Saarbruecker Zeitung

Slevogt und seine Vorbilder leuchten ab Samstag.

Am Samstag eröffnet die große Ausstellun­g „Slevogt und Frankreich“im Saarlandmu­seum. Ein Besuch in einem Museum, in dem sich gerade viel um Lichtstärk­en dreht.

- VON SILVIA BUSS

Wenn man den ehemaligen Wechselpav­illon der Modernen Galerie betritt, könnte man meinen, es weihnachte bereits. Während sich draußen noch die Sommersonn­e gegen die trüben Herbstwolk­en zur Wehr setzt, empfängt einen im Galerierau­m nicht nur Stille, sondern nahezu nächtliche Schwärze.

Für die Ausstellun­g „Slevogt und Frankreich“haben die Museumsleu­te die Wände des weißen Kubus ganz dunkel gestrichen. Damit die Gemälde, die an ihnen hängen, um so heller hervorleuc­hten. Das aber tun sie aber nur, wenn man ihnen Lichter „aufsteckt“.

Eine ganz schön aufwendige Sache und nur in Teamarbeit zu schaffen, wie unsere Stippvisit­e kurz vor der Ausstellun­gseröffnun­g zeigt. Zum x-ten Male an diesem Morgen fährt Uwe Jäger den Hubsteiger in Position, greift in die große Kiste mit den Halogenstr­ahlern, fährt hoch bis fast unter die Decke, um sie eine Schiene zu stecken und auszuricht­en.

„Etwas mehr nach links, einen Tick höher“,lässt sich Kuratorin Kathrin Elvers-Svamberk nun vernehmen. Sie steht zusammen mit einem Kameramann, den das Museum eigens für die Ausstellun­g als Licht-Experten engagierte, in einigen Metern Distanz zur Wand, um so zu kontrollie­ren, ob der Lichtkegel das Gemälde „Segelboote auf der Alster am Abend“auch voll erfasst.

„Auch der Rahmen soll mit leuchten, denn er gehört dazu“, erläutert Museumsche­f Roland Mönig, der kurz nach dem Rechten sieht, während Elvers-Svamberk nun ein kleines Lichtmessg­erät direkt vor die Leinwand hält. Denn auch die Lichtinten­sität muss stimmen. Mit 250 Lux dürfe ein Gemälde in der Regel beleuchtet werden, der Maximalwer­t sei meist im Leihvertra­g vermerkt, erklärt sie. „Ich bin jetzt bei 212“, ruft sie Uwe Jäger zu, also kann er noch etwas zugeben. Und weiter geht‘s zum nächsten Bild.

Die Ausstellun­g, die 189 Werke von Slevogt und von berühmten französisc­hen Kollegen wie Manet, Delacroix und Daumier zeigt, die ihn als Vorbilder stark beeinfluss­ten, ist im Museum auf zwei Räume verteilt. Im Neubau sind die Landschaft­en zu sehen, hier im Trakt C vor allem Porträts sowie verschiede­ne Sujets wie „Leben und Freizeit“, „Bühne“, „Krieg“und „Stillleben“.

„Bis Freitag war hier Großkampft­ag,“sagt Elvers-Svamberk. Die ganze Woche seien jeden Tag drei bis vier Kuriere gekommen, um die 109 Leihgaben aus aller Welt zu übergeben. Da habe man drei Hänge-Teams gleichzeit­ig im Einsatz gehabt, die die Kunstwerke in Empfang nahmen, begutachte­ten, und wenn nötig restaurier­ten. Jetzt, wenige Tage vor der Vernissage, ist das meiste geschafft. Fast alle Bilder hängen an ihrem Platz.

Einige müssen noch etwas gerichtet werden wie das große Selbstbild­nis von Slevogt mit einem Judith-Bild in seinem Atelier. Da seine Firnis so stark reflektier­t, hat das Hängeteam oben zwei Schaumstof­fstücke hinter den Rahmen gesteckt, damit es sich etwas nach vorne neigt. „Da werden wir vielleicht unten eine Aufstützle­iste anbringen, der Schaumstof­f kann dann wieder weg“, erklärt Museumsche­f Mönig.

Eine ganze Reihe von Bildern sind aber noch mit weißem Papier verhängt. „Das sind die Grafiken, die wollen wir nicht unnötig dem Licht aussetzen“, nennt Elvers-Svamberk den Grund und lüftet behutsam ein Papier. Prompt stellt sich wieder dieses Weihnachts­gefühl ein, dieser Moment der Spannung kurz vor der Bescherung.

Vernissage von „Slevogt und Frankreich“ist am Freitag, 21. August, 19 Uhr, in der Modernen Galerie des Saarlandmu­seums. Die Ausstellun­g ist dann von Samstag, 1. September, bis 13. Januar zu sehen. www.kulturbesi­tz.de

„Bis Freitag war hier

Großkampft­ag.“

Kathrin Elvers-Svamberk

Ausstellun­gskuratori­n

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Vorbereitu­ngen zur Ausstellun­g „Slevogt und Frankreich“in der Modernen Galerie des Saarlandmu­seums. Kuratorin Kathrin Elvers-Svamberk misst das Licht an Slevogts Gemälde „Judith mit Selbstbild­nis“.
FOTO: IRIS MAURER Vorbereitu­ngen zur Ausstellun­g „Slevogt und Frankreich“in der Modernen Galerie des Saarlandmu­seums. Kuratorin Kathrin Elvers-Svamberk misst das Licht an Slevogts Gemälde „Judith mit Selbstbild­nis“.

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