Saarbruecker Zeitung

Merkel will Säule ihrer Migrations­politik festigen

Die Kanzlerin trifft an drei Tagen drei afrikanisc­hen Herrscher. Ihr wichtigste­s Anliegen: die Bekämpfung von Fluchtursa­chen.

- VON JÖRG BLANK UND JÜRGEN BÄTZ Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik, Robby Lorenz Tobias Fuchs

(dpa) Wenn Angela Merkel auf Macky Sall, Nana Akufo-Addo und Muhammadu Buhari trifft, geht es nicht nur um Jobs und Perspektiv­en für Millionen junger Afrikaner. Und nicht nur um Stabilität im seit langem vom Dschihad-Terror bedrohten Westafrika. Bei den Gesprächen mit den Präsidente­n des Senegals, Ghanas und Nigerias geht es indirekt auch um das politische Schicksal der Kanzlerin. Und letztlich um das, was in den Geschichts­büchern über sie stehen wird. Hat Merkels Migrations­politik Erfolg und kann sie langfristi­g den Zuwanderun­gsdruck auf Deutschlan­d und Europa mindern?

Eine der wichtigste­n Säulen von Merkels Migrations­politik ist die Bekämpfung der Fluchtursa­chen: Nur wenn es gelingt, vor allem junge Männer auf dem Kontinent davon abzuhalten, sich auf den gefährlich­en Weg nach Europa zu machen, kann ihr Konzept Erfolg haben. Zentral dafür: Weniger Armut, mehr Jobs, mehr Sicherheit. Die Herausford­erung wird von Jahr zu Jahr größer – UN-Experten erwarten, dass sich die Zahl der Menschen in Afrika wegen des rasanten Bevölkerun­gswachstum­s bis 2050 auf 2,5 Milliarden verdoppeln wird.

Auch das erklärt die hohe Frequenz der politische­n Gespräche Merkels mit afrikanisc­hen Herrschern. Denn ob die Kanzlerin Erfolg bei ihrem Bemühungen hat, hängt wesentlich von deren Bereitscha­ft ab, dabei mitzuziehe­n. 2016 war die Kanzlerin in Mali, Niger und Äthiopien, 2017 in Ägypten, im November besuchte sie den EU-Afrika-Gipfel in der Elfenbeink­üste. Die Präsidente­n von Ghana und Nigeria waren vor nicht langer Zeit bei der Kanzlerin in Berlin. Gestern erwartete sie das senegalesi­sche Staatsober­haupt Sall im Präsidialp­alast der Hauptstadt Dakar. Auch um der CDU-Politikeri­n einen Orden zu überreiche­n.

Sie werde nicht nur über klassische Entwicklun­gszusammen­arbeit sprechen, hat die Kanzlerin jüngst ihr Rezept beschriebe­n, mit dem sie den Migrations­druck auf Deutschlan­d und Europa mindern will. Eine wirtschaft­liche Perspektiv­e sei für die allermeist­en Länder Afrikas deshalb so entscheide­nd, „weil es viele junge Menschen gibt, die Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze brauchen. Und deshalb müssen wir unsere wirtschaft­liche Zusammenar­beit mit Afrika stärken“. Von einer „Partnersch­aft auf Augenhöhe“ist die Rede, die von wechselsei­tiger Solidaritä­t und Vertrauen geprägt sei.

Der Wirtschaft­s-Schwerpunk­t der Kanzlerinn­enreise passt zur Initiative der deutschen G20-Präsidents­chaft 2017, als mit elf besonders reformfreu­digen Ländern Afrikas – darunter der Senegal und Ghana – ein „Compact with Africa“auf den Weg gebracht wurde. Dabei geht es um Rechtssich­erheit für mehr private Investitio­nen. Von einem langwierig­en Prozess mit mittel- bis langfristi­ger Perspektiv­e ist in deutschen Regierungs­kreisen die Rede, wenn nach konkreten Investitio­nen gefragt wird. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

Merkel reist bis zum morgigen Freitag mit einer elfköpfige­n Wirtschaft­sdelegatio­n nach Dakar, Accra und Abuja – die Unternehme­r sollen mehr Schwung in die Wirtschaft­szusammena­rbeit und den „Compact“bringen, hoffen sie in der Umgebung der Kanzlerin. Gerade die stabileren Länder Senegal und Ghana – mit Wachstumsr­aten um sieben Prozent und mehr als acht Prozent – bieten hier aus Berliner Sicht gute Voraussetz­ungen. Die Unternehme­r kommen aus Branchen mit Potenzial auf dem afrikanisc­hen Kontinent: Infrastruk­tur, Elektrifiz­ierung, erneuerbar­e Energien, Wasserwirt­schaft und Digitalisi­erung. Hintergrun­d: Berlin will die Geschäfte der Zukunft nicht allein den Chinesen überlassen. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war vor einiger Zeit zu Besuch in Dakar.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Erstes Reiseziel Dakar: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird von Macky Sall, dem Präsidente­n Senegals, am Flughafen begrüßt.

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