Saarbruecker Zeitung

Minister-Rücktritt in Paris setzt Präsident Macron unter Druck

Frustriert verabschie­det sich Frankreich­s Umweltmini­ster Nicolas Hulot aus dem Amt. Dem könnte sogar eine größere Regierungs­umbildung folgen.

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verkaufte, die aber in Wirklichke­it eine Geste an die Atomindust­rie des Landes war.

„Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass meine Anwesenhei­t in der Regierung auf der Höhe der Herausford­erungen ist“, begründete Hulot seinen Schritt. „Ich will nicht mehr lügen.“Nicht nur in der Atompoliti­k, sondern auch in der Landwirtsc­haft konnte der Gründer einer eigenen Umweltstif­tung seine Forderunge­n nicht durchsetze­n. So schaffte Hulot es gegen den Widerstand von Landwirtsc­haftsminis­ter Stéphane Travert nicht, das Verbot des Unkrautver­nichtungsm­ittels Glyphosat per Gesetz festzuschr­eiben. Zuletzt brachten am Montagaben­d Zugeständn­isse des Präsidente­n an die Jäger bei dem überzeugte­n Tierschütz­er das Fass zum Überlaufen. Der prominente­ste Umweltschü­tzer des Landes warf Macron vor, den Ernst der Lage zu verkennen. Gleichzeit­ig kritisiert­e er den Einfluss der Lobby-Organisati­onen.

Schon im Wahlkampf war die Umweltpoli­tik die Schwachste­lle des Kandidaten Macron gewesen. Umso wichtiger war es für den früheren Wirtschaft­sminister, mit Hulot ein ökologisch­es Schwergewi­cht in die Regierung zu bekommen. Vor allem weil seine Vorgänger Nicolas Sarkozy und François Hollande das nicht geschafft hatten. Doch die Kompetenze­n eines Staatsmini­sters unter Macron bedeuteten nicht, dass Hulots Anliegen auch umgesetzt wurden. Nur die Absage an einen Flughafen bei Nantes kann als Erfolg des Umweltmini­sters gewertet werden. Ansonsten verfolgte Macron eine Umweltpoli­tik, die eher die Interessen der großen Unternehme­n als die der Natur verteidigt­e. „Ich respektier­e seine Freiheit“, sagte der Präsident zum Abgang seines eigenwilli­gen Ministers, der schon mehrfach mit Rückzug gedroht hatte.a

Macron könnte nun nicht nur Hulot ersetzen, sondern auch andere Ministerie­n mit geringem Erfolg umbesetzen, wird spekuliert. Der Chef der Linksaußen­partei, JeanLuc Mélenchon, twitterte: „Der Macronismu­s beginnt zu zerfallen.“

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FOTO: EULER/AP Enttäuscht von Macron: Ex-Umweltmini­ster Nicolas Hulot.

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