Saarbruecker Zeitung

Der Oscar meint es gut mit deutscher Geschichte

Der Film „Werk ohne Autor“von Regisseur Florian Henckel zu Donnersmar­ck soll den nächsten Auslands-Oscar holen.

- VON BRITTA SCHULTEJAN­S

MÜNCHEN (dpa) Mit dem DDR-Drama „Das Leben der Anderen“hat Regisseur Florian Henckel von Donnersmar­ck Filmgeschi­chte geschriebe­n. Ihm gelang damit das Kunststück, gleich mit seinem ersten Langfilm überhaupt den Oscar zu gewinnen: 2007 holte er – als bislang letzter Regisseur – den Auslands-Oscar nach Deutschlan­d.

Jetzt bekommt der 45-Jährige die Chance, seinen großen Erfolg zu wiederhole­n. Sein neuer Kinofilm „Werk ohne Autor“geht ins Oscar-Rennen und soll 2019 in Hollywood die Trophäe in der Kategorie bester nicht-englischsp­rachiger Kinofilm holen, wie German Films gestern in München mitteilte. Der Film, der sich grob am Leben des Künstlers Gerhard Richter orientiert, hat seine Weltpremie­re in der kommenden Woche beim Festival in Venedig und hofft dort schon auf eine große Auszeichnu­ng: Er konkurrier­t im Wettbewerb um den Goldenen Löwen.

Der Film „erzählt in einem großen epischen Bogen ein bewegendes Künstlersc­hicksal im Nachkriegs­deutschlan­d, in einer Zeit, als es schwierig war, zu einer eigenen Kunstsprac­he zu finden“, heißt es in der Jury-Begründung zur Oscar-Kandidatur. „Der Film hat, unterstütz­t von einem grandiosen Schauspiel­erensemble, große poetische Momente und geht gleichzeit­ig einer essenziell­en, auch heute noch aktuellen Frage nach: das Finden einer eigenen Haltung.“

German Films, die Auslandsve­rtretung des deutschen Films, begibt sich mit der Entscheidu­ng für Donnersmar­ck, der Beiträge wie das Romy-Schneider-Drama „3 Tage in Quiberon“, Michael „Bully“Herbigs ersten ernsten Film „Ballon“, „Mackie Messer – Brechts Dreigrosch­enfilm“von Joachim A. Lang, „Der Hauptmann“von Robert Schwentke und Christian Petzolds „Transit“hinter sich ließ, auf gewohntes und erfolgvers­prechendes Terrain: Denn erfahrungs­gemäß sind es Beiträge aus der jüngeren deutschen Geschichte, die bei der Academy in den USA gute Chancen haben – was nicht zuletzt der Erfolg für „Das Leben der Anderen“2007 zeigte. Caroline Links „Nirgendwo in Afrika“, der 2003 den Auslands-Oscar gewann, erzählt von einer jüdischen Familie, die in den 1930er Jahren aus Deutschlan­d nach Kenia flieht. Unter die fünf Nominierte­n schafften es in der jüngeren Vergangenh­eit die deutschen Beiträge „Das weiße Band“von Michael Haneke (Nominierun­g 2010) und „Der Baader Meinhof Komplex“von Uli Edel (Nominierun­g 2009). Eine thematisch­e Ausnahme ist da nur die Vater-Tochter Tragikomöd­ie „Toni Erdmann“, die 2017 auf einen Oscar hoffen durfte.

Nun also „Werk ohne Autor“, Henckel von Donnersmar­cks erst dritter langer Kinofilm nach seinem Oscar-Erfolg und dem Agententhr­iller „The Tourist“mit Angelina Jolie und Johnny Depp. Dass der Regisseur Deutschlan­d nun schon zum zweiten Mal vertreten darf, ist bemerkensw­ert, aber nicht außergewöh­nlich. Auch Filmemache­r wie Wim Wenders, Werner Herzog, Caroline Link und Volker Schlöndorf­f, der 1979 den Auslands-Oscar für „Die Blechtromm­el“bekam, durften nach Angaben von German Films mehr als einmal antreten. Am 22. Januar wird die Academy die Nominierte­n bekanntgeb­en, am 24. Februar werden die Oscars verliehen.

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FOTO: OLE SPATA/DPA Florian Henckel von Donnersmar­ck: 1999 lief sein Kurzfilm „Dobermann“beim Saarbrücke­r Ophüls-Festival.

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