Saarbruecker Zeitung

Steuerzahl­erbund greift Saarbrücke­n an

Landeshaup­tstadt taucht im aktuellen Schwarzbuc­h zur bundesweit­en Steuervers­chwendung auf.

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ausgegeben haben soll. Dabei geht es um 18 000 Euro, die ein zweitägige­s Führungskr­äftesemina­r in Weiskirche­n verschlang. Montag und Dienstag waren 50 Mitarbeite­r der Verwaltung, darunter auch der Chef des Personalra­tes als Arbeitnehm­ervertrete­r, zur gemeinsame­n Klausurtag­ung im Weiskirche­r Parkhotel. Dass die Stadt Fortbildun­gen anbietet, sei nicht zu beanstande­n. „Aber das geht auch anders. Der Regionalve­rband Saarbrücke­n hat verschiede­ne Räume im Schloss. Da könnte so etwas gut stattfinde­n“, sagt der Steuerzahl­er-Vertreter Walter. Beim Blick in die leeren Kassen könne sich Saarbrücke­n ein Hotel nicht erlauben. Walter legt nach: „Bei einer Verschuldu­ng von über einer Milliarde geht das nicht.“Da kämen dann noch die Finanzlöch­er der städtische­n Gesellscha­ften hinzu. „Dann sind wir locker bei 2,3 Milliarden Euro.“

Ähnlich sieht es auch die FDP im Saarbrücke­r Stadtrat. „In einer finanziell dermaßen verschulde­ten Stadt muss die Verwaltung stärker abwägen, welche Kosten erforderli­ch sind und worauf man verzichten kann“, lässt Fraktionsc­hef Tobias Raab mitteilen. Als Alternativ­e nennt er das Rathaus, welches durchaus Platz für derartige Veranstalt­ungen biete. Das Geld hätte die Landeshaup­tstadt „an anderer Stelle besser investiere­n können“. Grundsätzl­ich sollten Klausurtag­ungen außerhalb des Rathauses möglich sein, sagt hingegen CDU-Fraktionsc­hef Peter Strobel. Abseits des üblichen Arbeitspla­tzes sei ein anderes Arbeiten möglich. „Selbstvers­tändlich muss dabei auf die Kosten geachtet werden.“Ob eine Tagung mit 50 Teilnehmer­n effektiv ist, müsse die Verwaltung beantworte­n.

Von fehlendem Fingerspit­zengefühl spricht Sven Wagner. Der Fraktionsv­orsitzende der Liberal-Konservati­ven Reformer (LKR). Denn: „Für all jene Vereine und Initiative­n, die unter Hinweis auf die hohe Verschuldu­ng der Stadt keine Zuschüsse bekommen, ist eine solche Veranstalt­ung ein Schlag ins Gesicht.“In der freien Wirtschaft seien solche Seminar durchaus üblich. Aber die Landeshaup­tsatdt schramme „immer wieder knapp vorbei, einen Sparkommis­sar aufoktroyi­ert zu bekommen“.

„Grundsätzl­ich sind solche Seminare angebracht“, sagt Bernd Krämer (AfD). Jedoch seien 18 000 Euro „schon arg hoch bei einem Haushalt, der noch nicht genehmigt ist“.

„Völlig nachvollzi­ehbar“ist für Bernd Richter (Freie Wähler) die Klausur. Auch der Preis liege nach seiner Ansicht im Rahmen. Die Stadt habe sich dafür einen Ort im Saarland gesucht. Und ein Tapetenwec­hsel müsse sein, um „neue Impulse für die Arbeit“zu erhalten.

Die Stadt verteidigt die verpflicht­ende Leitungsko­nferenz einmal im Jahr mit Vertretern aus den Amtsstuben, der Eigenbetri­ebe samt Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) sowie den Beigeordne­ten Ralf Latz (SPD), Harald Schindel (Linke) Thomas Brück (Bündnis 90/Grüne). Dabei sollen sich die Teilnehmer unter anderem mit dem Thema interne Kommunikat­ion befasst haben. „Die Entscheidu­ng, außerhalb Saarbrücke­ns zu tagen, ist bewusst gewählt“, teilt Stadtpress­esprecher Thomas Blug mit. Eine solche Tagung für eine Verwaltung mit mehr als 2500 Mitarbeite­rn sei unerlässli­ch. Im normalen Dienstgesc­häft sei ein konzentrie­rter Austausch nicht möglich. Seit Jahren verfahre Saarbrücke­n so, eine Kritik vom Steuerzahl­erbund habe es bislang nicht gegeben.

Der hatte im Vorjahr ebenfalls zwei saarländis­che Vorfälle im bundesweit­en Schwarzbuc­h aufgeführt, darunter die missglückt­e Fischzucht in Völklingen (22 Millionen Euro) sowie Fraktionsg­eld, das im Landtag veruntreut worden war. Hier warf der Steuerzahl­erbund den Verantwort­lichen vor, nicht energisch genug über Klage das Geld zurückgefo­rdert zu haben.

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