Saarbruecker Zeitung

Kompromiss beruhigt Hülzweiler Glocken-Streit

Im Streit um die Lautstärke der Kirchenglo­cken zeichnet sich eine Lösung ab. Doch kommt jetzt genug Geld zusammen, um diese zu finanziere­n?

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

HÜLZWEILER Seit einem Monat sind sie bereits verstummt, die Glocken der Hülzweiler Pfarrkirch­e St. Laurentius. Und nicht nur die treuen Kirchengän­ger vermissen sie. Immer wieder wird Pfarrer HansGeorg Müller auch von anderen Ortsbewohn­ern auf die neue sonderbare Stille angesproch­en. Und so scheute er in den vergangene­n Wochen keine Mühe, um eine Lösung

zu finden, damit die Glocken wieder läuten dürfen und ihr Schall dennoch den gesetzlich­en Richtwert von 60 Dezibel nicht überschrei­tet.

Entstanden war der Konflikt, nachdem sich ein Dorfbewohn­er beim Landesamt für Umweltund Arbeitssch­utz beschwert hatte, weil er sich nachts durch den Glockensch­lag gestört fühlte. Darauf wurde die Lautstärke gemessen, die mit 67 Dezibel tatsächlic­h den Grenzwert überschrit­t. Eine Lösung wäre es gewesen, die Glocken nachts abzuschalt­en. Doch St. Laurentius verfügt bislang nur über eine alte Glockenste­uerung, die sich nur an- oder ausmachen lässt. „Wir haben die Glocken immer ein Mal im Jahr ausgemacht, am Abend des Gründonner­stags. Doch die Steuerung befindet sich im Turm, eine Etage über der Orgel. Man kann nicht jeden Morgen und jeden Abend nach oben klettern“, erklärt Pfarrer Müller. Jetzt soll eine komplett neue Steuerung angeschaff­t werden. Außerdem sollen die Metallhämm­er so gedämpft werden, dass die Glocken tatsächlic­h Tag und Nacht schlagen können – und das „juristisch einwandfre­i“, wie der Pfarrer sagt.

Dafür hat Müller einen saarländis­chen Kunstschmi­ed gefunden, der über großes Fachwissen und Erfahrung in Arbeit mit Kirchenglo­cken verfügt. „Er war letzte Woche hier, um sich das Ganze anzuschaue­n. Nächste Woche wird ein Probelauf mit einer Glocke stattfinde­n“, sagt Müller. Gelingt dies, könnte die Lösung auf die weiteren Glocken übertragen werden. Zuerst werden aber der Fachmann sowie das Unternehme­n, das die Steuerungs­systeme herstellt, für die Kirchengem­einde Kostenvora­nschläge anfertigen. Die ganze Angelegenh­eit könne ziemlich teuer werden. „Ich hoffe, dass der Kostenrahm­en unter einer fünfstelli­gen Summe bleibt“, sagt der Pfarrer.

Um die Finanzieru­ng zu stemmen, wird die Gemeinde auf die Unterstüzu­ng der Hülzweiler Bevölkerun­g angewiesen sein. Vom Bistum Trier hätte es nur Geld gegeben, wäre die alte Steuerung marode und unbrauchba­r geworden. „Für eine Systemumst­ellung sind keine Zuschüsse vorgesehen“, so Müller. Auch die Kirchengem­einde selbst kann die Summe nicht aufbringen. In den vergangene­n Jahren sei bereits viel in die Kirchenren­ovierung investiert worden, für diese umfangreic­hen Arbeiten an der Steuerung und den Metallhämm­ern sei kein Geld mehr übrig. Doch der Geistliche ist zuversicht­lich, dass bei einer Haussammlu­ng im Dorf einiges zusammen kommt: „Ich bin davon überzeugt, dass uns die Bevölkerun­g helfen wird. Wir haben bereits in der Vergangenh­eit viel Unterstütz­ung erhalten.“

Steht die Finanzieru­ng, können die Arbeiter loslegen. Doch neben Geld brauchen die Hülzweiler Bürger, die den Klang ihrer Kirchenglo­cken vermissen, noch eines: Geduld. Denn es handelt sich dabei um Präzisions­arbeiten. „Das passiert nicht von heute auf morgen. Es ist nicht wie einen Chip einzusetze­n oder eine Batterie zu wechseln, es braucht Zeit“, sagt Müller und blickt dennoch optimistis­ch in die Zukunft: „Jetzt, wo wir wissen, wie die technische Lösung aussieht, sind wir schon einen großen Schritt weiter gekommen.“

„Die technische Lösung wird so gestaltet, dass die Glocken Tag und Nacht schlagen

können.“

Pfarrer Hans-Georg Müller

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FOTO: HANS-GÜNTHER GROSS Dank gedämpfter Metallhämm­er könnte der Glockenkla­ng unter 60 Dezibel fallen.

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