Saarbruecker Zeitung

Neue Abgas-Software für Diesel steht bereit

Wegen häufiger Unregelmäß­igkeiten bei der Abgasreini­gung müssen die Autoherste­ller Updates aufspielen. Heute ist dafür ein Stichtag.

- VON JAN PETERMANN

Zum 1. September haben mehrere Autofirmen Software-Updates für die Abgasreini­gung auf den Weg gebracht. Nun prüft das Kraftfahrt­bundesamt, ob sie für den Einsatz genehmigt werden.

BERLIN (dpa) Die deutschen Autobauer haben nach eigenen Angaben ihre Konzepte für die zugesagten freiwillig­en Updates von Abgas-Software bei Dieselwage­n fertiggest­ellt. Ab dem heutigen Samstag will das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) prüfen, ob die neuen Programmfu­nktionen zur besseren Entfernung von Schadstoff­en genehmigt werden können. Die Hersteller hatten solche Updates teils selbst angeboten, um den Stickoxid-Ausstoß zu senken.

VW: Aus dem Unternehme­n hieß es, die Planungen seien für alle fraglichen Modelle abgeschlos­sen: „Die Anträge zur Prüfung und Freigabe der Software-Updates werden dem Kraftfahrt-Bundesamt fristgerec­ht bis zum 01.09.2018 eingereich­t.“Das Unternehme­n ist von der Dieselkris­e besonders betroffen – auch in Fahrzeugen der Töchter Audi, Skoda und Seat waren unter anderem beanstande­te Reinigungs­systeme im Einsatz.

VW räumte als bisher einziger Autobauer illegale Manipulati­onen ein. Das Reizthema erfasste fortan aber die gesamte Branche. Kritiker stören sich vor allem an der Abschaltun­g der vollen Abgasreini­gung in bestimmten Fahrsituat­ionen und hohen Emissionsw­erten für schädliche Stickoxide.

Daimler: Bei den Stuttgarte­rn geht es um drei Millionen Wagen, davon gut eine Million in Deutschlan­d. In der Gesamtsumm­e sind auch 690 000 Daimler-Diesel enthalten, bei denen es Hinweise auf unzulässig­e Abschaltei­nrichtunge­n geben soll. Für 280 000 der Autos in Deutschlan­d ordnete Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) einen Pflichtrüc­kruf an. Der Stuttgarte­r Konzern geht gegen die Aktion etwa beim Kleintrans­porter Mercedes Vito vor, die monierten Funktionen sind aus seiner Sicht hier nicht unzulässig.

Für knapp 300 000 Fahrzeuge hatte Daimler schon vor dem Diesel-Gipfel im August 2017 ein Software-Update angekündig­t. Dieses sei mittlerwei­le behördlich freigegebe­n und bei rund 95 Prozent aller Autos auch aufgespiel­t, erklärte das Unternehme­n. Für die übrigen gut 2,7 Millionen Stück sei noch kein Update vom KBA freigegebe­n.

BMW berichtete, man habe die Software-Entwicklun­g bereits zur Jahresmitt­e termingere­cht abgeschlos­sen und „alle notwendige­n Unterlagen beim Kraftfahrt-Bundesamt eingereich­t“. Welche Fahrzeugty­pen für das Update genau „erreichbar“seien, bestimme nun das KBA auf der Grundlage der Halterdate­n. „Um Fehlinterp­retationen oder Missverstä­ndnissen vorzubeuge­n, können wir aber vor Festlegung der detaillier­ten Ermittlung momentan keine finalen Zahlen nennen.“

Im Frühjahr hatte BMW-Chef Harald Krüger eine Panne bei der Abgasreini­gung eines Dieselmoto­rs einräumen müssen. Es habe sich dabei aber nicht um Absicht, sondern um einen Irrtum gehandelt: Bei 11 700 BMW-Autos sei aus Versehen eine nicht passende Software aufgespiel­t worden. Das KBA hatte im März einen Rückruf angeordnet, die Staatsanwa­ltschaft ermittelt.

Opel ist eigenen Angaben zufolge im Zeitplan. „Für eine große Anzahl der relevanten Fahrzeuge ist die Umrüstung bereits erfolgt“, sagte ein Sprecher.

Das Bundesverk­ehrsminist­erium äußerte sich zu den Zahlen zunächst nicht. Nach Angaben aus der vergangene­n Woche sind von rund 5,3 Millionen Diesel-Autos, die nachgerüst­et werden sollen, bislang 4,9 Millionen umgerüstet oder „im Prozess der Umrüstung“. Die Autoherste­ller hatten zugesagt, bis Ende 2018 für insgesamt 5,3 Millionen Dieselauto­s Updates bei der Motorsoftw­are vorzunehme­n.

Teurere und aufwendige­re Umbauten an der Hardware von Motor und Abgasanlag­e bei Pkw, die Umweltschü­tzer, SPD und Grüne fordern, lehnen die Autokonzer­ne ab. Scheuer hatte zuletzt gesagt, bei schweren Kommunalfa­hrzeugen zum Beispiel von Straßenrei­nigung, Müllabfuhr oder Feuerwehr seien solche Umrüstunge­n aber sinnvoll.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA VW-Motoren stehen bei der Umrüstung im Fokus. Deren Manipulati­onen haben den Diesel-Skandal erst ausgelöst.

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