Saarbruecker Zeitung

„Amtshilfe“aus dem Ministeriu­m für die SPD

Ein Regierungs­rat des Wirtschaft­sministeri­ums von SPD-Chefin Rehlinger hat dienstlich das Kommunal-Konzept der Partei verfasst.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Neun Monate vor der Kommunalwa­hl im Mai nächsten Jahres meldet die SPD Vollzug. „Kommunal-Pakt plus“taufte die Partei ihr zwei Seiten umfassende­s Strategie-Papier zur „Stärkung der Gemeinden, Städte und Kreise“. Statt dem Modell „Saarlandka­sse“des CDU-geführten Finanzmini­steriums zur Linderung der kommunalen Finanznot will die SPD gleich drei Probleme auf einen Streich lösen: Absenkung der Kita-Gebühren, Stärkung der kommunalen Investitio­nen und Teil-Tilgung der Kassenkred­ite. Die SZ hat ausführlic­h berichtet.

Wer aber ist Autor, Verfasser und Ideengeber des Konzepts, das Ende vergangene­r Woche im Rahmen einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz auf der Chefetage des Wirtschaft­sministeri­ums präsentier­t wurde. Mit am Tisch neben SPD-Landeschef­in und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger: SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn und der Saarlouise­r Landrat Patrik Lauer, Vorsitzend­er der SPD-Kommunalpo­litiker. Eine Parteivera­nstaltung in den Amtsstuben des ehrenwerte­n Wirtschaft­sministeri­ums? Natürlich nicht, argumentie­rt Wolfgang Kerkhoff, Pressespre­cher des Ministeriu­m und Vize-Regierungs­sprecher.

„Das Papier ist das der stellvertr­etenden Regierungs­chefin.“Darauf sei auch in der Pressekonf­erenz „unmissvers­tändlich“hingewiese­n worden. Denn es gehe darum, sich innerhalb der Regierungs­koalition „über die beste Lösung eines drängenden Problems zu verständig­en“. In dem Konzept ist dann wiederholt die Formulieru­ng „die SPD in der Landesregi­erung“zu lesen, was auch immer darunter zu verstehen sein mag. Jedenfalls wurde das Strategie-Papier auf Kosten des Steuerzahl­ers in den Hallen des Ministeriu­ms vorgestell­t. Die Frage, ob die Partei, deren Vorsitzend­e die Wirtschaft­sministeri­n und Hausherrin ist, möglicherw­eise dem Land Saalmiete gezahlt hat, blieb bislang unbeantwor­tet.

Dafür, dass es sich um ein Partei-Papier handelt spricht einiges. Auf der Internetse­ite der SPD Saar wird der „Kommunal-Pakt Plus“an erster Stelle präsentier­t. Ein genauer Blick in das PDF-Dokument offenbart Erstaunlic­hes: Ein vom Steuerzahl­er hoch dotierter Beamter des Wirtschaft­sministeri­ums wird ausdrückli­ch als Verfasser genannt. Genau dieser Regierungs­rat, Leiter des Referates „Politische Planung“fragt nach der Präsentati­on – dieses Mal als Privatmann – per Twitter: „Hat die CDU eigentlich ein Kommunal-Konzept?“Alles Zufall? Ministeriu­mssprecher Kerkhoff räumt ein, dass das Referat des promoviert­en Regierungs­rates Alexander Brehm sich mit dem Kommunalpa­kt beschäftig­t hat. Brehm war früher Kerkhoffs Stellvertr­eter. Er hatte angeblich keine Zeit, um zu der Pressekonf­erenz in Sachen Kommunal-Konzept einzuladen. Das tat dann quasi in Amtshilfe SPD-Pressespre­cher Ingmar Naumann. Er trommelte per Telefon und SMS Journalist­en zu dem Treffen im Ministeriu­m zusammen.

Scharfe Kritik an dieser Kooperatio­n von Ministeriu­m und SPD kommt vom Bund der Steuerzahl­er. Dessen Landesvors­itzender Christoph Walter sagte der SZ: „Hier wurde Parteiarbe­it mit Ministeria­larbeit vermischt. Beides gehört strikt getrennt. Da ist Geld der Steuerzahl­er für Parteizwec­ke eingesetzt worden.“ Walter erinnert an die Affäre im Landtagswa­hlkampf, als die CDU Beamte des Finanzmini­steriums für Dienstleis­tungen in Anspruch nahm, um Berechnung­en zu ihrem Wahlprogra­mm erstellen zu lassen. Letztlich überwies die CDU damals auf Druck der Öffentlich­keit 5000 Euro an die Landeskass­e.

Finanziell­e Auswirkung­en der Kooperatio­n in Sachen SPD-Kommunalpa­kt zwischen Rehlingers Ministeriu­m und der Partei will Thomas Hartz, Vizepräsid­ent des Landesrech­nungshofes und Vertreter des erkrankten Präsidente­n Klaus Schmitt, „derzeit nicht bewerten“. Er hält allerdings auf Anfrage unserer Zeitung fest: „Ich sehe es als ungewöhnli­ch an, dass hier die Zuständigk­eit des Wirtschaft­sministeri­ums mit der der Partei verknüpft wird.“

„Da ist Geld der Steuerzahl­er für Parteizwec­ke

eingesetzt worden.“

Christoph Walter,

Bund der Steuerzahl­er

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FOTO: BECKER&BREDEL Hat die Saar-SPD Räume des Wirtschaft­sministeri­ums für eine Parteivera­nstaltung genutzt? Der Pressespre­cher des Ministeriu­ms dementiert.

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