Als Ninette den Ernst des Lebens kennenlernte
Es sollte ein wunderbarer erster Herbst für das kleine Igelmädchen werden. Doch bis dahin musste es eine wichtige Lektion lernen.
„Ernst!“, rief sie so laut sie konnte. „Eeeernst!“Nichts passierte. Ninette rief und rief, aber da war niemand. Schon gar niemand, der Ernst hieß. „Irgendwann“, murmelte sie schließlich, „erfahre ich, wer er ist und wo er steckt, dieser Ernst.“
In dem Moment raschelte es im Brombeerbusch neben ihr. Eine Katze war auf Mäusejagd. Sie war verärgert über den Krach, den das Igelmädchen machte. Ninette sah in die gefährlich funkelnden Augen des Tiers und rollte sich schnell zu einer Kugel zusammen. „Was soll ich tun?“, fragte sie sich bang. „Flüchten? Oder besser abwarten? Warum hab ich bloß nicht besser aufgepasst!“
Da aber rief eine Menschenstimme laut: „Ernst! Wo steckst du? Eeeernst!“Die Katze zuckte zusammen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Nicht einmal in Ruhe Mäuse jagen konnte man hier. Da würden ihre Menschen aber mit einem Leckerchen bezahlen müssen. Gehorsam mauzte sie und lief zu ihrem Menschen hin.
Ninette blieb noch ein wenig eingerollt. Erst als sie sicher wusste, dass sie wieder allein war, linste sie vorsichtig aus ihrem Stachelkleid heraus. „Das ist also dieser Ernst, der im Herbst beginnen würde“, murmelte sie. „Mama und Papa haben recht, ich sollte mich tatsächlich vor ihm hüten.“
Und was Papa Igel mit diesem ‚im Herbst musst du spuren und dich sputen‘ meinte, würde sie auch noch herausfinden. Aber nicht mehr heute. Denn heute war ein ganz wunderbarer Tag, den Ninette nur noch damit verbringen wollte, im Wald nach leckeren Würmern Ausschau zu halten und mit ihren Geschwistern zu spielen.