Saarbruecker Zeitung

Gänsehaut-Momente für den Fußball-Gott

75 000 Zuschauer feiern Bastian Schweinste­iger in München bei seinem offizielle­n Abschiedss­piel.

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(dpa) Am Ende eines für ihn „unglaublic­hen Abends“stand Bastian Schweinste­iger erschöpft und selig zugleich auf dem Rasen der Münchner Fußball-Arena und umarmte innig seine Frau Ana Ivanovic. Die ehemalige Weltklasse-Tennisspie­lerin aus Serbien, die sich auf großen Sportbühne­n auskennt, war tief beeindruck­t, welche enorme Zuneigung die 75 000 Fans des FC Bayern ihrem Basti beim Abschiedss­piel mit seinem aktuellen Arbeitgebe­r Chicago Fire entgegenge­bracht hatten.

Schweinste­iger schwenkte nach dem lässigen 4:0 (2:0) seines Herzensclu­bs bei der Ehrenrunde vor der Südtribüne eine Bayern-Fahne und rief den ihn feiernden Anhängern mit Tränen in den Augen über das Stadion-Mikrofon zu: „Vielen, vielen Dank. Ich bin einer von euch – und ich werde immer einer von euch bleiben.“

Vor der abschließe­nden Party im VIP-Bereich der Arena mit viel Fußball-Prominenz saß der 34-Jährige noch im verschwitz­ten Trikot mit seiner 31 auf dem Pressepodi­um und ließ den Abend der großen Gefühle Revue passieren. „Ich kann nur danke sagen. Ich bin sprachlos.“Die Haare sind grauer geworden, und er bewegt sich langsamer auf dem Platz. Aber kicken kann der Mentalität­sspieler Schweinste­iger immer noch. Das wurde besonders sichtbar, als er nach einer ersten Hälfte mit anstrengen­der Abwehrarbe­it als Kapitän des Chicago-Teams das Trikot wechselte.

Als er dann in der letzten halben Stunde vor den Augen von Ex-Trainer Jupp Heynckes in einer Triple-Gedächtnis­elf mit Ribéry, Robben, Müller, Neuer, Boateng und Alaba zusammensp­ielte, war ihm die pure Freude am Spiel bei jeder Aktion anzumerken. „Man spürt sofort wieder Automatism­en“, sagte er. Die alten Kameraden schickten Schweinste­iger weit nach vorne. „Ich habe ihm schon gesagt: Wenn er noch ein Tor machen will, reicht es nicht mit hinten rumstehen“, scherzte Thomas Müller. Es dauerte bis zur 83. Minute, als Schweinste­iger einen letzten langen Sprint in den Strafraum anzog und eine Flanke von David Alaba mit dem rechten Fuß volley ins Tor verlängert­e. Es war kein Geschenk zum Abschied, sondern ein wirklich feines, selbst erarbeitet­es Tor. „Und für mich war es irgendwie doch wichtig“, sagte Schweinste­iger.

Auch Robben, Ribéry und Müller berichtete­n von Gänsehaut-Momenten. „Ihm fliegen die Sympathien zu“, sagte Müller. „So einen Abend hat er sich selbst erarbeitet“, bemerkte Robben. „Man spürte, dass die Leute ihm etwas zurückgebe­n wollten für das, was er geleistet hat“, sagte Uli Hoeneß: „Werte zählen noch was in unserer Gesellscha­ft.“Nun geht Schweinste­iger zurück in die USA, wo der Weltmeiste­r von 2014 und Champions-League-Sieger von 2013 seine Karriere in der Major League Soccer ausklingen lässt. Mit seiner Ana und dem im Frühjahr geborenen Sohn ist er glücklich am Michigan-See.

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FOTO: HOPPE/DPA Hoch soll er leben: Bastian Schweinste­iger wird nach dem Spiel von seinen Mitspieler­n gefeiert und hochgeworf­en.
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FOTO: SCHRADER/AP/DPA Schweinste­iger schwenkt eine Fahne, die ihm die Fans in der Südkurve geschenkt haben.

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