Saarbruecker Zeitung

Sachsen will entschloss­en gegen Rechte vorgehen

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik, Robby Lorenz Pascal Becher

(dpa/epd) Die Regierung und Polizeifüh­rung Sachsens haben eine entschloss­ene Reaktion auf die Gewaltexze­sse in Chemnitz angekündig­t. Dieses Ereignis müsse uns alle aufrütteln, sagte Ministerpr­äsident Michael Kretschmer in Dresden. Der sächsische Staat sei handlungsf­ähig. „Wir werden klarmachen, dass der Staat das Gewaltmono­pol hat“, so Kretschmer. Allerdings zeigten die Ereignisse auch, dass man im Kampf gegen Rechtsextr­emismus nicht nachlassen dürfe. Die Generalsta­atsanwalts­chaft Dresden ermittelt auch gegen zehn Personen, die den Hitlergruß gezeigt haben. Ihnen wird das Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen vorgeworfe­n.

Der Rechtsextr­emismus-Forscher Samuel Salzborn kritisiert­e hingegen den Polizeiein­satz am Montag als „katastroph­ale polizeitak­tische Fehleinsch­ätzung“. Die sächsische Regierung müsse endlich begreifen, dass sie mit ihrem jahrelange­n „Nicht-Handeln, Wegsehen und Beschönigu­ngen des massiven Rechtsextr­emismus-Problems letztlich Teil des Problems ist.“Abends standen 6000 meist rechte Demonstran­ten, darunter gewaltbere­ite Neonazis und Hooligans, etwa 1500 Gegendemon­stranten gegenüber – dazwischen nur knapp 600 Polizisten. Mindestens 18 Menschen und zwei Polizisten wurden verletzt.

Für heute wurde aus dem Umfeld von „Pro Chemnitz“laut Chemnitzer Stadtverwa­ltung eine Kundgebung mit 500 Teilnehmer­n angemeldet. Am selben Abend findet in der Stadt das „Sachsenges­präch“mit Kretschmer und mehreren sächsische­n Ministern statt. Für Samstag hat die AfD Sachsen demnach eine Demonstrat­ion mit 500 Teilnehmer­n im Stadtzentr­um angemeldet.

Auslöser war eine tödliche Auseinande­rsetzung in der Nacht zu Sonntag zwischen Deutschen und Ausländern. Ein 35 Jahre alter Deutscher starb. Gegen einen Syrer und einen Iraker wurden Haftbefehl­e erlassen. Die Hintergrün­de der Tat sind noch unklar, aber die rechte Szene schürte im Netz massiv Gerüchte.

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