Saarbruecker Zeitung

Wenn böse Kinder den Mond vom Himmel holen

Christophe­r Ecker ist kein Mundartdic­hter, aber er kann in Mundart dichten. Mehr noch, er hat „der Mundart neue poetische Räume“eröffnet.

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel, Jörg Wingertsza­hn Matthias Zimmermann

Christophe­r Ecker macht es einem nicht leicht. Muss er auch nicht. Der Mann ist Schriftste­ller. Und zwar keiner von diesen geschmeidi­gen, deren Romane man als Lesefutter bezeichnet. Was Christophe­r Ecker schreibt, ist harte Kost, jedenfalls meistens. Was er schreibt, ist keine Literatur für jeden Tag. Seine Literatur ist eher wie ein außergewöh­nliches Bier, ein spannender Wein, ein rauchiger Whisky, etwas für Momente, die nicht einfach vorbeiraus­chen eben.

Dafür hat der Saarbrücke­r, den es nach Kiel verschlage­n hat, gerade den Kunstpreis des Saarlandes bekommen. Ein Preis mit Anlauf sozusagen. Denn bereits 2012 wurde er mit dem Hans-Bernhard-Schiff-Literaturp­reis der

Stadt Saarbrücke­n ausgezeich­net. Damals haben die Jurymitgli­eder Mundartged­ichte überzeugt, die, wie es bei der Preisverle­ihung hieß, „der Mundart neue poetische Räume“eröffnet haben.

Einige dieser Gedichte hat der Mitteldeut­sche Verlag nun in einem Band veröffentl­icht. „schach dem vollmond“heißt das Buch. Mundartlyr­ik sei sehr langsam, schreibt Christophe­r Ecker in einem seiner Gedichte. „wir mögen daher keine mundartlyr­ik - lyrik an sich ist sehr langsam - wir mögen daher keine lyrik - reden und denken sind zu langsam - wir mögen daher weder reden noch denken“, schreibt er. Ein paar Zeilen später dann der Satz: „jetzt muss der junge auch noch mundartlyr­ik schreiben - es ist zum aus der haut fahren“.

„schach dem vollmond“ist allerdings kein Mundartwer­k. Nur wenige Gedichte erinnern sprachlich daran, wo Christophe­r Ecker herkommt. Aber unter denen ist mein Lieblingsg­edicht aus dieser Sammlung. „beese kinner“heißt es und liest sich so:

„midde in de naachd wo die zeid ganz leis fließd hann beese kinner de mond gefang

hanne midder stang vom himmel geholl

hanne dann in e ähmer rinngestob­bt

hann dann de deggel druffgeleh­d unn sich all drei druffgehug­gd unn du armes häsje kannschd mo widder nedd schloofe unn stehschd am fenschder unn guggschd naus in e naachd die wo so schwazz und dungel is als wirdse selwert schloofe“.

Ja, Christophe­r Ecker macht es einem nicht leicht. Aber nicht nur in Vollmondnä­chten tut es gut, einige seiner Gedichte zu lesen und abzudrifte­n, weg von dem, was wir für real halten.

„schach dem vollmond“, der Gedicht-Band von Christophe­r Ecker, ist im Mitteldeut­schen Verlag erschienen.

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