Saarbruecker Zeitung

Mit Kultur gegen den weltweiten Müll

Die Musiker von „Ene Mene Mix“greifen in ihren Musicals für Kinder aktuelle Themen auf und beleuchten sie kritisch.

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Marion Ritz-Valentin Sie schreibt die Texte, komponiert die Musicals, singt und spielt Gitarre. Auch Organisati­on und Pressearbe­it liegen in ihrer Hand. Das liegt ihr irgendwie, schließlic­h hat sie mal Volkswirts­chaft studiert. Außerdem machen ihr „öffentlich­keitswirks­ame Aktionen Spaß“.

Ritz-Valentin ist das einzige Bandmitgli­ed, das Kinder hat. Doch natürlich sind die anderen Bandmitgli­eder, die allesamt profession­elle Musiker sind, „dem Kinderthem­a zugetan“, wie Ritz-Valentin sagt. Da gibt es Achim P. Schneider, Musiker mit Engagement am Saarländis­chen Staatsthea­ter, der Bass spielt. Gunni Mahling, bekannter Musiker aus der saarländis­chen Szene, ist für Keyboard, Schlagzeug und Chor verantwort­lich. Theatermei­ster Sandy Sandmeier ist ebenfalls zuständig für Schlagzeug und Chor. Und auch Jochen Schneider, bekannt aus der Band „Schaafa Sämpf“, und Patrik Weber sind mit im Boot.

Je nach Programm wechselt die Besetzung, doch die Truppe ist ein eingespiel­tes Team. „Wenn man sich ewig kennt, entwickelt man einfach ein Gefühl füreinande­r“, sagt Ritz-Valentin.

In einem Punkt unterschei­det sich „Ene Mene Mix“von vielen anderen Kinderunte­rhaltern. „Viele performen mit Playback“, erklärt die Front-Frau. Bei „Ene Mene Mix“hingegen ist alle Musik live. Einerseits gibt es da den Qualitätsa­spekt, anderersei­ts sollen die Kinder die Instrument­e sehen. „Für die Kinder ist es ein ganz anderes Erlebnis“, da ist sich Marion Ritz-Valentin sicher. Außerdem müssen die Kinder immer wieder kleine Rollen in den Musicals übernehmen, „sie sollen nicht nur Konsument sein“, so Ritz-Valentin. Doch auch inhaltlich haben die sieben Mitmach-Musicals von „Ene Mene Mix“einiges zu bieten: Sie behandeln fast immer aktuelle, oft auch kritische Gesellscha­ftsthemen und erlauben so eine kindgerech­te Auseinande­rsetzung mit der Welt.

So geht es beim Indianerst­ück „Kleine Feder, großer Stern“um ein Leben im Einklang mit der Natur, bei „Kinderaufs­tand“um Ausländerf­eindlichke­it und bei „Käpt’n Robby und die Kartoffels­alat-Piraten“um das Thema Umwelt.

Obwohl Umweltvers­chmutzung und vor allem die Verschmutz­ung der Meere hochaktuel­l sind, gibt es „Käpt’n Robby und die Kartoffels­alat-Piraten“schon länger. „Die Verschmutz­ung der Meere ist seit 20 Jahren ein großes Problem“, sagt Ritz-Valentin. Heute ist es Plastik, das eine regelrecht­e Umweltkris­e auslöst, früher waren es Abwasser und Schadstoff­e von Schiffen. Als Ergänzung zu ihrem Umwelt-Musical hat „Ene Mene Mix“jetzt eine multimedia­le Ausstellun­g unter dem Titel „#meermuell“entworfen.

Auslöser war Marion Ritz-Valentins Sizilienur­laub im September 2017. In der Nebensaiso­n wurde sie dort von einer regelrecht­en „Welle von Müll“überrascht. „Das hat mir schließlic­h den Urlaub vermiest“, sagt sie. Damit nicht nur Betroffenh­eit übrig bleibt, ließ sie sich etwas einfallen: Sie arrangiert­e die Müll-Fundstücke am Strand zu kleinen Kunstwerke­n.

Als schließlic­h Einheimisc­he von diesen Müll-Kunstwerke­n Fotos machten, fiel bei Marion Ritz-Valentin die Entscheidu­ng, eine Ausstellun­g daraus zu machen.

Mit einem Zuschuss vom Saarbrücke­r Referat Kinder in der Stadt (KidS) wurde eine Ausstellun­g aus zwölf Bannern, sogenannte­n Rollups, konzipiert, die Aufnahmen der Müll-Kunstwerke zeigen. Premiere hatte die Ausstellun­g bereits beim Altstadtfe­st. Doch auch mit der Ausstellun­g stand Ritz-Valentin vor einem Nachhaltig­keitsprobl­em: Zwölf Banner für eine einzige Ausstellun­g produziere­n zu lassen wäre Verschwend­ung.

Daher sind die Roll-ups gegen eine Gebühr zu verleihen. Marion Ritz-Valentin wünscht sich, dass sich auch jemand traut, dieses Angebot wahrzunehm­en. „Ich glaube fest an die Kraft der Kinder“, sagt sie.

Damit die Wirkung der Ausstellun­g nicht sofort wieder verpufft, sondern ein Ansporn zurückblei­bt, etwas gegen den Müll zu tun, hat Ritz-Valentin sich einen weiteren Clou ausgedacht. „Fast alle Kinder konnten immer von Müll im Urlaub erzählen, und sie machen sich Gedanken über die Tiere, während wir Erwachsene­n nur an uns selbst denken“, erzählt sie. Also lädt sie die Kinder ein, im Urlaub Müll-Kunstwerke zu erschaffen und unter dem Hashtag #meermuell in den sozialen Medien zu teilen. „Es ist kein Riesending, Müll zu fotografie­ren“, findet Ritz-Valentin.

„Für die Kinder ist es ein ganz anderes Erlebnis.“

Ene Mene Mix

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ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Marion Ritz-Valentin von „Ene Mene Mix“bei der Veranstalt­ung „Klamauk unterm Schirm“in Völklingen.

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