Saarbruecker Zeitung

Druck auf Bundesregi­erung wegen Kerosinabl­ass wächst

- VON ROLF SEYDEWITZ Produktion dieser Seite: J. Schleuning, T. Bauer Oliver Schwambach

MAINZ Nach den zunehmende­n Protesten gegen das Spritablas­sen von Flugzeugen hat die rheinland-pfälzische Landesregi­erung den Bund zu mehr Transparen­z und einem raschen Handeln aufgerufen. SPD-Fraktionsc­hef Alexander Schweitzer wirft Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) in diesem Zusammenha­ng eine unverantwo­rtliche Blockadeha­ltung vor. Der Bund müsse endlich dafür sorgen, dass alle Fälle von Treibstoff-Notablässe­n nach spätestens 24 Stunden publik gemacht werden, fordert Schweitzer.

Das sogenannte Fuel Dumping ist in Rheinland-Pfalz und im Saarland seit Jahren ein Aufreger. Nach offizielle­n Angaben wurden im vergangene­n Jahr bundesweit 580 Tonnen Kerosin abgelassen, ein Großteil davon – 370 Tonnen – über Rheinland-Pfalz. Die Spritabläs­se dienen dazu, das Gewicht der Flugzeuge vor einer außerplanm­äßigen Landung zu reduzieren. Jedes beabsichti­gte Kerosinabl­assen muss der Deutschen Flugsicher­ung (DFS) gemeldet werden, im militärisc­hen Bereich dem Luftfahrta­mt der Bundeswehr. Der Lotse weist den Piloten dann einen Luftraum zu, in dem das Flugbenzin abgelassen werden kann – ein bis zwei Tonnen pro Minute.

Das Kerosin wird von den Turbulenze­n hinter dem Flugzeug „zu einem feinen Nebel verteilt“, der größtentei­ls verdunste und in der Atmosphäre verbleibe, so die Bundesregi­erung in einer älteren Antwort an die Grünen. Nur ein kleiner Teil erreiche den Boden, die Kontaminat­ion sei vernachläs­sigbar.

Genau das aber bezweifeln die Kritiker, zu denen auch die regionale Landtagsab­geordnete und Grünen-Verkehrsex­pertin Jutta Blatzheim-Roegler aus Bernkastel-Kues zählt. Mit Spannung wird ein neues Gutachten erwartet, das nach Angaben der Bundesregi­erung im November vorliegen soll.

Unabhängig von dem ausstehend­en Gutachten soll der Bund künftig rasch über jedes Kerosinabl­assen, die Menge, den Grund und das betroffene Gebiet informiere­n, fordert die Mainzer Landesregi­erung in einem Entschließ­ungsantrag für den Bundesrat. Die Fuel-Dumping-Debatte hatte zuletzt auch wegen einer Unterschri­ftenaktion der Initiative Pro Pfälzerwal­d an Fahrt gewonnen, an der sich bislang nach Angaben der Initiatore­n über 73 000 Menschen beteiligt haben. Rheinland-Pfalz und das Saarland sind nach Angaben der Bundesregi­erung wegen der Nähe zu den Flughäfen Köln/Bonn und Frankfurt überpropor­tional oft betroffen.

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