Ein Elektro-Kick beim Beschleunigen
Hyundai hat das Kompakt-SUV Tucson überarbeitet. Alle Motoren erfüllen bereits die bislang strengste Abgasnorm Euro 6d-temp.
MAINZ Haptik ist so ein Modewort. Man hört es immer öfter. Manche können damit gar nichts anfangen, wenige wissen darüber so richtig Bescheid. Wer sich das neue, durch ein Facelift modifizierte KompaktSUV Hyundai Tucson vornimmt, wird jedenfalls schnell intensive haptische Eindrücke sammeln. Haptik steht als medizinischer Ausdruck für „den Tastsinn betreffend“. Also nicht nur gucken, sondern auch bewusst anfassen.
Und der nach drei Jahren modernisierte Tucson fasst sich wirklich gut an. Hochwertiges Soft-TouchMaterial breitet sich nicht nur über das Armaturenbrett aus, sondern bettet auch den Ellbogen sanft an der Türinnenverkleidung. Spätestens hier wird meist mit hartem, robusterem Kunststoff gespart, wenn man nicht gerade in einem Premium-Fahrzeug sitzt. Hyundai aber hat der zweiten Generation seines Bestsellers (23 645 Stück 2017 in Deutschland) zum Facelift eine ganze Menge gegönnt, optisch und technisch.
Das Gesicht des Tucson ziert jetzt ein schwungvoll gezeichneter Grill, bei dem Hyundai selbst von „Kaskaden-Optik“spricht. Jedenfalls erinnert das sechseckige Gebilde an den kompakten Markenbruder i30 und steht dem SUV recht gut. Daneben leuchten jetzt LEDScheinwerfer.
Die Sicherheit und den Komfort hat Hyundai erweitert. Neu sind unter anderem der Around-ViewMonitor, der Aufmerksamkeits-Assistent, der Kollisionswarner und – erstmals in einem Hyundai – ein 48-Volt-Bordnetz. Bei diesem Mildhybrid-System unterstützt ein Startergenerator den 185 PS/136 kW starken 2,0-Liter-Dieselmotor mit bis zu 12 kW Zusatzleistung beim Beschleunigen. Das ermöglicht nicht nur flotteres Vorankommen, sondern vor allem bis zu sieben Prozent Sprit-Einsparung. Der Normverbrauch liegt bei 5,8 Litern Diesel.
Der Hyundai Tucson ist mit 4,48 Metern Länge ein ernst zu nehmender Kandidat in der beliebten Klasse der kompakten SUVs, die hierzulande vom VW Tiguan angeführt wird. Weitere Rivalen heißen Ford Kuga, Mazda CX-5, Nissan Qashqai oder Skoda Karoq. Im Kampf um die Kundschaft wirft der neue Tucson jetzt auch verbessertes Infotainment in die Waagschale, darunter ein sehr gut ablesbarer, hoch und frei stehender Monitor (fünf bis acht Zoll groß), kontaktlose Smartphone-Aufladung sowie ein beeindruckendes Soundsystem vom Hi-Fi-Spezialisten Krell.
Neben dem bärenstarken Topdiesel, der sich bei unseren Testfahrten ebenso kräftig wie kultiviert zeigte, ist ein weiterer Diesel mit 1,6 Liter Hubraum und 136 PS/85 kW am Start. Mit ihm ist man im Tucson ebenfalls recht flott, aber auch lautstärker unterwegs. Hyundai Tucson 2.0 CDRi 4WD Ausführung: Kompakt-SUV
Preis: 43 750 Euro
Länge: 4,48 Meter
Breite: 1,85 Meter
Höhe: 1,65 Meter
Radstand: 2,67 Meter
Leergewicht: 1718 Kilogramm Zuladung: 532 Kilogramm Anhängelast: 2200 Kilogramm Gepäckraum: 513 – 1503 Liter Motor: Vierzylinder-Diesel Hubraum: 1995 ccm
Leistung: 185 PS/136 kW Drehmoment: 400 Nm (1750 /min) Schadstoffklasse: Euro 6d-temp Spitze: 201 km/h
0 auf 100 km/h: 9,5 Sekunden Normverbrauch: 5,8 Liter Diesel CO2-Ausstoß: 153 g/km
Dennoch wirkt sehr verlockend, dass der Tucson mit dem 136-PSDiesel schon ab 26 720 Euro zu haben ist – in der einfachsten, aber bereits recht umfangreichen Ausstattung Pure und mit knackiger Sechsgang-Handschaltung. Die weiteren Ausstattungen heißen Select, Trend, Style und Premium.
Zur Auswahl stehen zudem ein 1,6-Liter-Diesel mit 116 PS/85 kW sowie zwei Benzin-Triebwerke: ein 1,6-Liter mit 132 PS/97 kW und ein 1,6-Liter-Turbo mit 177 PS/130 kW.
Auszusetzen gibt es an den neuen Tucson-Varianten kaum etwas. Nur die Lenkung könnte etwas mehr Rückmeldung liefern, punktet dafür aber mit viel Komfort.
Überhaupt schwingt sich Hyundai immer mehr zur Preis-Leistungs-Marke auf. Ähnlich den japanischen Herstellern, die sich in den 70er Jahren bei uns allmählich ins Rampenlicht schoben, entwickeln sich die südkoreanischen Schwestermarken Kia und Hyundai immer mehr vom einst belächelten zum ernst genommenen und teils bewunderten Rivalen.
Zur Vorreiter-Rolle, die Hyundai immer öfter einnimmt, gehört momentan die Tatsache, dass die Koreaner jetzt schon ihre gesamte Motorenpalette auf die zukunftssichere Abgasnorm Euro 6d-temp umgestellt haben. Ein Jahr vor der gesetzlichen Verpflichtung schafft Hyundai dies beim Diesel mit Hilfe von SCR-Technologie (StickoxidKatalysator und Harnstoff-Einspritzung), beim Benziner dank Partikelfilter.
Wer den neuen Hyundai Tucson fährt, kann nachvollziehen, warum der koreanische Hersteller gerade das beste Halbjahr seiner Firmengeschichte feiern konnte. Sein Marktanteil in Deutschland stieg dabei von 3,0 auf 3,2 Prozent – und das bei einem ungewöhnlich hohen Anteil an Privatkunden von 47 Prozent. Neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis, das Hyundai gerne selbst betont, helfen dabei sicherlich auch die unbeschränkte Fünf-Jahres-Garantie und nicht zuletzt auch das Design. Das ist stark vom Einfluss des weltweit angesehenen deutschen Hyundai-KiaDesigndirektors Peter Schreyer geprägt. Er entwarf einst Audi TT, VW New Beatle und VW Golf IV. Aber Design ist bekanntlich Geschmackssache. Umso besser, dass der neue Hyundai Tucson genügend handfeste Argumente liefert, sich auch mal ein koreanisches SUV-Modell näher anzusehen.