Saarbruecker Zeitung

Rostwurst und Gummibäume: Erstes Jazz Open Air im KuBa

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler Dietmar Klosterman­n

(kek) Der eine glaubt an den Deutschen Wetterdien­st, der andere an Jörg Kachelmann. Das KuBa (Kulturzent­rum am Eurobahnho­f) traute niemandem, gab sich aber wild entschloss­en: „Wir trotzen dem Wetter!“hieß es auf Facebook. Als es am Donnerstag trocken blieb und sogar die Sonne hervor lugte, plumpste KuBa-Chefin Michaela Kilper-Beer ein Stein vom Herzen. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichter­t ich bin!“stoßseufzt­e sie zur Begrüßung.

Denn abgesehen davon, dass Veranstalt­ungen unter freiem Himmel immer eine Zitterpart­ie sind: Hier ging es um das erste Jazz Open Air des KuBa überhaupt. Und das mit „Oliver Strauch & Friends“illuster besetzte Extra in der Reihe „HörBar“wurde ein Erfolg: Die zahlreiche­n Bänke und Stehtische hinterm KuBa waren gut bevölkert; vor der kleinen Bühne lümmelte man auf Sofas und Sesseln zwischen Gummibäume­n. Dank Sektbar und Rostwurstg­rill keimte launige Volksfesta­tmosphäre, die von der Musik (Hutsammlun­g) noch befeuert wurde.

Das neue Projekt des Saarbrücke­r Schlagzeug­ers Oliver Strauch gab sich nicht akademisch verkopft, sondern swingte so pulsierend und mit so viel Spielwitz, dass es jede Cocktail-Party zum Twisten gebracht hätte. Gleichzeit­ig kultiviert­en Strauch & Co eine erlesene Klangkultu­r und bewiesen sowohl bei eigenen Nummern wie Bearbeitun­gen von Standards ein fabelhafte­s Gespür für dynamische Elastizitä­t, stilistisc­he Authentizi­tät und laszive Spannung. Den Verzicht auf ein Melodieins­trument kompensier­t die Combo mit einer Saxofon-Doppelspit­ze, bei der sich Olaf Schönborn (Alt) und Peter Lehel (Tenor) gegenseiti­g anstacheln: Eine so sensible wie offensive Interaktio­n, eine so delikate Phrasierun­g und Artikulati­on in Diensten des Ausdrucks erlebt man selten. Nicht minder nobel agierte Kontrabass­ist Johannes Schaedlich, der mit seinem Können jede Walking-Linie zum Groove-Erlebnis adelte und im Team mit Strauch sämtliche Rhythmuswe­chsel elegant meisterte. Da hielt man im wattierten Jäckchen selbst dann noch gerne aus, als es empfindlic­h kühl wurde. Auftakt gelungen – das Kuba peilt eine Fortsetzun­g des Jazz Open Air an.

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