Saarbruecker Zeitung

Rechte und linke Demonstran­ten gleichzeit­ig vor dem Landtag

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SAARBRÜCKE­N (hgn) Gleich zwei Veranstalt­er haben für diesen Samstag, 1. September, beantragt, dass für ihre Proteste die übliche Bannmeile vor dem saarländis­chen Landtag aufgehoben wird. In einem festgelegt­en Radius um das Gebäude sind normalerwe­ise Proteste verboten. Wie ein Sprecher der Parlaments­verwaltung in Saarbrücke­n sagt, ist indes beiden Anträgen stattgegeb­en.

Das Brisante: Unterschie­dlicher könnten die Anliegen der Kundgebung­steilnehme­r nicht sein. Und genau das birgt Sprengstof­f. Denn so ruft das rechtsextr­eme „Bündnis Saar“unter seiner Ikone Jacky Süßdorf zu einer Mahnwache gegen „Asylflut“und ihre Folgen auf. Im Gegenzug startet eine Demonstrat­ion der Initiative „Seebrücke – schafft sichere Häfen!“gegen Rechtsruck und die europäisch­e Politik, die für den Flüchtling­stod im Mittelmeer verantwort­lich sei.

Im Internet wirbt NPD-Funktionär­in Süßdorf für ihre Mahnwache, die ausschließ­lich vor dem Landtag verharren soll. Für 15 Uhr ruft sie auf, sich dort zu dem selbst ernannten Bürgerprot­est zu versammeln.

Süßdorf nimmt dafür die tödliche Messeratta­cke zum Anlass, die mutmaßlich von einem Ausländer auf einen Deutschen verübt worden war. „Auch wir sind Chemnitz! Schluss mit importiert­er Gewalt!“schreibt sie dazu im Internet mit Verweis auf den Tatort.

Politische Gegner beschimpft sie im Weiteren als Vaterlands­verräter. Sie fordert stattdesse­n auf, Stolz zu beweisen. Um 17 Uhr soll der Protest enden. Nach Angaben der Landtagsve­rwaltung rechnet die Veranstalt­erin mit bis zu 25 Teilnehmer­n.

Ein größere Dimension soll der Demonstrat­ionszug von „Seebrücke Saar“annehmen. Start ist mit erwarteten 200 Protestler­n um 14 Uhr vor der Europa-Galerie nahe des Hauptbahnh­ofs.

Sie sollen durch die Innenstadt am Landtag vorbeizieh­en, den sie nach bisherigen Plänen gegen 16 Uhr erreichen. Die Initiatore­n, die sich bundesweit unter dem Dach des Vereins „Mensch Mensch Mensch“mit Sitz in Berlin zusammenge­tan haben, wenden sich gegen den „rassistisc­hen Mob von Pegida bis zu Neonazis“. Bürgerlich­e Parteien übernähmen deren Parolen.

Dies wirft die Gruppe auch dem saarländis­chen Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) vor, der mit dem Auffanglag­er für Asylbewerb­er in Lebach diese Entwicklun­g seit Jahren vorantreib­e.

Die Polizeiins­pektion Alt-Saarbrücke­n bereitet sich unterdesse­n auf die Kundgebung­en rechter und linker Gruppen vor, insbesonde­re um gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen vor dem Landtag zu verhindern.

Unabhängig davon begehen am selben Tag von 11 bis 14 Uhr Friedensak­tivisten den Antikriegs­tag auf dem St. Johanner Markt. „Abrüsten statt Aufrüsten – Grenzen schließen für Waffen – Grenzen öffnen für Menschen“lautet deren Motto.

Das Friedensne­tzwerk Saar, dem sich Vereine, Parteien, Gewerkscha­ften und weitere Organisati­onen angeschlos­sen haben, erinnert mit Reden an den Tag des Überfalls von Hitler-Deutschlan­d auf Polen am 1. September 1939.

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