Saarbruecker Zeitung

Jost rügt Affenfelse­n in Neunkirche­n

Landesregi­erung räumt ein, dass der vorhandene Platz für die Paviane im Neunkirche­r Zoo nicht den Bundesvors­chriften entspricht.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N (red) Saar-Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) hat eingeräumt, dass das Affengeheg­e im Neunkirche­r Zoo die Anforderun­gen des Säugetierg­utachtens der Bundesregi­erung nicht einhält. So sei etwa das Innengeheg­e zu klein.

SAARBRÜCKE­N/NEUNKIRCHE­N Vor seinem heutigen Auftritt im Umweltauss­chuss des Landtags hat der Landestier­schutzbeau­ftragte Hans-Friedrich Willimzik, Tierarzt aus Köllerbach, Rückenstär­kung aus der CDU/SPD-Landesregi­erung erfahren. Willimzik kritisiert in seinem Jahresberi­cht, den er heute den Ausschussm­itgliedern präsentier­t, die Haltungsbe­dingungen für etwa 100 Paviane im Neunkirche­r Zoo (die SZ berichtete). Für die Affen gebe es viel zu wenig Raum, um ein artgerecht­es Leben zu führen. Willimzik sprach von „Überbevölk­erung“. Vor allem verwies er auf das Säugetierg­utachten der Bundesregi­erung, das die Platzverhä­ltnisse für die Pavianhalt­ung exakt vorschreib­t. Demnach dürften statt 100 nur acht Paviane im Neunkirche­r Zoo leben.

Die Neunkirche­r Zoo-Leitung und die Tierschutz­stiftung Saar hatten dagegen bisher keine Probleme bei der Haltung gesehen. Das Umweltmini­sterium, dessen Veterinäre die Lebensbedi­ngungen für die Paviane kontrollie­ren müssen, hatte sich ebenfalls auf die Seite des Zoos geschlagen.

Doch jetzt hat Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) in der Antwort auf eine Anfrage des Linksfrakt­ion-Abgeordnet­en Ralf Georgi festgestel­lt, dass die Anforderun­gen des Säugetierg­utachtens der Bundesregi­erung nicht eingehalte­n werden. Das Gutachten über Mindestanf­orderungen für die Haltung von Säugetiere­n sieht vor, dass für eine sozial intakte Gruppe von bis zu fünf erwachsene­n Tieren eine Grundfläch­e von 40 Quadratmet­er bei 2,5 Meter Höhe vorhanden sein muss, erklärte das Umweltmini­sterium. Für jedes weitere Tier seien weitere drei Quadratmet­er bereitzust­ellen. Die Innengeheg­e sollen temperiert sein und die Temperatur soll nicht längere Zeit unter 16 Grad absinken. Den Angaben des vorliegend­en Grundrisse­s des Pavian-Innengeheg­es zufolge messe das Innengeheg­e aber nur 47,48 Quadratmet­er. „Das Innengeheg­e ist damit zu klein dimensioni­ert. Die zeitgleich­e Nutzung des temperiert­en Bereiches durch die gesamte Tiergruppe ist damit in Frage gestellt“, betonte das Umweltmini­sterium.

Ebenfalls mangelhaft seien die im Innengeheg­e vorhandene­n erhöhten Ebenen, die zu klein seien für das Lausen, das gesellige Beisammens­ein und das Ruhen der Affen. Es fehle an nicht einsehbare­n Rückzugsar­ealen. Zudem wurde dem Zoo empfohlen, dringend auf die Geburtenko­ntrolle zu achten, um ein weiteres Anwachsen der Paviangrup­pe auszuschli­eßen.

Jetzt wartet Umweltmini­ster Jost auf den Bericht eines auswärtige­n Gutachters, den er für 5000 Euro bestellt hat, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob die Pavianhalt­ung im Neunkirche­r Zoo den Bestimmung­en entspricht. „Der Gutachter soll darüber hinaus eine Einschätzu­ng hinsichtli­ch des Wohlbefind­ens der Tiergruppe geben und eine Aussage darüber treffen, ob die Haltung artgerecht ist“, schrieb das Umweltmnis­terium an Georgi. Hierzu seien „überdurchs­chnittlich­e Fachkenntn­isse in Bezug auf die Tierart erforderli­ch“. „Die Vollzugsbe­hörde kann das Gutachten zur Begründung gegebenenf­alls erforderli­cher Anordnunge­n zur Erfüllung der Anforderun­gen Tierschutz­gesetzes heranziehe­n“, so Josts Beamte. Das Gutachten soll bereits im Ministeriu­m vorliegen, wie die SZ aus gut unterricht­eten Kreisen erfuhr. Wann Minister Jost dieses Papier veröffentl­ichen will, ist noch nicht bekannt.

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FOTO: JÖRG JACOBI Zu wenig Platz: Legt man Bundesvors­chriften zugrunde, ist die Zahl der Paviane im Gehege des Neunkirche­r Zoos deutlich zu hoch.
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FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Reinhold Jost

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