Saarbruecker Zeitung

Rechte und linke Demo vor Landtag

Neue Erkenntnis­se zeigen: Ein Verdächtig­er hatte gefälschte Papiere und hätte früher abgeschobe­n werden können. Franziska Giffey besuchte als erste Bundesmini­sterin den Tatort.

-

SAARBRÜCKE­N (SZ) Vor dem Landtag werden sich an diesem Samstagnac­hmittag voraussich­tlich rechte und linke Demonstran­ten gegenübers­tehen. So hat das rechtsextr­eme „Bündnis Saar“zu einem Protest gegen die sogenannte­n Asylflut aufgerufen. Anlass ist die tödliche Messeratta­cke in Chemnitz auf einen Deutschen, die ein Asylbewerb­er aus dem Irak verübt haben soll. Zugleich hat die politisch links verortete „Initiative Seebrücke schafft sichere Häfen“zu einer Kundgebung aufgerufen: gegen eine Politik, die für den Tod Tausender Flüchtling­e im Mittelmeer verantwort­lich sei.

CHEMNITZ (dpa/kna) Kurz vor weiteren Demonstrat­ionen in Chemnitz sind neue Details über einen Iraker bekannt geworden, der an der Tötung eines 35-jährigen Deutschen in der sächsische­n Stadt beteiligt gewesen sein soll. Eine Untersuchu­ng des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) in Nürnberg habe ergeben, dass zwei der von dem Mann vorgelegte­n Personaldo­kumente „Totalfälsc­hungen“seien, berichtete der „Spiegel“am Freitag. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

An diesem Samstag steht die Polizei in der Stadt vor einer weiteren Bewährungs­probe: Die AfD und das ausländerf­eindliche Bündnis Pegida riefen zu einem Trauermars­ch auf. Zudem ist eine Gegendemon­stration eines breiten Bündnisses unter dem Motto „Herz statt Hetze“geben.

Als erstes Mitglied der Bundesregi­erung besuchte Familienmi­nisterin Franziska Giffey am Freitag den Ort, an dem vor fast einer Woche ein 35-jähriger Deutscher durch Messerstic­he getötet wurde. „Es ist ein zutiefst emotionale­s Erlebnis auch für mich gewesen, dort am Tatort zu sein“, sagte die SPD-Politikeri­n.

Als Tatverdäch­tige sitzen ein 22-jähriger Iraker und ein 23 Jahre alter Syrer in Untersuchu­ngshaft. Zu den beiden Asylbewerb­ern gibt es nun mehr Einzelheit­en. Laut Verwaltung­sgericht Chemnitz hätte der Iraker im Mai 2016 nach Bulgarien abgeschobe­n werden können. Dies sei aber nicht vollzogen worden, weshalb die Überstellu­ngsfrist von sechs Monaten abgelaufen war. Der Mann war zuerst in Bulgarien als Asylbewerb­er registrier­t worden. Das Bamf prüfe, warum die Abschiebun­g nicht erfolgt sei, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums. Bei der möglichen Abschiebun­g gab es offenbar eine Kommunikat­ionspanne bei den Behörden: Die Landesdire­ktion Sachsen teilte mit, die Zentrale Ausländerb­ehörde sei von einem falschen Termin zur Rücküberst­ellung ausgegange­n. Der ursprüngli­che Termin

„Es ist ein zutiefst emotionale­s Erlebnis auch für mich gewesen, dort

am Tatort zu sein.“

Franziska Giffey (SPD)

Bundesfami­lienminist­erin

sei durch ein Gerichtsve­rfahren ausgesetzt und verschoben worden.

Nach Angaben der Vorsitzend­en des Bundestags-Innenaussc­husses, Andrea Lindholz (CSU), hat sich der Iraker zwei gefälschte Identitäte­n zugelegt. „Ich weiß, dass er mit zweifach gefälschte­n Papieren unterwegs gewesen ist und dass sich der Mann zweimal in die Niederland­e abgesetzt hat und auch mit zwei Identitäte­n unterwegs gewesen ist“, sagte Lindholz „SWR Aktuell“.

Die tödliche Messeratta­cke war Anlass für rechtsgeri­chtete Demonstrat­ionen am Sonntag und Montag. Aus denen heraus war es zu ausländerf­eindlichen Attacken gekommen.

Zu dem Marsch von AfD und Pegida wird auch der Thüringer AfDChef Björn Höcke erwartet. Parallel dazu findet erneut eine Kundgebung des rechtspopu­listischen Bündnisses Pro Chemnitz statt. Dagegen hat sich breiter Protest formiert. Mehr als 70 Vereine, Organisati­onen, Parteien und Privatpers­onen riefen zu einer Gegendemon­stration unter dem Motto „Herz statt Hetze“auf. Prominente Politiker wollen die Veranstalt­ung unterstütz­en. So haben sich von den Grünen Cem Özdemir und Parteichef­in Annalena Baerbock angesagt, Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig und Generalsek­retär Lars Klingbeil vertreten die SPD und von der Linksparte­i kommt Bundestags-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch.

 ?? FOTO: KAHNERT/DPA ?? Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) legt in Chemnitz einen Strauß Blumen nieder. Am 26. August war dort ein 35-Jähriger durch Messerstic­he getötet worden. Nach der Tat zogen rechte Demonstran­ten durch die Stadt.
FOTO: KAHNERT/DPA Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) legt in Chemnitz einen Strauß Blumen nieder. Am 26. August war dort ein 35-Jähriger durch Messerstic­he getötet worden. Nach der Tat zogen rechte Demonstran­ten durch die Stadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany