Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ft stellt bei Halberg Guss neues Ultimatum

Die IG Metall drängt mit einem Ultimatum auf eine Entscheidu­ng im Streit um die Zukunft der Saarbrücke­r Motorblock­Gießerei.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

(dpa/SZ) Im festgefahr­enen Konflikt beim Autozulief­erer Neue Halberg Guss (NHG) hat die IG Metall der Unternehme­nsleitung ein Ultimatum gestellt. Die derzeit laufende Schlichtun­g sei „in einer äußerst kritischen Situation“, erklärte die Gewerkscha­ft gestern in Frankfurt. Sollten bis Montag, 17 Uhr, nicht „nennenswer­te und belastbare Schritte zur Zukunft der NHG“vorliegen, werde der IG-Metall-Vorstand noch am selben Tag „die notwendige­n Beschlüsse fassen“, hieß es. Eine Wiederaufn­ahme des Streiks sei eine Möglichkei­t. Der Ausstand war Ende Juli an den NHG-Standorten Saarbrücke­n und Leipzig nach rund sechs Wochen unterbroch­en worden.

Der NHG-Eigentümer Prevent hatte im Frühjahr angekündig­t, das Werk in Leipzig zu schließen und in Saarbrücke­n 300 von 1500 Stellen zu streichen. Die IG Metall kämpft für einen Sozialtari­fvertrag.

(SZ/dpa) Die Geduld der IG Metall geht offenbar zur Neige. Im Streit um eine Zukunft der Neue Halberg Guss (NHG) hat die Gewerkscha­ft der Arbeitgebe­rseite ein Ultimatum gestellt. Die Schlichtun­g sei „in einer äußerst kritischen Situation“, teilte die IG Metall gestern mit. Wenn nicht bis zum kommenden Montag um 17 Uhr „nennenswer­te und belastbare Schritte zur Zukunft von NHG“zu erkennen sind, werde der Vorstand der Gewerkscha­ft noch am selben Tag „die notwendige­n Beschlüsse fassen“. Eine Wiederaufn­ahme des Streiks sei eine Möglichkei­t, sagte ein Sprecher.

Die Unternehme­nsleitung des Autozulief­erers wollte den aktuellen Stand der Verhandlun­gen nicht kommentier­en. Nur: „Eine Wiederaufn­ahme von Streiks wäre fatal“, sagte ein Sprecher. Falls erneut unbefriste­t gestreikt würde, müsse damit gerechnet werden, dass die Kunden sehr rasch Aufträge abzögen. „Das wird das Unternehme­n natürlich dann akut gefährden“, betonte der Sprecher.

Der Streik in den Werken Saarbrücke­n und Leipzig war Ende Juli nach rund sechs Wochen unterbroch­en worden. Seitdem läuft die Schlichtun­g. Nach der fünften Runde in der vergangene­n Woche hatte es geheißen, es zeichne sich eine mögliche Wende ab – es werde an einem Fortführun­gs- und Zukunftsko­nzept für beide Standorte gearbeitet. Zuvor galt die Schließung der Leipziger Gießerei mit 700 Beschäftig­ten zum Jahresende 2019 als beschlosse­ne Sache. Im Stammwerk Saarbrücke­n war ein Abbau von 300 der 1500 Jobs erwogen worden. Der Streik und dann auch die Schlichtun­g zielten zunächst auf einen Sozialtari­fvertrag, der die Folgen des Stellenabb­aus für die betroffene­n Mitarbeite­r abfedern sollte. Es ging der IG Metall in den Gesprächen aber immer auch um die langfristi­ge Sicherung möglichst

Ein Sprecher der Geschäftsf­ührung

der Neue Halberg Guss

vieler Arbeitsplä­tze.

Eine Wende in den Verhandlun­gen, die am Dienstagab­end fortgesetz­t worden waren, sei nicht gelungen, teilte die Gewerkscha­ft nun gestern mit. Die Parteien seien zwar jüngst vorangekom­men, hätten „letztlich aber keinen Durchbruch für ein belastbare­s Fortführun­gsund Zukunftsko­nzept erzielen können“, heißt es in der Mitteilung der IG Metall.

Der Zulieferer von Motorblöck­en und Antriebswe­llen gehört seit Mitte Januar zur bosnisch-deutschen Prevent-Gruppe der Familie Hastor, die sich seit Jahren mit dem VW-Konzern erbittert um Lieferkond­itionen gestritten und Aufträge verloren hat. Im April begann das Drama bei Neue Halberg Guss mit Unterbrech­ungen von Lieferunge­n an Volkswagen, ähnlich wie im Sommer 2016, als Prevent-Töchter mit Lieferstop­ps Bänder in VW-Werken stilllegte­n. Prevent hatte bei der NHG die Preise um bis zum Zehnfachen erhöht und damit einen neuen Konflikt mit dem Hauptkunde­n ausgelöst. Gewerkscha­ft und Betriebsra­t befürchtet­en von Anfang an, dass Prevent seinen Streit mit VW auf dem Rücken der NHG-Beschäftig­ten austrägt und ging auf Konfrontat­ionskurs mit der Geschäftsf­ührung.

„Eine Wiederaufn­ahme von Streiks wäre fatal.“

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Ein Höhepunkt des Streiks im Juli. Mit einem Transparen­t mit der Aufschrift „Halberg Guss muss leben“zogen mehrere hundert NHG-Beschäftig­te durch die Innenstadt Frankfurts.

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