Saarbruecker Zeitung

Deutsche Fußballfra­uen lösen WM-Fahrkarte

Der neue Uefa-Wettbewerb für Nationalma­nnschaften startet morgen. Die Liga ersetzt die bisher bedeutungs­losen Testspiele.

- VON PIRMIN CLOSSE

Die deutsche Frauenfußb­all-Nationalma­nnschaft hat sich für die WM 2019 in Frankreich qualifizie­rt. Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch gewann ihr letztes Qualifikat­ionsspiel auf den Färöer-Inseln mit 8:0.

(sid) Vor dem Auftakt in ein neues Länderspie­l-Zeitalter sind die anfänglich­en Zweifel nicht nur beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) längst großer Vorfreude gewichen. „Wir nehmen die Nations League sehr ernst“, sagt Bundestrai­ner Joachim Löw mit Blick auf den neu eingeführt­en Wettbewerb der Europäisch­en Fußball-Union (Uefa), der ab morgen bis Juni 2019 erstmals ausgetrage­n wird. Präsident Reinhard Grindel ergänzt: „Der zentrale Unterschie­d zu früher ist: Es geht richtig um etwas.“

In den vergangene­n Monaten hatte das neue Wettbewerb­s-Format besonders in Deutschlan­d die Gemüter erhitzt. Allen voran Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge wetterte, dass die Nations League „keiner braucht“– und erhielt dabei Rückendeck­ung von Hans-Joachim Watzke vom Ligarivale­n Borussia Dortmund („Wir haben wahrlich genug Wettbewerb­e“). Selbst Nationalma­nnschafts-Direktor Oliver Bierhoff hatte anfangs noch zugegeben, den Nutzen des neuen Wettbewerb­s nicht zu verstehen und vermutet, dass „die Uefa noch mal Geld erwirtscha­ften“müsse.

Doch nicht nur Bierhoff hat seine Meinung längst geändert und sieht die Nations League inzwischen als Prüfstein und Experiment­ier-Feld zugleich. Dass die damalige DFB-Spitze 2014 in Astana gegen deren Einführung stimmte, scheint längst vergessen. Für die großen Nationen gewinnt das Format seinen Reiz vor allem aus der Möglichkei­t, sich abseits von Europa- und Weltmeiste­rschaften unter Wettbewerb­sbedingung­en zu messen. Die kleineren Nationen freuen sich derweil über die Chance, sich in einem komplizier­ten Modus quasi durch die Hintertür für die nächste Europameis­terschaft zu qualifizie­ren.

Dazu wird die Nations League die bisher üblichen Test-Länderspie­le nahezu nahtlos und termingetr­eu ersetzen. „Es gibt kein einziges zusätzlich­es Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzlich­e Belastung für unsere Nationalsp­ieler“, sagte Grindel bereits vor Wochen, um das Hauptargum­ent der Kritiker zu entkräften. Stattdesse­n soll die europäisch­e Nationenli­ga lediglich das Rad in den Zwischenja­hren der Großereign­isse in Schwung halten. Immer Wettbewerb, keine müden Testkicks mehr, die keiner sehen will – so der viel sprechende Ansatz.

Hierfür wurden die 55 Uefa-Mitglieder gemäß ihrer Stärke in vier Ligen (A bis D) eingeteilt. Innerhalb dieser Divisionen gibt es vier Gruppen mit je drei oder vier Mannschaft­en. In Hin- und Rückspiele­n werden Auf- und Absteiger ermittelt. Die vier Gruppensie­ger der Top-Division A, in der sich Deutschlan­d zunächst mit Weltmeiste­r Frankreich und den Niederland­en misst, qualifizie­ren sich für das Finalturni­er vom 5. bis 9. Juni 2019, bei dem der erste Titelträge­r ermittelt wird. Dazu gibt es in Playoffs im März 2020 vier EM-Startplätz­e zu verteilen, die unter Umständen auch an sehr kleine Nationen aus den unteren Divisionen fallen könnten.

Neben diesem besonderen sportliche­n Anreiz dürften die voraussich­tlich zwei Milliarden Euro aus der TV-Vermarktun­g ihr Übriges dafür getan haben, dass der anfangs so kritisch beäugte Wettbewerb in den meisten Ländern positiv aufgenomme­n wird. Die Prämien, die die Uefa ausschütte­t (siehe auch Text unten), sind da noch nicht eingerechn­et. Die einstige Herzensang­elegenheit des ehemaligen Uefa-Präsidente­n Michel Platini hat inzwischen viele Fürspreche­r. Und das noch bevor der Ball erstmals gerollt ist. Besser könnte das für die Uefa kaum sein.

„Es gibt kein einziges zusätzlich­es Spiel, und es gibt auch keine zusätzlich­e Belastung für unsere Nationalsp­ieler.“

DFB-Präsident Reinhard Grindel

über die neue Nations League

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FOTO: CUNNINGHAM/UEFA VIA GETTY IMAGES/DPA Das Logo ist neu, der Pokal schon gefertigt. Morgen nimmt die neue Nations League ihren Spielbetri­eb auf. Die 55 Länder der Uefa greifen am ersten Doppel-Spieltag ins Geschehen ein.

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