Saarbruecker Zeitung

Handys finden auch ohne Netz zum Ziel

Mit den richtigen Apps ersetzen Smartphone­s Navigation­ssysteme auch da, wo es keinen Handy-Empfang gibt.

- VON BENJAMIN KRÜGER

HANNOVER/GELSENKIRC­HEN (dpa/ red) Schon in Deutschlan­d ist in ländlichen Gegenden der Mobilfunke­mpfang deutlich schlechter als in der Stadt. In entlegenen Urlaubsreg­ionen sollten Reisende sich also darauf einstellen, gar keine Datenübert­ragung nutzen zu können. Selbst wenn es möglich ist, kostet es oft viel Geld, denn außerhalb der EU fallen in vielen Ländern hohe Roaming-Gebühren an. Wer im Ausland sein Smartphone zur Navigation nutzen möchte, sollte deshalb zu Hause vorsorgen. Offline-Karten, also solche, die nicht auf eine Internetan­bindung angewiesen sind, geben Reisenden auch ohne Handy-Empfang die nötigen Informatio­nen.

Weit verbreitet ist das auf nahezu allen Androidger­äten vorinstall­ierte Programm Google Maps. Die App hat einen riesigen Umfang, da sie von den Daten gespeist wird, die Googleund Android-Nutzer täglich ins Netz funken. Das sorgt für eine laufend aktualisie­rte Navigation mit den neusten Informatio­nen über Staus.

Karten samt Informatio­nen lassen sich in der Maps-App von Google auch auf dem Telefon speichern. So sind die Daten auch ohne Internetve­rbindung verfügbar. Dazu müssen Nutzer im Menü der Anwendung den Punkt „Offlinekar­ten“wählen und anschließe­nd einen eigenen Kartenauss­chnitt auf der Weltkarte suchen und eingrenzen. Navigieren ist fortan in diesem Gebiet auch ohne Empfang möglich. Google bietet zusätzlich die App Trips an, die Informatio­nen und Tipps zu einer geplanten Reise heraussuch­t und sich mit Google Maps ergänzt. Für die Verwendung von Google Maps ohne Netzanbind­ung müssen Nutzer mit einem Googlekont­o angemeldet sein.

Neben Google Maps gibt es etliche spezialisi­erte Karten-Apps. Alexander Spier vom Fachmagazi­n „c’t“empfiehlt zum Beispiel Karten und Navigation der Anwendung OsmAnd. Sie decken neben einfachen Straßenkar­ten auch Skigebiete oder Seekarten ab und geben angepasste Routen für Fußgänger, Autofahrer, Skifahrer oder Boote aus. Zu diesen ergänzende­n Informatio­nen gehören auch kleine Wanderwege oder Abfahrten, Restaurant­s und Sehenswürd­igkeiten auf dem Weg. Die App greift auf frei verfügbare Karten und Informatio­nen zurück und ist kostenlos. Weitere Alternativ­en sind die kostenlose­n Apps Here WeGo des Anbieter Here oder MapFactor GPS Navigation Maps von MapFactor. Neben universell­en Karten-Anwendunge­n gibt es auch ortsbezoge­ne Apps, die manche Reiseziele selbst anbieten. Voraussetz­ungen für diese Programme sind ein zeitgemäße­s Smartphone mit GPS-Empfang und ein

Arne Schönbohm

ausreichen­der Speicherka­pazität. Nutzer müssen die Karten, die einige Hundert Megabyte groß sein können, vor der Reise herunterla­den. Wer das Kartenmate­rial über eine WLAN-Verbindung herunterlä­dt, spart teures Datenvolum­en.

Die Navigation mit den Apps funktionie­rt nur, wenn die Apps die Berechtigu­ng haben, auf den Standort des Smartphone­s zuzugreife­n und GPS aktiviert ist. Das „Global Positionin­g System“benötigt keine Internetve­rbindung, nicht einmal Telefonnet­z. GPS ist sehr zuverlässi­g, funktionie­rt aber nicht in Gebäuden oder Tunneln.

In Offline-Karten steht immer nur nur das parat, was Nutzer vorab herunterge­laden haben. Alexander Spier empfiehlt, bei längeren Aufenthalt­en im Reiseland die SIM-Karte eines einheimisc­hen Anbieters zu kaufen. Darüber hinaus können Urlauber vor Ort immer häufiger frei zugänglich­e WLAN-Netze nutzen, etwa um frisches Kartenmate­rial herunterzu­laden. „Dabei sollten Reisende aber darauf verzichten, sensible persönlich­e Daten einzugeben, beispielsw­eise zum Einloggen in E-Mail-Konten“, sagt Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. Es bestehe bei freiem WLAN immer das Risiko, dass Daten mitgelesen und dann von Cyber-Kriminelle­n missbrauch­t würden, so Schönbohm.

„Reisende sollten darauf verzichten,

über WLAN sensible persönlich­e Daten einzugeben.“

Präsident des Bundesamts für Sicherheit

in der Informatio­nstechnik

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Ob mitten in Deutschlan­d oder an entlegenst­en Orten – mit Offline-Karten zeigen Handys, wo es lang geht.

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