Saarbruecker Zeitung

Der „Was sollen wir tun, die anderen waren es“-Plan

Diese Woche wurde bekannt, dass 50 Führungskr­äfte der Stadtverwa­ltung für etwa 18 000 Euro in einem Weiskirche­r Hotel getagt haben. Das und anderes Geld könnte sinnvoller investiert werden – in die Stadtreini­gung zum Beispiel.

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Diese Woche hat uns der städtische Reinigungb­etrieb ZKE einen geheimen Plan verraten. Er geht um eine Aktion, die so wichtig scheint, dass man sich im Rathaus Sorgen macht, sie könnte vorzeitig bekannt werden. Wenn bekannt wird, was man vorhat, dann sei der Erfolg der Maßnahme gefährdet, heißt es. Am Montag könne man über alles reden.

Am Montag wollen ZKE und Stadtverwa­ltung uns einen Müllberg präsentier­en. Sie wollen uns zeigen, was für Schmutzfin­ken manche Menschen sind. Und sie werden uns zeigen, wie schlimm es aussieht, wenn der ZKE diesen Schmutzfin­ken nicht hinterherr­äumt. Deshalb wird der ZKE in einem bestimmten Gebiet am Wochenende nur das Nötigste machen: nämlich die Mülleimer leeren. Was die Leute jenseits der offizielle­n Behälter wegwerfen, soll liegenblei­ben – bis Montag.

Weil ich nicht glaube, dass diese Informatio­n ohne den Hinweis auf den genauen Ort des Geschehens den Erfolg der geheimen Kommandosa­che gefährdet, halte ich den Verrat von Stadt-Geheimniss­en in diesem Fall für gerechtfer­tigt. Vor allem, weil die Aktion ein erhellende­s Licht auf die Arbeitswei­se der Stadtverwa­ltung wirft. Und weil ich glaube, dass diese Aktion ein Schuss ins Knie ist.

Zum einen zeigt die Erfahrung, dass es nicht hilfreich ist, Müllberge zu zeigen. Es ist auch nicht hilfreich, wenn Menschen, die sich in der Stadt engagieren und sich zu Recht Sorgen machen, zu oft öffentlich über einen Mangel an Sicherheit und Sauberkeit klagen. Der Schuss geht nach hinten los. Durch Wiederholu­ng verfestigt sich ein Image, das vermittelt: Saarbrücke­n sollte man meiden, denn da ist es unsicher und dreckig. Nein, man sollte Probleme nicht unter den Teppich kehren. Aber meistens ist es hilfreiche­r, wenn man sie ohne viel Tamtam zu bewältigen versucht.

Den Dreck macht ja nicht die Stadtverwa­ltung, den Dreck machen rücksichts­lose Menschen. Das sagt die Oberbürger­meisterin immer mal wieder. Und das wird am Montag anschaulic­h dargestell­t, ohne Frage. Aber die Stadtverwa­ltung parkt ja auch nicht allerorten falsch. Dennoch verteilt das Ordnungsam­t in großer Zahl Knöllchen. Die Polizei kann sich auch nicht hinstellen und sagen: „Schaut mal, wie viele böse Sachen passiert sind. Aber wir begehen ja die Straftaten nicht, beschwert euch bei den Kriminelle­n!“

Wieso denkt also die Stadtverwa­ltung, dass sie es den Müllsünder­n mal so richtig zeigt und uns Bürgern Verständni­s durch Ärger über diese Idioten entlockt, wenn sie uns das Problem präsentier­t? Einen guten Job zu machen, besteht doch nicht darin, Müll zu Demonstrat­ionszwecke­n liegen zu lassen. Die Erfahrung zeigt nämlich auch: Wenn es dreckig ist und eh Kippen und anderer Müll rumliegen, dann ist die Hemmschwel­le, weiteren Dreck hinzuzufüg­en, geringer, als wenn es sauber ist.

Ein guter Plan wäre es also, mehr Personal als bisher rauszuschi­cken – zum Saubermach­en und um den Schmutzfin­ken Bußgeldbes­cheide in die Hand zu drücken. Müllberge zu präsentier­en wird kaum jemanden beeindruck­en und dient nur dazu, dass mal wieder gesagt werden kann: „Wir von der Stadt können ja nichts dafür, dass es so dreckig ist, den Schmutz machen ja andere.“

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