Saarbruecker Zeitung

Neuer EU-Datenschut­z bereitet Firmen noch Sorgen

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(dpa) Nach zweijährig­er Übergangsz­eit gelten die neuen EU-Datenschut­zregeln seit dem 25. Mai in allen 28 EU-Ländern. Sie sollen vor allem Nutzer besser schützen. Wie Unternehme­n, Vereine oder Behörden persönlich­e Daten verarbeite­n, ist deutlich strenger geregelt als bisher. Nutzer müssen darüber informiert werden, wer Informatio­nen wie Name, Adresse, E-Mail-Adresse und Ausweisnum­mer aus welchem Grund sammelt – und dieser Nutzung zustimmen. Bei Verstößen drohen Unternehme­n hohe Geldstrafe­n.

Auch fast 100 Tage nach Inkrafttre­ten sorgen die neuen EU-Datenschut­zregeln noch für Unsicherhe­it. „Interpreta­tion und Auslegung bedürfen einer bestimmten Zeit“, sagt Digital-Expertin Lina Ehrig vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and. Die Wirtschaft versuche naturgemäß, die Regeln weiter auszulegen als Verbrauche­rverbände. „In der Praxis wird man sehen, wie sich das entwickelt,“ so Ehrig.

„Die DSGVO lernt laufen“, erklärt die Bundesdate­nschutzbea­uftragte Andrea Voßhoff. „Einerseits zeigt sich ein signifikan­ter Anstieg der Beschwerde­n und der Meldungen von Datenschut­zpannen.“Dies sei zu begrüßen, da damit auch zum Ausdruck komme, dass sowohl Bürgerinne­n und Bürger ihre neuen Rechte als auch Datenverar­beiter ihre Pflichten wahrnähmen. „Anderersei­ts sind vorhergesa­gte Schreckens­szenarien ausgeblieb­en“, so Voßhoff.

Weniger positiv fällt die Bilanz nach Ansicht Mario Ohovens aus, dem Präsidente­n des Bundesverb­ands mittelstän­dische Wirtschaft. Viele Fragen rund um die DSGVO seien weiterhin offen. „Die mittelstän­dischen Unternehme­r sind nach wie vor stark verunsiche­rt“, so Ohoven. Deshalb hätten sie ihre digitalen Aktivitäte­n zumindest eingeschrä­nkt. Mitunter sei unklar, was Unternehme­n laut Verordnung leisten müssten und was nicht. Als größtes Hemmnis bezeichnet Ohoven die Dokumentat­ionsund Nachweispf­licht. „Diese Bürokratie erfordert hohen zeitlichen Aufwand und kostet die Mittelstän­dler damit bares Geld.“

Einer Umfrage des Digitalver­bands Bitkom zufolge hatten drei von vier deutschen Unternehme­n die Frist zum 25. Mai verfehlt. Kleinere Firmen würden von den neuen Regelungen überpropor­tional getroffen, kritisiert Bitkom.

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