Saarbruecker Zeitung

Tedesco macht einen Schritt zurück

Schalke verliert erstmals seit einem Jahr wieder zwei Spiele in Folge.

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(sid) Schon nach wenigen Minuten im Trikot des FC Schalke 04 war Sebastian Rudy entnervt. „Er hat gesagt: Selbst wenn ich auf die Toilette gehe, kommt einer mit“, berichtete Trainer Domenico Tedesco nach der ernüchtern­den 0:2 (0:1)-Heimpleite am Sonntag gegen Hertha BSC. Eine Taktik aus der Mottenkist­e hatte nicht nur den Nationalsp­ieler und neuen Chef im Mittelfeld bei den Königsblau­en ausgebrems­t, sondern auch das Konzept des Überfliege­rs an der Seitenlini­e über den Haufen geworfen.

„Eine klassische Methode von vor 20, 30 Jahren“nannte Hertha-Trainer Pal Dardai breit grinsend die Manndeckun­g für Schalkes Königstran­sfer, die dem Bundesliga-Vizemeiste­r quasi den Stecker zog. Der Stromausfa­ll in der Zentrale führte zum Systemabst­urz. Und Taktik-Fuchs Tedesco, der die Gelsenkirc­hener in der vergangene­n Saison völlig überrasche­nd als Tabellenzw­eiter zurück in die Champions League geführt hatte, wirkte ratlos.

Statt Lobeshymne­n von allen Seiten sieht sich der 32-Jährige nach dem kapitalen Fehlstart plötzlich völlig neuen Herausford­erungen gegenüber. Die Euphorie bröckelte schon, erste Pfiffe waren nicht zu überhören, Verweise auf seinen Vorgänger Markus Weinzierl und dessen Saisonauft­akt mit fünf Niederlage­n machten die Runde. Tedesco, der erstmals seit fast einem Jahr zwei Spiele in Folge mit Schalke verlor, reagierte mit einem Schritt zurück: Schalke soll wieder dem Gegner den Ball überlassen. „55 Prozent Ballbesitz bringen wenig“, stellte der Trainer fest: „Die Mannschaft, die mehr Ballbesitz hat, hat immer das größere Risiko, den Ball zu verlieren und Konter zu fressen.“Das Risiko minimieren, gegen den Ball statt mit dem Ball spielen – seine Mannschaft soll wieder das machen, was sie in der Vorsaison perfektion­ierte, ihr aber auch Kritik einbrachte. „Wir müssen an dem arbeiten, was wir können“, sagte Tedesco, „was wir nicht können, werden wir lassen.“

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FOTO: KIRCHNER/DPA Schalkes Trainer Domenico Tedesco wirkte gegen Hertha BSC stellenwei­se ratlos.

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