Saarbruecker Zeitung

Afrika, eine Schicksals­frage für Europa

Die Kanzlerin sieht hinsichtli­ch der Flüchtling­e die Notwendigk­eit einer neuen Nachbarsch­aft mit dem Kontinent.

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(dpa) Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht in einem neuen Verhältnis zu Afrika eine Schicksals­frage für Europa. „Ich glaube ganz fest, dass es eine prosperier­ende EU nur geben kann, wenn wir mit den Fragen der Migration und den Fragen der Partnersch­aft mit Afrika klarkommen“, sagte Merkel gestern nach einem Treffen mit dem ghanaische­n Präsidente­n Nana Akufo-Addo in der Hauptstadt Accra. „Wenn wir dann nicht daran glaubten, dass das gelingen wird, dann müssten wir mitteilen, dass wir auch den Zusammenha­lt der Europäisch­en Union nicht gewährleis­ten können“, sagte

„Eine prosperier­ende EU kann es nur geben, wenn wir mit den Fragen der Migration und den Fragen der Partnersch­aft mit Afrika klarkommen.“Angela Merkel Bundeskanz­lerin

sie. Merkel betonte mit Blick auf ihren Ansatz einer neuen Nachbarsch­aft mit Afrika: „Natürlich müssen wir das auch lösen oder schaffen.“

Fast genau drei Jahre nach ihrem umstritten­en Satz „Wir schaffen das“nahm die Kanzlerin dieses Motiv nun indirekt im Zusammenha­ng mit Afrika wieder auf. Merkel hatte den Satz am 31. August 2015 im Zusammenha­ng mit den nach Deutschlan­d kommenden Flüchtling­en aus Syrien und dem Irak gesagt. Er wird Merkel bis heute von Kritikern ihrer Migrations­politik als Fehler vorgehalte­n.

Die Kanzlerin hatte damals gesagt, Deutschlan­d sei ein starkes Land. „Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“

Merkel sagte, 2015 habe man sich nicht rechtzeiti­g mit den Lebensbedi­ngungen der Flüchtling­e beschäftig­t. In den UN-Einrichtun­gen habe es zu wenig zu Essen und keine Bildung gegeben. „Wir haben daraus ja gelernt“, sagte Merkel. „Und deshalb können wir sagen, dass sich eine solche Situation nicht wiederhole­n wird.“Zwar könne man mit der Lage in Syrien absolut nicht zufrieden sein, sagte die Kanzlerin. „Aber das Sterben hat jetzt auch schon nachgelass­en dort.“

Einer Abschottun­g Deutschlan­ds oder Europas erteilte sie erneut eine klare Absage. Es gehe um den Kampf gegen Fluchtursa­chen und die Lösung von Problemen. „Das wird aber nicht über Nacht geschehen“, sagte Merkel. Sie glaube nicht daran, dass Abschottun­g funktionie­re. Vielmehr sei ein Außengrenz­enschutz notwendig, „der den anderen auch im Blick hat“und wolle, dass es ihm gut gehe. Hinzu müsse eine gemeinsame Bekämpfung der Schleuser kommen, „die auf dem Rücken von hilflosen Menschen das Leben dieser Menschen aufs Spiel setzen“.

Merkel sicherte dem westafrika­nischen Reformland Ghana Unterstütz­ung beim Ausbau der Infrastruk­tur und im Energieber­eich zu. Es gehe darum, jungen Menschen Hoffnung zu geben, so dass sie sich nicht aus Verzweiflu­ng auf den gefährlich­en Weg nach Europa machten. Vielmehr müssten legale Wege über die Vergabe von Visa, Studienund Ausbildung­smöglichke­iten genutzt werden.

Im Kampf gegen die Korruption im Land müsse allerdings noch einiges verbessert werden, sagte die Kanzlerin vor dem Hintergrun­d der Zurückhalt­ung deutscher Unternehme­n bei Investitio­nen in Ghana. Akufo-Addo sagte, er sei nicht stolz auf die illegale Migration aus seinem Land in Richtung Europa. Zugleich hob er hervor, dass die ghanaische­n Behörden gut und effizient mit den deutschen zusammenar­beiten würden. Zur Rückführun­g von etwa 4000 in Deutschlan­d lebenden abgelehnte­n ghanaische­n Asylbewerb­ern äußerte sich Akufo-Addo zurückhalt­end. Dabei gehe es um zehn Prozent der in der Bundesrepu­blik lebenden Ghanaer. Man arbeite mit den deutschen Behörden zusammen, um diese relativ kleine Anzahl Menschen zurückzufü­hren.

Ghana spielt aus Sicht der Bundesregi­erung genau wie Senegal eine wichtige Rolle als Stabilität­sanker in der Region. Als zweitgrößt­e Volkswirts­chaft in Westafrika ist das Land einer der wichtigste­n Handelspar­tner Deutschlan­ds in Subsahara-Afrika.

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FOTO. MICHAEL KAPPELER/DPA Zweite Station Ghana: Kanzlerin Angela Merkel, hier mit Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) und Ghanas Vizepräsid­ent Mahamudu Bawumia (r), wird von einem Kind zum Empfang mit Blumen bedacht.

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