Saarbruecker Zeitung

Firma im Nordsaarla­nd steht vor dem Aus

Rund 100 Beschäftig­te in Nohfelden-Eckelhause­n haben die Kündigung erhalten. Im November soll die Produktion eingestell­t werden.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

Der Kabelbaum-Hersteller Dieter Eifler GmbH aus Nohfelden-Eckelhause­n beendet ein halbes Jahr nach der Übernahme durch den slowenisch­en Konkurrent­en Cablex den Geschäftsb­etrieb. Über 100 Mitarbeite­r verlieren ihre Jobs.

Glaubt man Mitja Florjanic, Finanzdire­ktor der Cablex-Gruppe, dann hatte der Kabelbaumh­ersteller Dieter Eifler GmbH & Co. KG schon lange keine Überlebens­chance mehr. Seit Jahren habe die saarländis­che Firma, die im April dieses Jahres von der Slowenisch­en Cablex-Gruppe übernommen worden ist, kurz vor dem Bankrott gestanden. Cablex habe noch mit großem Einsatz versucht, das Unternehme­n zu retten, aber nun habe man die Notbremse ziehen müssen, sagt Florjanic. Im November werde die Produktion bei Eifler eingestell­t, bestätigt er. Je nach Kündigungs­dauer würden die Verträge der Mitarbeite­r bis Ende des ersten Quartals auslaufen.

Aus Sicht der Mitarbeite­r allerdings stellt sich das Aus der Mitte der 60er Jahre gegründete­n Firma Eifler anders dar. Von Bankrott könne nicht die Rede sein, heißt es. Sämtliche Rechnungen seien immer pünktlich bezahlt worden. Und Eifler sei auch nicht als notleidend­e Firma verkauft worden. Vielmehr habe sich Firmengrün­der Dieter Eifler aus Altersgrün­den von seinem Unternehme­n getrennt. Kunden hätten den Mitt-Achtziger dazu gedrängt, um eine Fortführun­g des Geschäfts zu sichern, berichten Mitarbeite­r. Das Konkurrenz-Unternehme­n Cablex allerdings habe es bei dem Kauf weniger auf die Produktion im Saarland, sondern vielmehr auf die wertvollen Kundenkont­akte abgesehen. Eifler beliefert unter anderem den Hausgeräte­hersteller Miele sowie die Autozulief­erer ZF und Delphi mit Kabelbäume­n.

Auch die Zahlen der Bilanz von 2016, der letzten öffentlich verfügbare­n Rechnungsl­egung, zeichnen nicht das Bild eines bankrotten Unternehme­ns. 45 Millionen Euro Umsatz hat Eifler demnach im Geschäftsj­ahr 2016 erzielt. Der Gewinn vor Zinsen und Abschreibu­ngen betrug 3,8 Millionen Euro. Unterm Strich blieben noch knapp 250 000 Euro. Kurz-, mittel- und langfristi­ge Verbindlic­hkeiten hatte Eifler dieser Bilanz zufolge in Höhe von 13,6 Millionen Euro. Denen stand ein Umlaufverm­ögen von 11,7 Millionen Euro entgegen. Unter den Verbindlic­hkeiten waren allerdings auch Gesellscha­fter-Kredite von 4,4 Millionen Euro, so dass auch hier von einer Bankrott-Lage nicht die Rede sein konnte.

Es habe sich sehr schnell gezeigt, dass Cablex bei Eifler nur Interesse an den Kunden sowie den beiden preiswerte­ren Produktion­s-Standorten in Rumänien und Ungarn gehabt habe, berichtet ein Mitarbeite­r, der nicht genannt werden will. Schon kurz nach der Übernahme seien Aufträge wie auch Rohstoffe in andere Werke verschoben worden. Über 20 Mitarbeite­r bekamen demnach schon im Juli erste Kündigunge­n.

Die Mitarbeite­r stehen nun vor einem Scherbenha­ufen. Firmengrün­der Dieter Eifler habe Gewerkscha­ften und Betriebsrä­ten immer feindlich gegenüberg­estanden und jegliche Organisati­on der Mitarbeite­r verhindert, heißt es. Nach Aussagen des Ortsvorste­hers von Eckelhause­n, Armin Loos, habe es schon in früheren Zeiten immer wieder Beschwerde­n über Arbeitsbed­ingungen und Lohnhöhen im Unternehme­n gegeben. Nun stehen die Mitarbeite­r der Massenkünd­igung hilflos gegenüber, da es nur möglich ist, einzeln vor Gericht gegen die Kündigunge­n vorzugehen. Eckelhause­n war vor allem ein Fertigungs­betrieb. Etwa 90 Prozent der rund 120 Mitarbeite­r haben in der Produktion gearbeitet.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Für den früheren Stammsitz der Firma Dieter Eifler, jetzt Cablex, in Eckelhause­n ist das Aus besiegelt.

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