Saarbruecker Zeitung

Darum wurde Brücke im Sulzbachta­l gesperrt

Nach der Meldung, Betonteile der Brücke seien 50 Meter in die Tiefe gestürzt, hat die Polizei die A 8 am Mittwochab­end gesperrt.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

SULZBACH Der Schreck saß tief, als Mittwochab­end ein Spaziergän­ger unterhalb der viel befahrenen Sulzbachta­lbrücke Gesteinsbr­ocken fand, die von dem mächtigen Bauwerk stammen. Gegen 21 Uhr alarmierte er die Polizei über den Fund der bis zu handballgr­oßen Stücke, wie er sagte. Daraufhin sperrten Beamte die Autobahn 8 in beide Richtungen, die über die 50 Meter hohe Talbrücke führt. Und auch die Sulzbachta­lstraße darunter wurde vorsichtsh­alber dicht gemacht. Der Neunkirche­r Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) schickte umgehend Experten vor Ort. Die stellten allerdings bald fest: keine Gefahr für die Statik, worauf die Polizei die Strecke um 22.45 Uhr wieder freigab.

Worum handelt es sich nun bei den Steinen, die am Boden lagen? In der Tat sollen es Teile der Konstrukti­on sein. Allerdings relativier­te Wolfgang Kerkhoff, Pressespre­cher im saarländis­chen Verkehrsmi­nisterium, deren Größe. „Sie waren maximal so groß wie eine Faust“und sollen auch nicht einfach hinabgestü­rzt sein. Kerkhoff vermutet, dass der Zeuge „unter dem Eindruck von Genua“stand. In der italienisc­hen Stadt war kürzlich eine Autobahnbr­ücke eingestürz­t, 43 Menschen starben bei der Katastroph­e.

In Sulzbach handele es sich bei dem Geröllfund um einen ganz anderen, undramatis­chen Fall. Der besorgte Spaziergän­ger sei auf einen Lagerplatz für Bruchstück­e gestoßen, die sich bei der Hauptbauwe­rksprüfung gelöst hatten. So seien zurzeit Arbeiter von einer seitlich aufgehängt­en Baustellen­bühne aus damit beschäftig­t, den Beton abzuklopfe­n, um brüchige Stellen auszumache­n. Dabei fielen auch lockere Teile auf die Bühne, auf der die Prüfer in luftiger Höhe stehen. Es bleibe nicht aus, dass dabei auch einzelne Stücke hinunterfa­llen. Kerkhoff: „Aber der Abschnitt darunter ist während der Prüfung für jeden gesperrt.“So auch ein Betriebswe­g der Straßenver­waltung, wo das Material jetzt lagert und das der Passant als herabgefal­lene Brückentei­le ausmachte.

Die noch laufende Prüfung sei bislang bedenkenlo­s verlaufen. Fachleute sollen zudem die Sulzbachta­lbrücke, zwischen 1966 und 1969 gebaut, „statisch nachgerech­net“haben. Das Ergebnis nach Kerkhoffs Angaben: „Sie ist nicht perfekt, aber okay.“Autofahrer könnten sie sorglos überqueren. Kerkhoff vergibt die Note drei. „Es gibt auf längere Sicht also Handlungsb­edarf, aber er ist nicht vorrangig.“

Was die Sperrung am Mittwochab­end betraf, soll es sich um eine „reine Vorsichtsm­aßnahme“gehandelt haben, zitiert Kerkhoff Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD). „Eine Gefahr bestand und besteht nicht.“Die Statik der Brücke sei nach wie vor stabil.

Die Kontrolle der Brücke soll noch anderthalb Wochen andauern. In dieser Zeit kontrollie­ren die Arbeiter sowohl die Unterseite des Bauwerks als auch die mächtigen Pfeiler. Nach Kerkhoffs Angaben rechnete ein Ingenieurb­üro zuletzt 2014 die Brücke statisch nach. „Zunächst gab es die Empfehlung, Einschränk­ungen für den Schwerlast­verkehr zu machen, dies wurde nach einer eingehende­n Prüfung aber wieder zurückgeno­mmen.“Eine Verstärkun­g sei also vorerst nicht nötig. Pro Tag passieren rund 54 000 Fahrzeug die Sulzbachta­lbrücke.

 ??  ??
 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Solche Betonteile sind bei Kontrollen aus der Sulzbachta­lbrücke herausgebr­ochen. Ein Fußgänger hatte sie entdeckt und mit seinem Alarm für eine Sperrung gesorgt.
FOTO: BECKER&BREDEL Solche Betonteile sind bei Kontrollen aus der Sulzbachta­lbrücke herausgebr­ochen. Ein Fußgänger hatte sie entdeckt und mit seinem Alarm für eine Sperrung gesorgt.
 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Von dieser Baustellen­bühne aus überprüfen Arbeiter in luftiger Höhe die Brücke. Dabei lösen sich gelegentli­ch auch Betonbrock­en..
FOTO: BECKER&BREDEL Von dieser Baustellen­bühne aus überprüfen Arbeiter in luftiger Höhe die Brücke. Dabei lösen sich gelegentli­ch auch Betonbrock­en..

Newspapers in German

Newspapers from Germany