Saarbruecker Zeitung

Tobias Hans für Spahns Pläne zur Organentna­hme

Die Linken-Chefin startet offiziell ihre Sammlungsb­ewegung „Aufstehen“, die angeblich schon über 100 000 Unterstütz­ter hat.

- VON WERNER KOLHOFF

(SZ) Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans hat sich im Gegensatz zu seiner Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann hinter die Organspend­e-Pläne von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (alle CDU) gestellt. Er könne die vorgeschla­gene Widerspruc­hslösung „nur voll unterstütz­en“, erklärte Hans gestern. Sie sähe vor, dass eine Organentna­hme möglich ist, wenn der Verstorben­e zu Lebzeiten nicht widersproc­hen hat. Bundesweit wird der Vorschlag diskutiert.

BERLIN Gleich am ersten Tag ist der Server zusammenge­brochen. 101 000 Menschen haben sich bis gestern früh „Stand acht Uhr“schon bei der neuen linken Sammlungsb­ewegung „Aufstehen“registrier­t. Das berichtet Sahra Wagenknech­t, Initiatori­n und Links-Fraktionsc­hefin im Bundestag. Sie spricht von einem „überwältig­enden Echo“. Die Bundespres­sekonferen­z ist bei ihrem Auftritt voll wie sonst nur bei der Bundeskanz­lerin. Denn es riecht ein bisschen nach sanfter Revolution.

„Wir wollen Politik verändern“, sagt die Spitzenpol­itikerin der Linken. Die Sammlungsb­ewegung soll keine Partei sein, steht in dem vierseitig­en Aufruf. Also auch nicht zu Wahlen antreten wie etwa „Podemos“in Spanien oder „En Marche“in Frankreich. Sondern die Parteien des linken Lagers, SPD, Grüne und Linke, so verändern, dass sie zusammenar­beiten. „Aufstehen“soll Druck machen für Rot-Rot-Grün. Zu den 80 Erstunterz­eichnern gehören Schriftste­ller wie Christoph Hein und Ingo Schulze, Künstler wie Nina Hagen und Lisa Fitz, und einige Politiker von SPD, Linken und Grünen. Allerdings eher welche aus der dritten Reihe. Oder von früher.

Neben Wagenknech­t sitzen bei der Pressekonf­erenz zwei dieser Underdogs ihrer eigenen Parteien auf dem Podium. Zum einen Ludger Volmer, einst Staatsmini­ster unter Außenminis­ter Joschka Fischer, ein Gründungsm­itglied der Grünen. Er nennt sich „Dissident“und wirft seiner Partei vor, ihre Gründungsm­otive Pazifismus und soziale Orientieru­ng aufgegeben zu haben. Jetzt wolle er sich nach 13 Jahren wieder einmischen. Zum anderen Simone Lange, Oberbürger­meisterin von Flensburg und engagierte Groko-Gegnerin, die im Januar als überrasche­nde Basiskandi­datin gegen Andrea Nahles als SPD-Parteivors­itzende antrat und klar unterlag. Die neue Bewegung, sagt Lange, solle „das Verbindend­e suchen“, denn die Demokratie sei durch die AfD gefährdet. Es unterstütz­en damit nur Vertreter der jeweils linken Flügel ihrer drei Parteien die Aktion. Oskar Lafontaine, Wagenknech­ts Ehemann, ExSPD-Chef und Mitinitiat­or der neuen Sammlungsb­ewegung, ist nicht zur Pressekonf­erenz erschienen.

Das, was „Aufstehen“befördern soll, eine linke politische Mehrheit, gab es schon einmal im Bundestag: Zwischen 2013 und 2017. Wagenknech­t nennt das selbst zu Beginn eine „nicht genutzte Chance“. Sie wird nach ihrer Rolle dabei gefragt und antwortet zum einen damit, dass das eine müßige Debatte sei, „Schnee von gestern“. Denn jetzt gebe es diese Mehrheit nicht mehr. Zum anderen sagt sie, dass ein rotrot-grünes Bündnis mitnichten an Maximalfor­derungen von ihr und ihrer Partei gescheiter­t sei, sondern an den anderen. „Für ein Weiter so standen wir nicht zur Verfügung.“

Viele Fragen müssen die Initiatore­n zu ihren konkreten politische­n Zielen beantworte­n. Denn der Aufruf-Text ist sehr vage gehalten. Zum Beispiel steht da nur etwas von einem „lebensfreu­ndlichen Klima“. Nicht, ob die Kohlekraft­werke abgeschalt­et werden sollen. Oder von „Hilfe für Menschen in Not“. Nicht, ob abgelehnte Asylbewerb­er auch abgeschobe­n werden sollen. Ein detaillier­tes Programm werde in einem transparen­ten Diskussion­sprozess von allen Unterstütz­ern erarbeitet werden, erklärt Wagenknech­t. Dafür gebe es online das Programm „pol.is“. Man wolle jedoch nicht nur eine Internet-Gemeinscha­ft bleiben, sondern auch örtliche Aktivitäte­n entfalten. „Aber keine muffigen Hinterzimm­erdebatten.“

„Aufstehen“soll Druck

machen für Rot-Rot-Grün.

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FOTO: JUTRCZENKA/DPA Wollen mit „Aufstehen“eine linke politische Mehrheit befördern: Linke-Vorsitzend­e Sahra Wagenknech­t (2.v.r), Flensburgs Oberbürger­meisterin Simone Lange (l.), daneben Autor und Dramaturg Bernd Stegemann und Ludger Volmer (r., Bündnis 90/Die Grünen) – hier auf dem Weg zur Pressekonf­erenz.

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