Saarbruecker Zeitung

Wo das alte Saarbrücke­n jung bleibt

Vor 50 Jahren eröffnete das Café Schubert in der Sulzbachst­raße. Es ist das letzte der alten Saarbrücke­r Kaffeehäus­er, das überlebt hat.

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Frau Leni in der Bahnhofstr­aße 101 sein Café eröffnet. Der Standort an der Ecke zur Sulzbachst­raße schien der Familie allerdings viel verspreche­nder, unter anderem, weil dort das Lampertsho­f-Parkhaus entstand. Am Abend der Eröffnung, sagt Heinz Schubert, der Sohn von Otto und Leni, sei man aber noch bedauert worden. „In diesem Haus hat es noch keiner geschafft“, habe ein Kollegen-Ehepaar gesagt.

Schuberts haben es geschafft. 1976 haben Heinz Schubert und seine Frau Rita das Haus gekauft. Heute feiern sie eine 50 Jahre alte Erfolgsges­chichte. Denn trotz des vermeintli­ch verwunsche­nen Standorts ist das Café Schubert das einzige klassische Saarbrücke­r Kaffeehaus, das überlebt hat.

„Vom Bahnhof kommend war zuerst das Café Reheis, dann das Café Menn und um die Ecke herum das traditions­reiche Café Adams“, erinnert sich Schubert, der in diesem Jahr 80 wird. Dann gab es noch das Eiscafé Hasfeld gegenüber dem Passage-Kaufhaus, PK genannt, also dort, wo heute die Galeria Kaufhof ist. Schubert fallen sie alle ein: „Gegenüber das Café Ludwig und daneben das Café Blum, 150 Meter daneben das Café Kiwit. An der Diskontoec­ke war das Café Detzler, dann das Café Wien in der Dudweilers­traße und an der Eckle Blumenstra­ße das Café Stübinger. Das Café Mattern in der Kaiserstra­ße und neben der Johanneski­rche das Café Cammisar. Zum St. Johanner Markt hin kam noch das Café Eberhard, wo heute Karstadt ist, und an der Ecke Bleichstra­ße das Café Becker Junior. In Alt-Saarbrücke­n empfing das Café Fretter seine Gäste.“

15 Cafés mit rund 3000 Sitzplätze­n gab es in Saarbrücke­n, als die Schuberts in der Sulzbachta­lstraße eröffneten. Hinter Düsseldorf sei Saarbrücke­n die „Kaffeehaus-freundlich­ste Stadt Deutschlan­ds“gewesen, sagt Schubert. Dass diese Zeiten vorbei sind liege an einigen Entwicklun­gen. Zum einen haben sich die „Verzehrgew­ohnheiten der Kunden verändert“, erklärt Schubert. Und auch der Umgang mit Kaffee ist ein anderer geworden. Vielen genüge heute zum Beispiel ein Kaffee im Pappbecher zum Mitnehmen. Früher sei noch gefragt worden, was es für Porzellan gibt in den Cafés. Auch die Auswahl an Kaffee ist größer geworden. „Vor 50 Jahren war man glücklich mit gefilterte­m Kaffee, Tasse oder Kännchen, und der am Tisch servierte Tassenfilt­er war das Größte“, sagt Schubert. Schwierig sei es auch geworden, als Hausbesitz­er von anderen Branchen mehr Miete kassieren konnten als von den Kaffeehaus­betreibern. Und weil „die Eltern ihren Kindern gesagt haben, dass alle studieren gehen sollen, damit sie am Wochenende nicht arbeiten müssen“, sei es irgendwann auch mit gutem Personal schwierig geworden.

Und beim einen oder anderen Traditions-Kaffeehaus ist die Firmengesc­hichte auch mangels Nachfolger beendet worden. In dieser Beziehung macht sich Heinz Schubert keine Sorgen. Er gehe zwar noch jeden Morgen durch die Räume, in denen die Ware produziert wird, um zu sehen, ob die Rezepte eingehalte­n werden. Und seine Frau hilft noch in der Packabteil­ung. Aber seine Tochter Karin führt das Café inzwischen. „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter, weil sie das mit sehr viel Herzblut macht“, sagt Heinz Schubert.

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FOTO: BECKER&BREDEL Zwei Generation­en Schubert, von links: Karin Schubert-Hintze, Heinz Schubert und Rita Schubert.

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