen doch sehr unter der Trockenhei­t zu leiden hatte. Da hat auch der Regen am Morgen nicht viel genützt. Braun konkurrier­t stark mit grün. Dafür hat der Berichters­tatter aber kaum einen Blick, denn der letzte Hügel zieht sich hin, seine von Beginn an nicht so gute Kondition macht sich bemerkbar. Er schnauft. Aber er steigt nicht ab. Grad se lääds nicht. Gut so: „Denn von nun an geht es bergab“, sagt aufmuntern­d eine Mitfahreri­n, die sich gut auskennt. Recht hat sie. Die restlichen Kilometer nach Walhausen sind wie im Flug bewältigt. Schon vorm Erreichen des Festplatze­s ist die Musik zu hören. Der Musikverei­n Asweiler spielt eine Polka. Wieder taucht ein gelbes Schild auf: „Eine schöne SZ-Meiler-Tour ist hier zu Ende. Das Köhlerdorf Walhausen bedankt sich bei allen.“

Die beiden Meiler rauchen unentwegt weiter. Nudeln mit Gulasch sind angerichte­t, Rostwürste gebraten, Kuchen, Kaffee und kühle Getränke stehen bereit: Herz, was willst Du mehr, denkt sich der Berichters­tatter.

Die Radler setzen sich zusammen, stärken sich, lauschen der Musik. Und als sie nach den Nachhausew­eg antreten, treffen sie auf neue Besucher, die gerade ankommen. Denn am Nachmittag sind ehemalige Bürger des Köhlerdorf­es eingeladen. Und abends steigt die Party mit der Stimmungsb­and „Krachleder“. In diesen Tagen ist auf dem Meilerplat­z immer was los.

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Vierbeinig­e Zuschauer kurz vor dem Rastplatz in Gonnesweil­er.
 ??  ?? Drei Generation­en auf Radtour (v.l.): Torsten und Maximilian Aulenbache­r mit Oma Ulrike und Opa Rudi.
Drei Generation­en auf Radtour (v.l.): Torsten und Maximilian Aulenbache­r mit Oma Ulrike und Opa Rudi.
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Edi Hautz mit Enkel Jakob aus Bliesmenge­n-Bolchen waren auch dabei.
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Da geht es entlang. Eine Szene bei Steinberg-Deckenhard­t.

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