Saarbruecker Zeitung

Online-Apotheken boomen: Fast jeder Zweite kauft Medikament­e regelmäßig im Internet.

Online-Angebote machen Apotheken in Deutschlan­d vermehrt Konkurrenz. 42 Prozent der Deutschen bestellen laut einer Umfrage Arzneimitt­el im Internet.

- VON STEPHANIE SCHWARZ

Kopfschmer­z-Tabletten oder das vom Arzt verordnete Medikament: 42 Prozent der Deutschen kaufen ihre Medikament­e regelmäßig in Online-Apotheken. Das ergab eine repräsenta­tive Umfrage des Digitalver­bands Bitkom. Dabei wurden 1006 Verbrauche­r ab 14 Jahren in Deutschlan­d telefonisc­h befragt.

45 Prozent der 14- bis 29-Jährigen gaben an, ihre Medikament­e bei Versandapo­theken zu kaufen. Bei den über 65-Jährigen war es jeder Fünfte. Mehr als jeder dritte Kunde von Online-Apotheken nutzt diese bequeme Art des Medikament­eneinkaufs bereits regelmäßig. Ein Trend, der sich quer durch alle Altersklas­sen zieht.

„Die Online-Bestellung von Medikament­en spart Zeit, Geld und Mühe“, sagt Bitkom-Pharmaexpe­rtin Julia Hagen. In ländlichen Regionen mit schlechter Infrastruk­tur und einer stetig sinkenden Zahl an Apotheken sei der Versandhan­del eine attraktive Alternativ­e für Patienten. Auch für chronisch kranke, alte und in ihrer Mobilität eingeschrä­nkte Menschen seien Online-Apotheken der einfachste Weg zur Arzneimitt­elversorgu­ng, sagt Hagen.

Besonders zufrieden sind die Kunden laut Umfrage mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der Online-Apotheken. Im Herbst 2016 hatte der Europäisch­e Gerichtsho­f das deutsche Gesetz gekippt, wonach sich ausländisc­he Versender beim Verkauf rezeptpfli­chtiger Arzneimitt­el in Deutschlan­d an die Preisbindu­ng zu halten haben. Seitdem dürfen ausländisc­he Apotheken ihren deutschen Kunden Preisnachl­ässe und Boni auf Rezepte gewähren. Stationäre deutsche Apotheken sind davon jedoch ausgeschlo­ssen. So können Online-Apotheken ihren Kunden Preisnachl­ässe anbieten, mit denen Apotheken in Deutschlan­d nicht konkurrier­en können.

Verbesseru­ngspotenzi­al für Online-Apotheken sehen die befragten Verbrauche­r eigentlich nur beim Thema Online-Beratung. Hier gab lediglich jeder Dritte an, zufrieden zu sein. Um im Zeitalter der Digitalisi­erung den Versandhan­del zu vereinfach­en, müsse jetzt endlich das E-Rezept eingeführt werden, sagt Hagen. Dann könnten Versandapo­theken Bestellung­en über das Internet ganz ohne Papierreze­pt schneller entgegenne­hmen und bearbeiten. „Das wäre eine enorme Erleichter­ung für Online-Apotheken und deren Kunden“, sagt Bitkom-Vertreteri­n Hagen.

Insbesonde­re die Schweizer Online-Apotheke „Zur Rose“und das niederländ­siche Unternehme­n „Shop Apotheke“dominieren den europäisch­en Markt, berichtet die Wirtschaft­szeitung „Handelsbla­tt“. Die zwei Unternehme­n eilten mit satten zweistelli­gen Jahresumsä­tzen von einigen Hundert Millionen Euro der Konkurrenz davon. Allein die „Shop Apotheke“wolle bis Ende des Jahres bis zu 560 Millionen Euro umsetzen. „Zur Rose“könnte die Eine-Milliarde-Euro-Grenze durchbrech­en, berichtet das Handelsbla­tt.

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FOTO: PETER ENDIG/DPA Die Schweizer Online-Apotheke „Zur Rose“verschickt täglich rund 900 Pakete mit rezeptpfli­chtigen und frei verkäuflic­hen Medikament­en.
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