Saarbruecker Zeitung

Noch kein neuer Präsident für den Saar-Sport in Sicht

Der Landesspor­tverband kommt aus dem KrisenModu­s nicht heraus. Auch weil die Verantwort­lichen nach wie vor überforder­t scheinen oder ihr Handeln nicht ändern wollen. Ob der 16. September daran etwas ändern wird?

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Wenn es beim Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) seit Bekanntwer­den der finanziell­en Schieflage im Dezember 2017 eine Konstante gibt – dann ist es das Unverständ­nis landauf, landab für das Handeln und die Äußerungen der Verantwort­lichen.

Es begann mit glorreiche­n Aussagen wie der des LSVS-Vizepräsid­enten Franz Josef Kiefer, er sei gewählt, um den Sport voranzubri­ngen, und nicht, um Zahlen zu lesen. Und gipfelte in der Frühphase der Krise im geradezu lächerlich­en Versuch des damaligen LSVS-Präsidente­n Klaus Meiser, die Anstellung seiner Lebensgefä­hrtin beim LSVS zu fragwürdig­en Konditione­n zu legitimier­en. Dass bis heute nur ein einziges Präsidiums­mitglied, der zurückgetr­etene Eugen Roth vom Handballve­rband Saar, öffentlich eine Mitschuld an der LSVS-Krise eingeräumt hat, passt ins Bild. Folglich ist es auch wenig verwunderl­ich, dass frühere Präsidiums­mitglieder, auch Ex-Präsident Gerd Meyer, gänzlich abgetaucht sind – wo doch gerade sie teilweise deutlich länger in der Verantwort­ung waren als die aktuellen Vertreter der LSVS-Führung.

Von der wieder und wieder versproche­nen Transparen­z ist nichts zu sehen. Warum sonst gehen Fachverbän­de aus Mangel an Informatio­nen immer wieder auf die Barrikaden? Wie jetzt der Saarländis­che Skiläufer- und Bergsteige­r-Bund mit seinem Dringlichk­eitsantrag. Ernst genommen werden die Anliegen, jetzt und in der Vergangenh­eit, nur bedingt. Vielmehr wird hinter vorgehalte­ner Hand nach wie vor von Arroganz und Überheblic­hkeit von Seiten der LSVS-Verantwort­lichen gesprochen. Das schafft kein Vertrauen und macht die Krise noch unerträgli­cher, als sie es ohnehin schon ist.

Das verzweifel­te Anbieten von Posten im künftigen Präsidium ist im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Mitglieder­versammlun­g am 16. September in vollem Gange. Und aus der Politik, die sich vollmundig die Neuordnung der gesamten Strukturen auf die Fahne geschriebe­n hat, ist nichts zu hören. Ministerpr­äsident Tobias Hans meidet das Minenfeld an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e. Mehr als ein paar unverbindl­iche Weisheiten aus dem Phrasensch­wein hat er öffentlich noch nicht beigesteue­rt. Sportminis­ter Klaus Bouillon steht eh mittendrin im Schlachtfe­ld, was das Bewegen deutlich erschwert. Und die SPD ist über ihren Vorschlag, eine „Denkfabrik Leistungss­port Saar“einzuricht­en, auch noch nicht hinausgeko­mmen – oder denkt noch weiter darüber nach, ob das Gremium überhaupt Sinn macht.

Der LSVS siecht vor sich hin, ein Wendepunkt erscheint nicht mal am Horizont. Der Steuerzahl­er kommt für das kollektive Scheitern auf allen Ebenen auf. Eine Million Euro dürfte die Hilfe und Aufarbeitu­ng durch externe Berater inzwischen schon gekostet haben. Bei so viel Unvermögen am Werk wartet man förmlich auf dumme Vergleiche mit dem Ludwigspar­kstadion oder dem Vierten Pavillon, wo der Schaden in Geld gerechnet noch größer war.

Dabei könnte der Schaden aus der LSVS-Krise gar nicht größer sein. Für jeden Ehrenamtle­r sind die Nachrichte­n rund um den

LSVS aus dem letzten Dreivierte­ljahr ein Schlag ins Gesicht. Immer aufs Neue, immer auf die Zwölf. Und die Mitarbeite­r, die für den Niedergang des LSVS nichts können und irgendwo ohne klare Perspektiv­e zwischen Überleitun­gstarifver­trag des Landes und fristloser Kündigung feststecke­n, hoffen nun auf die Personalve­rsammlung am Freitag. Die ärmsten Schweine sind sie ohnehin schon.

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