Saarbruecker Zeitung

Schwere Vorwürfe gegen Gérard Depardieu

Gérard Depardieu ist für unflätige Auftritte bekannt. Die Vergewalti­gungsvorwü­rfe einer jungen Frau weist er nun entschiede­n zurück.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Gérard Depardieu ist ein Mann der Exzesse. Einmal urinierte Frankreich­s bekanntest­er Schauspiel­er sogar in ein Flugzeug, weil die Flugbeglei­ter ihm den Gang zur Toilette verwehrten. Als er 2013 seiner Heimat wegen der hohen Steuern den Rücken kehrte, um russischer Staatsbürg­er zu werden, inszeniert­e er auch seinen Abgang mit viel Getöse. „Es gab immer Lärm um Depardieu“, schrieb die Zeitung „Le Monde“damals. Der Darsteller von „Cyrano de Bergerac“ist auch als hemmungslo­ser Trinker bekannt. 14 Flaschen trinke er am Tag, bekannte „Gégé“2014.

„Die Maßlosigke­it ist eine zu einfache Verkürzung, um ihn zu charakteri­sieren“, sagt der Regisseur Yves Angelo in „Le Monde“. „Seine Wirklichke­it ist seine Sensibilit­ät, die stärker ist als bei Normalster­blichen. Man muss ihn als Ganzes nehmen, auch das, was schockiert.“Der schwergewi­chtige Sohn eines Arbeiters, der sich als Jugendlich­er prostituie­rte, passt in kein Schema. Doch ist er auch ein Vergewalti­ger? Genau das wirft ihm nun eine junge Frau vor. Die Pariser Staatsanwa­ltschaft nahm Vorermittl­ungen auf. Der Filmstar soll sich Anfang August zweimal an der 22-Jährigen vergangen haben, deren Eltern mit dem Filmstar befreundet sind. Das Ganze soll in Depardieus Haus in Paris passiert sein, während die junge Schauspiel­erin mit ihm eine Rolle einstudier­te. „Gérard Depardieu weist jede Aggression und Vergewalti­gung zurück“, sagte sein Anwalt Hervé Temime der Zeitung „Parisien“. „Er hat sich nichts vorzuwerfe­n.“

Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, werden die Ermittlung­en nun zeigen. Fakt ist: Die Franzosen verlieren normalerwe­ise kein schlechtes Wort über ihren Leinwandli­ebling, Kritik an Depardieu ist verpönt. „Gérard Depardieu ist ein großer Künstler und wird in Frankreich geliebt“, versichert­e der damalige Regierungs­chef Jean-Marc Ayrault 2013, nachdem er den Obelix-Darsteller wegen seiner Steuerfluc­ht als „erbärmlich“bezeichnet hatte. „Der Mann ist düster, doch der Schauspiel­er ist gigantisch“, lobte seine Filmpartne­rin Catherine Deneuve, neben Depardieu der zweite internatio­nale Star Frankreich­s, den 69-Jährigen. Die beiden drehten den Kultfilm „Die letzte Metro“zusammen, für den Depardieu den Filmpreis César bekam. Auch nach seiner Emigration nach Saransk in der russischen Republik Mordwinien hat der Schauspiel­er weiter ein Haus in Paris, wo er schon früh morgens mit seinem Motorrolle­r unterwegs ist. „Ich bin Franzose“, versichert­e er, obwohl er im Frühjahr in der Botschaft in Paris an der russischen Präsidents­chaftswahl teilnahm. Sein Freund Wladimir Putin hatte ihm 2013 den russischen Pass gegeben. Eine „große Demokratie“nannte der Filmstar seine neue Heimat.

Wie viel an seinen Äußerungen Provokatio­n und wie viel Wahrheit ist, weiß wahrschein­lich nur Depardieu selbst. Das gilt wohl auch für die Vergewalti­gungsvorwü­rfe. Frauen haben es ohnehin nie leicht mit ihm gehabt. Am treuesten steht seine Ex-Frau Elisabeth zu ihm, die ihn auch gegen Kritik an seiner pro-russischen Haltung in Schutz nimmt. Mit ihr hat Depardieu zwei Kinder.

„Die Maßlosigke­it ist

eine zu einfache Verkürzung, um ihn zu charakteri­sieren.“

Der Regisseur Yves Angelo

über die französisc­he Filmlegend­e

Gérard Depardieu

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FOTO: ROGE/BELGA/DPA Ist seine Beliebthei­t bald Geschichte? Eine junge Frau erhebt schwere Vorwürfe gegen den französisc­hen Schauspiel­er Gérard Depardieu.

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