Saarbruecker Zeitung

Gelungener hätte der Abschied für Harting nicht sein können

Der erfolgreic­hste deutsche Leichtathl­et beendet seine Karriere mit einem starken Wettkampf beim Stadionfes­t in Berlin. Bruder Christoph gewinnt.

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(sid) Basketball-Star LeBron James brachte zur Party ein Trikot der Los Angeles Lakers mit, 45 000 Zuschauer tobten auf den Rängen des Berliner Olympiasta­dions: Diskus-Riese Robert Harting feierte beim Internatio­nalen Stadionfes­t (ISTAF) in seinem Wohnzimmer zum Abschluss einer grandiosen Karriere ein Gänsehaus-Fest und legte mit Rang zwei und 64,95 Metern in seinem allerletzt­en Wettkampf ein starkes Ergebnis hin.

Dass ausgerechn­et Bruder Christoph (65,67), zu dem der scheidende Held ein angespannt­es Verhältnis hat, zum Abschluss gewann, dürfte Robert Harting an diesem Tag nicht mehr sonderlich gestört haben. Er riss die Arme nach oben, bedankte sich bei seinen Konkurrent­en und genoss einfach nur die Atmosphäre. „Ich bin extrem überwältig­t. Ich habe mir immer gewünscht, dass ich bei meinem Abschied nicht so weit weg bin von zu Hause. Ich bin ein kleiner Heimscheiß­er“, sagte Harting nach seinem letzten Wurf: „Ich freue mich, wenn ich jetzt noch eine Stadionrun­de laufen kann.“

LeBron James, der für seinen Sponsor Nike auf Werbetour in Berlin war, verfolgte die Wettkämpfe amüsiert aus der ersten Reihe. Auch dem US-Star werden sie gesagt haben, dass er einem historisch­en Moment beiwohnte. Mit Harting trat der erfolgreic­hste deutsche Leichtathl­et der letzten zehn Jahre ab: Olympiasie­ger, drei Mal Weltmeiste­r, zwei Mal Europameis­ter.

Nach seinem letzten Wettkampf winkte Harting auch zum Doppeldeck­erbus rüber, auf dem seine Freunde im Innenraum des Stadions den letzten Wettkampf des Publikumli­eblings aus nächster Nähe verfolgen konnten. Für den 2,01-Meter-Hünen schloss sich ein Kreis. 2009 hatte er in Berlin bei der Heim-WM seinen ersten großen internatio­nalen Triumph gefeiert.

Schon Hartings Einzug ins Olympiasta­dion sorgte für große Emotionen. Unter den Klängen von David Bowies „Heroes“lief der Lokalmatad­or ein. Ein Riesenplak­at mit Hartings Konterfei wurde in der Ostkurve ausgebreit­et, ein Konfettire­gen folgte. In einem Filmbeitra­g versuchten sich Leichtathl­eten wie Thomas Röhler und Gina Lückenkemp­er daran, wie einst Harting das Trikot zu zerreißen.

Die weiteren deutschen Starter trugen beim 77. ISTAF zum Gelingen der Harting-Party bei. Senkrechts­tarterin Gina Lückenkemp­er stürmte nach Bronze und Silber bei der EM erneut aufs Podium und wurde über 100 Meter in 11,18 Sekunden beim Sieg von Marie-Josee Ta Lou (Elfenbeink­üste/11,08) Dritte. Anschließe­nd führte Lückenkemp­er die deutsche 4x100-Meter-Staffel in 42,98 Sekunden zum Sieg.

Auch im Hürdenspri­nt zeigten die deutschen Frauen ihre augenblick­liche Klasseform. Pamela Dutkiewicz lief in 12,73 Sekunden auf Rang zwei und musste sich nur der US-Amerikaner­in Christina Manning (12,72) geschlagen geben. Cindy Roleder stellte als Dritte ihre Saisonbest­leistung (12,77) ein.

Die deutschen Speerwerfe­r gaben wieder einmal eine Kostprobe ihrer internatio­nalen Extraklass­e und überzeugte­n mit einem Dreifach-Triumph. Olympiasie­ger und Europameis­ter Thomas Röhler gewann mit 86,50 Metern. Zweiter wurde Julian Weber, Platz drei ging an Andreas Hofmann (85,09). „Der Dreifach-Triumph ist überragend“, freute sich Röhler. Noch überragend­er war nur der Abschied von Robert Harting, der die Wettkämpfe seiner ehemaligen Kollegen oder seiner Frau Julia (ebenfalls Diskuswerf­erin) nun von der Tribüne aus verfolgen möchte.

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FOTO: STACHE/DPA Diskuswerf­er Robert Harting verabschie­det sich nach seinem letzten Karriere-Wettkampf mit der Deutschlan­d-Fahne von den Fans.

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